Tag des Judentums:

An Pessach esse ich kein Brot, da bin ich streng!

Oberösterreich
15.01.2020 16:00

Im Jahr 2000 führte der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich den „Tag des Judentums“ im Kirchenjahr ein. In Linz findet er am Donnerstag an der Katholischen Privatuni statt, ab 19.30 Uhr gibt es Vorträge und Diskussionen. Charlotte Herman gibt der „Krone“ Einblick in das jüdische Leben in Linz.

„Wir spüren bis heute die Ereignisse der Vergangenheit“, stellt Charlotte Herman fest. Die Zahnmedizinerin ist seit sieben Jahren Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in Linz. Sie spricht die Reichspogromnacht 1938 an, die jüdische Gemeinde hatte bis dahin 600 Personen gezählt. Alle mussten gehen. Nur acht kehrten später wieder.

Familiärer Zusammenhalt
Bis heute ist die Gemeinde auf lediglich 50 Mitglieder angewachsen: „Sie wurde einst von entlassenen KZ-Insassen wieder aufgebaut“, erklärt Herman. Die Kleinheit sorgt für familiären Zusammenhalt. Einmal in der Woche wird in der Synagoge gemeinsam gebetet, man ist stolz auf Thora-Rollen, die Heilige Schrift der Juden. Der siebenarmige Leuchter fehlt nicht, das Pult ist nach Osten gerichtet. Den Gottesdienst für die Gemeinde hält ein junger Mann ab, der von Wien anreist. In Wien gibt es orthodoxe Juden, die sich anders kleiden, anders essen, streng die Feiertage beachten. In Linz „sind wir nicht orthodox, nur traditionell“, sagt Herman. Das jüdische Leben läuft unbeobachtet ab, manches wird genau eingehalten: „An Pessach, zu Ostern, esse ich kein Brot, da bin ich streng.“ Auch Feiertagsrituale sind wichtig. Sie lebte lange in Israel: „Meine Familie und ich, wir sprechen zuhause hebräisch“, erzählt sie.

Zwischen Juden- und Christentum
Auf den „Tag des Judentums“ (Donnerstag, 16. Jänner) freut sie sich: „Die Vortragenden bringen ihre persönlichen Geschichten mit.“ Zu Gast ab 19.30 Uhr in der Katholischen Privatuni ist u. a. Elias Ungar, ein ehemaliger Linzer, der in seine bewegte Lebens- und Familiengeschichte zwischen Juden- und Christentum Einblick gibt. Und Harry Merl ist dabei, der als eines der wenigen jüdischen Kinder einst die NS-Zeit in Wien überlebte.

Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung

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