Mehr als 150 km/h!

Tief „Petra“ wütet mit orkanartigen Sturmböen

Österreich
04.02.2020 14:21

Turbulentes Wetter am Dienstag in Österreich: Tief „Petra“ sowie dessen zugehörige markant ausgeprägte Kaltfront bringen verbreitet starken Wind und Niederschlag. Seit den frühen Morgenstunden wütet der Sturm in weiten Teilen des Landes. Tausende Haushalte in Ober- und Niederösterreich waren Stunden ohne Strom. Mit Böen von mehr als 150 km/h ist das Sturmtief in den vergangenen 24 Stunden über den Semmering in Niederösterreich gefegt. Auch große Neuschneemengen kommen dazu, erst am Mittwoch beruhigt sich die Situation wieder.

Polare Kaltluft sorgte am Dienstag für einen markanten Wetterumschwung. Besonders turbulentes, niederschlagsreiches Wetter gab es nördlich und entlang des Alpenhauptkammes, die Schneefallgrenze sank im Laufe des Tages bis in viele Täler. In Oberösterreich wütete der Sturm besonders heftig. Insbesondere im Innviertel kam es aufgrund der Böen zu großflächigen Stromausfällen. Mit 140,4 km/h brauste der Wind auf dem Feuerkogel am Traunsee auf einer Seehöhe von 1618 Metern.

Entwurzelte Bäume in Salzburg
In Salzburg wurden durch die Sturmfront Bäume entwurzelt oder geknickt. Im Flachgau und Tennengau kam es zu Stromausfällen, betroffen waren rund 1500 Haushalte. Die stärksten Sturmböen dürften eine Geschwindigkeit von 100 bis 110 km/h erreicht haben. Die höchste gemessene Windgeschwindigkeit in den Niederungen gab es in Mattsee (Flachgau) mit 90 km/h, am Salzburger Flughafen waren es 85 Stundenkilometer, sagte Bernhard Niedermoser von der ZAMG Salzburg. Laut Niedermoser ist der stärkste Sturm bereits durchgezogen. Tagsüber bleibe es aber windig, mit Spitzen von 60 bis 70 km/h.

Parks in Wien geschlossen
Am Vormittag erreichten die heftigen Sturmböen Wien. Der Tiergarten Schönbrunn sowie der Schlosspark blieben aus Sicherheitsgründen geschlossen. Zudem riegelten die Bundesgärten den Augarten, den Burggarten, den Volksgarten und das Grünareal im Schloss Belvedere ab. Auch der Lainzer Tiergarten wurde für Besucher gesperrt. Die Sperren bleiben aufrecht, bis die ZAMG Entwarnung gibt. Dann fänden Begehungen in den betroffenen Arealen statt, im Zuge derer der Baumbestand kontrolliert werde. Ist alles okay, werden die Erholungsflächen wieder zugänglich gemacht, hieß es.

Wiens Forstdirektor Andreas Januskovecz warnte auch vor Spaziergängen im Wienerwald. Bei Sturmspitzen von mehr als 100 km/h sei dies mitunter lebensgefährlich, da Äste herabfallen oder ganze Bäume umstürzen könnten.

Zudem sorgte der Sturm für einige Verkehrsbehinderungen im Stadtgebiet. An der Westeinfahrt bildete sich in der Hadikgasse wegen einer Sperre aufgrund eines umgestürzten Baumes gegen 10 Uhr ein Stau, der laut ÖAMTC am Vormittag bis zur U4-Station Meidling reichte. Da eine Oberleitung beschädigt wurde, gab es auch Einschränkungen beim Öffi-Verkehr.

Es stürmt! Den tierischen krone.at-Mitarbeitern „Semmel“ und „Fanni“ wehte der Wind heute um die Ohren:

In Niederösterreich musste die Feuerwehr zu gut 200 sturmbedingten Einsätzen ausrücken. 850 Mann waren aktiv, teilte Franz Resperger vom Landeskommando am späten Vormittag mit. Hotspots waren die Bezirke Baden, Mödling, Korneuburg und St. Pölten. Einige Haushalte waren ohne Strom.

Turbulenzen am Flughafen Wien
Auch am Flughafen Wien-Schwechat herrschte am Dienstag Ausnahmezustand. Die Piloten hatten im Anflug mit dem extremen Wind zu kämpfen. Zeitweise konnte auch nur eine einzige Piste genutzt werden, weil der Seitenwind sonst zu stark geworden wäre. Einige Start- und Landeflüge mussten abgebrochen und erneut versucht werden.

Auch bei der Bodenabfertigung gab es Probleme. Die Fluggastbrücken konnten wegen des Sturms immer wieder nicht angedockt werden. Außerdem bestand Gefahr, dass Gepäckstücke vom Sturm über das Vorfeld geschleudert werden.

Hohe Lawinengefahr in Vorarlberg
Und auch in Vorarlberg wütete „Petra“: Wetterstationen registrierten in der Nacht Windgeschwindigkeiten von rund 100 Stundenkilometern am Bodensee, knapp 95 km/h in Lustenau sowie mehr als 80 km/h im Großraum Bregenz. Im Gebirge wurden laut „Wetterring Vorarlberg“ die 100 Stundenkilometer überschritten. Zudem herrschte dichter Schneefall.

Nach den ausgiebigen Niederschlägen in der Nacht - am Arlberg bis ins Kleinwalsertal gab es bis zu 50 Zentimeter Neuschnee - herrschte am Vormittag noch überwiegend erhebliche Lawinengefahr der Stufe drei auf der fünfteiligen Skala. Mit den prognostizierten weiteren Schneefällen werde die Lawinengefahr oberhalb von 1800 Metern Stufe vier erreichen, so der Lawinenwarndienst. Experte Andreas Pecl mahnte zu äußerster Vorsicht: Da bereits durch geringe Zusatzbelastung eine Lawinenauslösung möglich war, erforderten Aktivitäten abseits gesicherter Pisten große Erfahrung in der Lawinenbeurteilung.

Mit starken Niederschlägen und orkanartigen Wind kämpften auch die Einsatzkräfte in Tirol. Insbesondere war der Großraum Innsbruck und das Oberland betroffen. Zum Teil gingen Erdrutsche auf Verkehrswege ab.

Bis zu 25 Zentimeter Neuschnee am Mittwoch
Wetterberuhigung ist für Mittwoch prognostiziert: Die Wochenmitte bringt den Nordstaulagen vom Bregenzerwald bis zum Mariazellerland weiteren Schneefall - und das bis in alle Täler. Dabei muss man mit weiteren Neuschneemengen zwischen fünf und 25 Zentimetern in höheren Lagen rechnen. Die Intensität des Schneefalls lässt aber allmählich nach, im Laufe des Tages werden dann auch die trockenen Phasen immer zahlreicher. Abseits der Berge ziehen ohnehin nur ein paar Regen-, Schnee- und Graupelschauer durch. Die Schneefallgrenze pendelt hier zwischen tiefen Lagen und rund 500 Metern.

Auch der Wind bleibt am Mittwoch noch ein Thema: Im östlichen Flachland, am Alpenostrand sowie in den Nordföhntälern von Osttirol bis zum Grazer Bergland muss man weiterhin mit Böen zwischen 60 und 80 km/h rechnen, lokal sind auch schwere Sturmböen von knapp 100 km/h zu erwarten.

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