Teamchef im Interview

Triple & Transferwirbel! So denkt Foda über Alaba

Fußball International
28.08.2020 11:25

ÖFB-Teamchef Franco Foda freut sich auf die Rückkehr auf den Trainingsplatz. Am Montag trifft das österreichische Fußball-Nationalteam nach mehr als neun Monaten Pause wegen der Coronavirus-Pandemie in Pörtschach erstmals wieder zusammen. Mit Marko Arnautovic und David Alaba fehlen die beiden größten Namen. Foda spricht vor den Nations-League-Spielen am 4. September in Oslo gegen Norwegen und am 7. September in Klagenfurt gegen Rumänien im APA-Interview dennoch über Österreichs Triple-Sieger, dessen Rolle als Bayerns Abwehrchef und einen möglichen Klub-Wechsel des ÖFB-Stars.   

Frage: Genau 286 Tage werden es am Montag sein, dass Sie zuletzt ihre Teamspieler versammelt haben. Was hat Ihnen am meisten gefehlt?
Foda: „Die Arbeit auf dem Platz, mit den Spielern auf dem Platz zu kommunizieren und ihnen wieder unsere Ideen von Fußball zu vermitteln. Dazu kommen die soziale Kommunikation und natürlich Spiele, in denen es um etwas geht.“

Durch die Verschiebungen wartet ein sehr intensiver Herbst mit acht Länderspielen. Worauf wird Ihr Fokus liegen, auch vorausschauend auf das wichtige Jahr 2021?
„Die Zeit bis Dezember wird für Spieler, die international tätig sind und im Nationalteam, generell sehr intensiv. Wir wollen trotzdem immer versuchen, die besten zu nominieren. Wir wollen in unserer Nations-League-Gruppe den ersten Platz belegen und uns einspielen für das kommende Jahr. Da warten wichtige Aufgaben mit der WM-Qualifikation und dem Highlight Europameisterschaft. Die nächsten Lehrgänge im September, Oktober, November sind nicht einfach - aber für alle Nationalteams, weil die Spieler sehr hoch beansprucht sind.“

Neben Marko Arnautovic fehlt auch David Alaba. Welche Auswirkungen hat das auf Ihre Mannschaft?
„Beide Spieler sind ganz wichtige Bestandteile. Marko hätte bei seiner Rückkehr nach China 14 Tage in Staatsquarantäne müssen. David war hoch belastet in den letzten Wochen und Monaten, dazu hatte er immer wieder leichte Probleme mit den Adduktoren. Ich glaube, dass es auch für Nationaltrainer in dieser schwierigen Zeit wichtig ist, vorausschauend zu denken. Da geht es auch um die Gesundheit der Spieler - für den Herbst und die nächsten Länderspiele. Man hat auch eine Verantwortung gegenüber den Spielern. Das ist in diesen Zeiten noch einmal anders, als es vor Corona war.“

Warum haben Sie David Alaba ursprünglich nominiert? Seine hohe Belastung war ja absehbar.
„Ich wollte erst einmal die Champions League abwarten. Dann habe ich mit (Bayern-Trainer) Hansi Flick und auch mit David selbst lange telefoniert. Es ging nicht nur um die Belastung. Die war hoch, das ist klar. Er hatte aber auch immer wieder kleinere Probleme mit den Adduktoren, von denen ich so nicht gewusst habe. Er hat trotz dieser Probleme immer gespielt, das kann man auch mit kleineren Blessuren. Es bedarf jetzt aber einer Regenerationsphase, sonst hätten wir vielleicht eine größere Verletzung bei ihm riskiert - und das wollten wir nicht.“

Bei Bayern München ist er im vergangenen Jahr zum Abwehrchef aufgestiegen. Was kann David Alaba als Innenverteidiger, das andere Innenverteidiger nicht können?
„David hat im Nationalteam noch nie Innenverteidiger gespielt. Aber er ist ein intelligenter Spieler, der ein Spiel generell gut lesen kann, der technisch versiert ist. Er kann auf zwei, drei Positionen sehr, sehr gut spielen. Das ist nicht normal. Er hat eine super Spieleröffnung, aber auch defensiv war er sehr stabil in Verbindung mit den anderen Verteidigern. Er ist gereift, Vater geworden. Auch zu Hause muss man Verantwortung übernehmen. Das sieht man alles auf dem Platz.“

Wie bewerten Sie seine Vertragssituation?
„Diese Entscheidung muss David ganz alleine treffen in Verbindung mit seinem Berater oder auch seinen Eltern. Ich denke, dass er erfahren genug ist. Was jetzt diskutiert wird, ist ganz normal. Wenn bei einem Spieler dieser Qualität ein Vertrag in einem Jahr ausläuft, ist ein Verein wie Bayern München bestrebt, diesen unbedingt zu verlängern. Auf der anderen Seite ist David, der sich Gedanken über seine Zukunft macht.“

Ihre eigene Zukunft ist bereits geklärt, Sie haben zumindest bis Ende 2021 beim ÖFB verlängert. Wie schwierig wird es, die beiden großen Ziele des nächsten Jahres unter einen Hut zu bekommen?
„In der WM-Quali warten ganz wichtige Spiele, da wollen wir das Optimum erzielen - das wäre die WM in Katar. Die Möglichkeit, vor der EURO in Testspielen etwas zu probieren, gibt es also nicht. Du bist immer pausenlos unter Druck, kannst dich nicht in Ruhe auf die EM vorbereiten. Das ist nicht ideal. Deswegen sind die Spiele jetzt im Herbst extrem wichtig. Wir wollen auf der einen Seite gut performen. Auf der anderen ist es ganz, ganz wichtig, dass wir diese Zeit nutzen. Die Mannschaft muss selbstbewusst und frech auftreten. Dazu wollen wir unser System weiterentwickeln, variabel sein, flexibel.“

Wie soll dieser Spagat gelingen, sportlich erfolgreich zu sein, aber auch die Entwicklung im Auge zu behalten?
„Man muss dem einen oder anderen Spieler die Möglichkeit geben zu spielen, auch Neulingen. Man kann nur mit neuen Spielern zur EM gehen, wenn sie sich davor auch zeigen konnten. Das ist der Spagat, den wir eingehen müssen - auch mit dem Gedanken, dass die Ergebnisse einmal nicht optimal sind. Damit muss man rechnen. Es ist eine außergewöhnliche Zeit, eine außergewöhnliche Situation mit außergewöhnlichen Maßnahmen. Mit Corona kann jeden Tag etwas passieren. Es kann sich jemand infizieren, dann muss man sofort reagieren. Aufgrund der Situation haben jetzt auch jüngere Spieler die Chance, sich zu zeigen und vielleicht dann auch Fuß zu fassen im Nationalteam. Es geht immer wieder ein neuer Stern auf.“

Wie wichtig ist es grundsätzlich, dass es wieder Länderspiele gibt?
„Das Wichtigste war, dass der Fußball zurückgekehrt ist nach dem Lockdown. Es waren viele skeptisch, aber letztendlich hat es sich gelohnt. Man hat gesehen, dass alle Mannschaften sehr diszipliniert und verantwortlich mit der Situation umgegangen sind. Das Nationalteam ist das Höchste im Land, ein Aushängeschild. Man merkt, dass sich die Fans darauf gefreut haben. Jetzt gilt es, step by step zur Normalität zurückzukehren, sukzessive wieder Zuschauern ins Stadion zu lassen. Zum Fußball gehören die Fans, das ist der richtige Fußball. Der Fußball hat auch in der Champions League und in der Meisterschaft gelebt. Es gab viele gute und auch intensive Spiele, aber die Fans fehlen.“

Was sind Ihre konkreten Ziele für die beiden anstehenden Spiele gegen Norwegen und Rumänien?
„Es ist die DNA jedes Fußballers und jedes Trainers: Wir wollen Spiele gewinnen. Aber darüber hinaus müssen wir schauen, dass wir schnell wieder eine Mannschaft finden, die gut organisiert ist, die mit viel Elan, Tempo und Dynamik nach vorne spielt. Es geht auch darum, wie wir uns präsentieren. Wir wollen immer aktiv sein im Ballbesitz, aber auch im Spiel gegen den Ball, und schnell umschalten in beide Richtungen.“

Wie würden Sie die Favoritenrolle in der Gruppe mit Nordirland als drittem Gegner aktuell einschätzen?
„Ausgeglichen. Ich denke, da gibt es jetzt keinen absoluten Topfavoriten. Da entscheiden die Tagesverfassung und kleine Details.“

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(Bild: KMM)



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