Beruhigung naht

Sturmtief „Petra“ bäumt sich noch einmal auf

Österreich
05.02.2020 09:36

Immer noch wütet Sturmtief „Petra“ in weiten Teilen Österreichs. Nachdem bereits am Dienstag ein Todesopfer zu beklagen war und die die heimischen Feuerwehren bei Windspitzen von bis zu 145 km/h zu zahlreichen Einsätzen ausrücken mussten, startete auch der Mittwoch mit teils kräftigen Sturmböen, zeitweisen Regenschauern und kräftigem Schneefall. Doch ein Ende des stürmischen und niederschlagsreichen Wetters ist langsam in Sicht.

Die Helfer waren am Dienstag im gesamten Land gefordert - allein in Wien wurden bis zum Nachmittag rund 300 Einsätze gezählt, ehe sich die Lage im Laufe der Abendstunden und der Nacht etwas zu beruhigen begann. Unter anderem landeten Bäume auf Autos, ein Gebäude musste vorübergehend evakuiert werden, da eine Feuermauer auf das Haus zu stürzen drohte.

Jedoch gab es auch einen heiklen Einsatz im Umspannwerk in der Wiener Westeinfahrt. Dort hatten sich aufgrund der heftigen Böen Blechteile eines Daches gelöst. Diese drohten in die elektrische Anlage geweht zu werden, weshalb ein rascher Einsatz der Berufsfeuerwehr nötig war. Gefährliche Szenen spielten sich außerdem auf einem Hausdach im Bezirk Landstraße ab. Eine Pergola hatte sich auf einer Terrasse selbstständig gemacht, das lose Objekt drohte heruntergeweht zu werden und musste deshalb von den Helfern unter Zuhilfenahme einer Drehmast-Teleskopbühne gesichert werden.

Baggerfahrer ertrunken
Auch ein Unwettertoter war am Dienstag zu beklagen - ein 52-Jähriger wollte im oberösterreichischen Mühlviertel händisch Verklausungen in der Gusen lösen, verlor das Gleichgewicht, stürzte in die Fluten und wurde mehrere Kilometer mitgerissen - für ihn kam jede Hilfe zu spät.

CO-Vergiftung in Energetikerpraxis
Noch rechtzeitig gerettet werden konnten hingegen drei Frauen in einer Energetikerpraxis im Bezirk Ried im Innkreis. Rauchgase eines Kachelofens hatten wegen des heftigen Sturms und des niedrigen Luftdrucks nach Angaben der Einsatzkräfte nicht richtig abziehen können und sich in den Räumlichkeiten ausgebreitet. Eine Frau, die am Vormittag in den Warteraum kam, hörte laute Schreie und Klopfen aus dem Behandlungsraum dringen, fand kurz darauf die 65-jährige Energetikerin bewusstlos am Boden vor. Eine weitere Patientin, die gerade in Behandlung war und um Hilfe geschrien hatte, sprach ebenfalls von Beschwerden. Beim Eintreffen der Feuerwehrhelfer sollte wenig später der CO-Warner anschlagen - und damit den Verdacht der Kohlenmonoxidvergiftung der beiden Frauen bestätigen.

Böen führten zu Unfällen
Glimpflich davon kam hingegen der Lenker eines Klein-Lkw im Burgenland. Das Fahrzeug des Mannes wurde auf der B50 zwischen Jois und Winden im Bezirk Neusiedl am See von einer Windböe erfasst und umgeworfen. Der Klein-Lkw schlitterte in der Folge in den Straßengraben - der Fahrer blieb nach Angaben der Helfer unverletzt.

Umgestürzte Bäume, beschädigte Dächer, Stromausfälle
Auch mit Stromausfällen durch auf Leitungen gefallene Bäume waren die Helfer konfrontiert, etwa in Niederösterreich, in der Steiermark oder in Salzburg. Ebenso galt es, beschädigte Dächer zu reparieren, blockierte Straßen und Zugstreckenabschnitte wieder freizulegen.

Stürmische Bilanz
Laut Bilanz der Österreichischen Unwetterzentrale seien die größten Windgeschwindigkeiten aller offiziellen Wetterstationen am Dienstag auf der Buchbergwarte im Wienerwald gemessen worden. „Mit 145 km/h tobte der Sturm hier“, sagt Manfred Spatzierer, Chefmeteorologe der Österreichischen Unwetterzentrale. „Mehr als 130 km/h gab es aber beispielsweise auch auf dem Feuerkogel, dem Galzig und auf der Wiener Jubiläumswarte.“

Noch extremere Windgeschwindigkeiten wurden von einzelnen Stationen der Lawinenwarndienste gemessen: So registrierte die Station am Wetterkoglerhaus im Wechselgebiet Böen von knapp 200 km/h, mehr als 200 km/h gab es sogar am Gipfel des Schneebergs, dann gab der Windmesser „wohl sturmbedingt den Geist auf“, hieß es.

Neuschnee, dann Wetterberuhigung
Der Mittwoch verläuft vielerorts weiterhin recht stürmisch, im östlichen Flachland, am Alpenostrand sowie in den Nordföhntälern von Osttirol bis zum Grazer Bergland werden wohl noch immer Böen bis zu knapp 100 km/h erwartet.

Und auch der Schneefall bleibt Thema, vor allem vom Bregenzerwald bis zum Mariazellerland - hier können stellenweise bis zu 15 Zentimeter Schnee fallen, in etwas höheren Lagen könnten sogar bis zu 25 Zentimeter zusammenkommen. Im Laufe des Tages stellt sich dann Wetterberuhigung ein, der Schneefall lässt langsam nach. Die restliche Woche zeigt sich dann bereits wieder von ihrer freundlicheren Seite. So steigt der Luftdruck von Westen her wieder deutlich an, „ruhiges und vielerorts sonniges Winterwetter ist die Folge“, so die Ubimet-Prognose. Erst am Beginn der nächsten Woche „kündigt sich wieder eine stürmische Wetterphase an“.

Nach dem kurzen Temperatursturz am Dienstag steigen auch die Temperaturen wieder und erreichen in den kommenden Tagen „wieder leicht überdurchschnittliche Werte“ mit bis zu zehn Grad plus. Vorfrühlingshafte 13 Grad könnte uns der Sonntag bescheren: „Dem Schnee geht es also in den tiefer gelegenen Tälern wieder an den Kragen“, so die Ubimet-Experten.

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