Doppelhelixtreppe

Inszenierung von Waltz: Bühnenbild abgekupfert?

Oscar-Preisträger Christoph Waltz inszenierte die Beethoven-Oper „Fidelio“. Jenes Architekturbüro, das für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet, siehen sich nun mit einem Plagiatsvorwurf konfrontiert.

(Bild: APA/THEATER AN DER WIEN/MONIKA RITTERSHAUS, APA/ROLAND SCHLAGER, krone.at-Grafik)

Im März erlebte der von Christoph Waltz inszenierte „Fidelio“ aus dem Theater an der Wien trotz Corona-Sperren immerhin als TV-Übertragung im ORF eine kleine Premiere. Die Beethoven-Oper beeindruckte damals nicht zuletzt durch das gewaltige Bühnenbild einer Doppelhelixtreppe des US-deutschen Architekturbüros Barkow Leibinger. Just gegen dieses wird nun ein Plagiatsvorwurf erhoben.

Aufgedeckt hat die Causa die Klassikzeitschrift „Crescendo“. Demnach gleicht die weiße Bühnenanlage des 1993 in Berlin gegründeten Büros frappant einer Studie für eine Bibliothek des US-Architekten Khoa Vu aus dem Jahr 2013. „Ich war schockiert, als ich die Bilder gesehen habe. Man muss ernsthaft davon ausgehen, dass Barkow meine Idee kopiert hat“, stellte Vu gegenüber dem Magazin eine Zusammenarbeit in Abrede.

Fotoprobe von „Fidelio“ im Theater an der Wien

(Bild: APA/MONIKA RITTERSHAUS)

Studie des US-Architekten Khoa Vu

(Bild: Screenshot www.khoavu.com)

Architekten weisen Vorwürfe zurück
„Hiermit weisen wir die gegen uns vorgebrachten Plagiatsvorwürfe zurück“, beschied das Büro Barkow Leibinger in einer Stellungnahme. „Wir wollen nicht ausschließen, dass das von Herrn Khoa Vu stammende Bild, das als Vergleich herangezogen wird, im Rahmen unserer Recherche, auch zu anderen Projekten, gesehen wurde und daher bekannt war. Allerdings können wir auch sagen, dass das Bild im Entstehungsprozess des Bühnenbildentwurfs keine weitere Rolle gespielt hat.“

Christoph Waltz mit Intendant Roland Geyer und Dirigent Manfred Honeck im Theater an der Wien

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Ursprünglich habe man auch eine Drehbühne einsetzen wollen, was sich dann technisch und finanziell als zu aufwendig herausgestellt habe, aber einen anderen Eindruck ergeben hätte. Das zum Vergleich mit Vu herangezogene Bild aus dem „Fidelio“ stelle nur eine Momentaufnahme dar. „Unserer Auffassung nach handelt es sich bei beiden Architekturen um Originale“, so Barkow Leibinger. Man sei nun mit dem Architekten Khoa Vu in Verbindung getreten.

Christoph Waltz hatte die Inszenierung des „Fidelio“ am Theater an der Wien im Beethovenjahr 2020 übernommen. Es ist die dritte Opernregie des  österreichischen Schauspielers und Oscar-Preisträgers.