„So schlimm wird‘s schon nicht werden“ ist ein hierzulande oft gehörter Ausdruck. Wie „Schau mer mal“. Und mit einer im Ländervergleich gewissen Gelassenheit schätzten Herr und Frau Österreicher zu Beginn der Corona-Pandemie offenbar auch die Gefährlichkeit des SARS-CoV-2-Virus ein. Weniger als ein Drittel der Österreicher hielt das neue Coronavirus Ende März für ein großes Gesundheitsproblem, im April waren es noch weniger. Zum Vergleich: In Großbritannien taten dies 72 Prozent, heißt es in einer Studie im Fachblatt „PNAS“.
Ein Forschungsteam um Paola Profeta von der Bocconi-Universität in Mailand verglich die Ergebnisse zweier Befragungen, die Ende März und Mitte April in acht Ländern durchgeführt wurden. In Österreich nahmen insgesamt 2000 Personen daran teil. Zusammen mit den Daten aus Australien, Frankreich, Deutschland, Italien, Neuseeland, Großbritannien und den USA waren es 21.649 Befragte.
Österreicherinnen anfangs besorgter als Männer
Am augenscheinlichsten traten für die Wissenschaftler Geschlechterunterschiede zutage: „Wir zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen Covid-19 als gravierendes Gesundheitsproblem wahrnehmen, höher ist, und dass sie den Einschränkungsmaßnahmen der Politik eher zustimmen und sich daran halten“, schreiben die Forscher. Bezüglich der Einschätzung der Gefährlichkeit nach Geschlechtern tanzt Österreich als einziges Land aber etwas aus der Reihe.
Betrachteten Frauen bei der ersten Befragungswelle das Virus im Mittel noch signifikant öfter als gefährlicher als Männer, verschwand dieser Unterschied im zweiten Untersuchungszeitraum und drehte sich sogar ganz knapp um.
Besorgtheit blieb in stärker betroffenen Ländern höher
Über alle untersuchten Länder hinweg gingen die Annahmen zur Gefährlichkeit zwischen den Befragungen merklich zurück. Sahen zuerst 60 Prozent der Frauen und knapp unter 50 Prozent der Männer eine große Gefahr von dem Virus ausgehen, reduzierten sich diese Werte mit der Zeit um rund 15 Prozentpunkte, schreiben die Wissenschaftler. Auffällig höher blieben sie in Großbritannien und den USA sowie etwas weniger ausgeprägt in Italien und Frankreich - also stärker betroffenen Staaten. In Österreich oder Deutschland sanken sie deutlich.
Frauen halten Maßnahmen eher ein als Männer
Die Zustimmung zu Einschränkungsmaßnahmen wie Schulschließungen, Reiseeinschränkungen oder Quarantänebestimmungen lag bei Frauen durchwegs etwas höher. Auch hier war eine Abnahme der Zustimmung über beide Geschlechter hinweg zu beobachten. Österreich lag in der ersten Befragung im internationalen Schnitt und bei der zweiten ein Stück darunter. Beim Befolgen der Maßnahmen zeigte sich ein ähnliches Bild, wobei hier die Geschlechterschere vor allem in Deutschland, Österreich und den USA zum Zeitpunkt der zweiten Befragung am deutlichsten aufging.
Länder mit Frauen an der Spitze effektiver im Kampf gegen Pandemie
Die nahezu durchgehenden Geschlechterunterschiede bezüglich der Einschätzung der Gefahr, bei der Zustimmung zu und beim Befolgen der Maßnahmen könnten dabei helfen, Unterschiede bei der Covid-19-Sterblichkeit und -Anfälligkeit zu erklären, meinen die Autoren. Ihre Beobachtungen gingen auch mit der Einschätzung von Kommentatoren einher, dass Länder, die von Frauen geführt werden (wie Angela Merkel in Deutschland und Jacinda Ahern in Neuseeland), „generell effektiver auf die Pandemie reagierten“.
Dagegen würden einige Länder, die sehr schlecht durch die Krise kommen, wie die USA oder Brasilien, „von Männern geführt, die ihre Maskulinität stark betonen, und etwa das Tragen von Masken zur Prävention ablehnten“.
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