Dutzende Verletzte

In Menge gerast: Ermittler glauben an Absicht

Ausland
25.02.2020 08:46

Nach dem schockierenden Zwischenfall, bei dem ein Pkw während eines Rosenmontagszugs in Nordhessen in eine Menschenmenge gerast ist und mehr als 50 Menschen, unter ihnen mehr als ein Dutzend Kinder, teils schwer verletzt hat, hoffen die Fahnder, mehr über das Motiv des mutmaßlichen Täters zu erfahren. Nach Polizeiangaben soll der als 29-jähriger Maurice P. identifizierte Mann vorsätzlich in die Menge gefahren sein. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Hinweise auf eine politisch motivierte Tat gibt es nicht.

Am Montag war ein silberfarbener Mercedes in der Kleinstadt Volkmarsen in eine Menschenmenge gerast. Dabei wurden nach aktuellen Erkenntnissen mehr als 50 Menschen verletzt. Dienstagfrüh schrieb die Polizei Nordhessen auf Twitter von 35 Personen, die sich im Krankenhaus zur Behandlung befinden. Weitere 17 Opfer wurden ambulant behandelt und konnten das Spital bereits wieder verlassen. Die Zahl der verletzten Kinder gab die Polizei aktuell mit 18 an.

„Die Leute sind wie Papier durch die Luft geflogen. Ich habe jetzt noch zittrige Knie“, schilderte ein Augenzeuge gegenüber der „Hessenschau“ die dramatischen Momente, als der Wagen durch die Menge raste. „Es war schrecklich anzusehen“, sagte Landrat Reinhard Kubat. Als der SPD-Politiker in Volksmarsen eintraf, lagen Opfer noch am Boden, auch Kinder. Sie seien aber bereits zugedeckt und notärztlich versorgt worden. „Und wir haben keine Toten zu beklagen. Das ist ja auch eine gute Nachricht“, so Kubat.

Wütende Zeugen wollten Fahrer vor Festnahme verprügeln
Auch der Fahrer, der 29 Jahre alte Maurice P. aus Volkmarsen, wurde verletzt. Wie die „Bild“ berichtete, liegt der Mann mit schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus. Er soll einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, sobald sein Gesundheitszustand dies zulasse. Die zersplitterte Windschutzscheibe seines Wagens zeigt, wie groß die Wucht des Aufpralls bei der Raserei durch die Menge gewesen sein muss. Auf dem Gehsteig vor einem Supermarkt kam der Mercedes zum Stehen. Polizeibeamte zerrten den Fahrer vom Lenkrad und schoben ihn in einen Streifenwagen. Aufgebrachte Zuschauer hätten sich zu diesem Zeitpunkt rund um den Wagen versammelt, lautstark ihrer Wut Ausdruck gegeben und dem Fahrer Prügel angedroht.

Fahrer war polizeibekannt
Wie mehrere deutsche Medien unter Berufung auf die Polizei berichten, glauben Ermittler, dass der Mann vorsätzlich gehandelt hat. Hinweise auf eine politisch motivierte Tat gibt es nicht. Womöglich hätten psychische Probleme eine Rolle gespielt. Laut Augenzeugen war die Kreuzung, an der das Auto in die Menge fuhr, durch zwei Polizeitransporter versperrt. Der Fahrer umfuhr demnach absichtlich die Fahrzeuge. Der 29-Jährige war den Behörden nach ersten Erkenntnissen nicht als Extremist bekannt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Allerdings war er der Polizei in der Vergangenheit durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung aufgefallen.

Zweiter Festgenommener filmte Aktion
Unklar ist auch, was es mit einer weiteren Festnahme auf sich hatte. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen soll der zweite Festgenommene hinter dem Auto gefilmt haben - demnach ist aber noch unklar, ob als Schaulustiger oder als Eingeweihter.

Die Polizei warnte vor dem Verbreiten angeblicher Fotos des Täters. „Bei der abgebildeten Person handelt es sich definitiv nicht um den Täter“, schrieb die Polizei Nordhessen am späten Montagabend bei Twitter über ein Foto, das in sozialen Medien und auch bei einigen deutschen Medien kursierte. „Teilen Sie keine Falschnachrichten!“, hieß es.

Kanzlerin Merkel bedankt sich bei Einsatzkräften
Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte nach der Tat bestürzt. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten von Volkmarsen und ihren Angehörigen“, ließ Merkel am Montagabend über die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer auf Twitter erklären. „Ich wünsche allen baldige und vollständige Genesung.“ Die Kanzlerin richtete zudem der Polizei und allen medizinischen Einsatzkräften ihren „herzlichen Dank“ aus.

Frankfurter Fastnachtszug soll stattfinden
Der beliebte Frankfurter Fastnachtszug im Stadtteil Heddernheim („Klaa Paris“) soll am Faschingdienstag dennoch starten. Der Vorstand habe einstimmig beschlossen, „wir werden Fastnacht feiern“, sagte der Vorsitzende der Zuggemeinschaft, Ulrich Fergenbauer, am Montag dem „Hessischen Rundfunk“.

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