"Ich glaube, der Trainer übertreibt ein bisschen. Vielleicht ist er zu empfindlich. Es ist ja keiner ermordet worden und es gab auch keine Tätlichkeit. Es waren Meinungsunterschiede da, unter Männern spricht man drüber und dann geht man auseinander und versucht, es in der Zukunft besser zu machen", wird Beckenbauer in der "Bild" zitiert.
Van Gaal scheint den Konflikt aber persönlich zu nehmen. Am Mittwochabend sagte er, dass die Kritik von Hoeneß zwar nicht seine Arbeit beeinflusse, sehr wohl aber seine Person. Am Dienstag zeigte sich der Niederländer "sehr enttäuscht" über die Kritik von Hoeneß. "Ich bin sehr erstaunt, dass ein Präsident von einem Verein wie dem FC Bayern München in dieser schwierigen Phase mit neun verletzten Spielern so etwas sagt", erklärte der Niederländer.
Er sei seit etwas über einem Jahr Trainer des FC Bayern und stolz und froh darüber. Daher wolle er einem Mann wie Hoeneß, der so lange im Klub ist, "nicht widersprechen". "Das kann ich eigentlich nicht, weil ich nur ein Jahr und drei Monate hier beschäftigt bin. Aber ich finde, dass ein Mann mit so viel Bedeutung für Bayern München auch die Konsequenzen von seinen Aussagen bedenken muss", sagte Van Gaal mit Blick auf das mediale Echo der Hoeneß-Schelte.
Hoeneß hatte kritisiert, Van Gaal, der seinen Vertrag kürzlich bis 2012 verlängert hat, nehme keine fremden Meinungen an. Konkret erwiderte der Bayern-Coach die Kritik, falsch mit den Spielern aus der zweiten Reihe umgegangen zu sein. "Zweite-Reihe-Spieler sind nicht meine Worte. Ich habe die Perspektiven offen gehalten für diese Spieler", sagte er und wies auf die erfolgreiche Bilanz hin. "Ich denke, dass es jetzt vernünftiger ist, über Cluj zu sprechen als über meinen Präsidenten."
Habe mit ihm nicht mehr viel zu besprechen"
"Es ist schwierig, mit ihm zu reden, weil er anderer Leute Meinungen nicht akzeptiert", hatte Hoeneß am Sonntagabend im Pay-TV-Sender Sky über Van Gaal erklärt. "Ich habe mit ihm nicht mehr viel zu besprechen. Es ist ähnlich wie bei Felix Magath: Ein Fußball-Verein darf heutzutage keine One-Man-Show mehr sein."
Für viele kam die Kritik zwei Tage nach dem 4:2-Erfolg gegen Freiburg überraschend. Für Hoeneß aber war sie nur konsequent. "Ich will ja noch deutscher Meister werden, da muss man Reizpunkte setzen", sagte er. Der einstige Manager machte sich mit Martin Demichelis, Mario Gomez, Anatoli Timoschtschuk und Toni Kroos für die Spieler aus der zweiten Reihe stark, die den Münchnern am Freitagabend gegen Freiburg den Sieg bescherten. "Jetzt zeigt sich plötzlich, dass die Spieler sehr brauchbar sind", sagte Hoeneß. "Da ist dem einen oder anderen bei uns Unrecht geschehen."
Hoeneß war sich sicher, dass Van Gaal seine Kritik nicht annehmen wird. Aber: "Er wird sie aufnehmen, und er wird damit leben müssen", sagte Hoeneß, der auch einen kleinen Einblick in die Zusammenarbeit der beiden meinungsstarken Fachleute gegeben hatte. "Er gibt dir immer das Gefühl: Du bist ein guter Kerl, ich respektiere dich, aber ich setze meinen Kopf durch."
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