Mit sechs Jahren hat der am 4. April 1930 in Wien geborene Stricker angefangen, Geige zu spielen – er ist also mehr als sieben Jahrzehnte mit seinem Instrument beschäftigt. "Schön langsam müsste ich's können", sagt der Wahl-Burgenländer lachend. Es sei aber keine schwierige Beziehung, die ihn mit seinem Instrument verbindet: "Ich spiele nach wie vor sehr gerne Geige. Das Liebste überhaupt - Sie werden es nicht glauben – ist mir das Üben."
Stricker spielt "Kategorie, die es nicht gibt"
Nicht so einfach festzulegen ist jedoch, was für Musik Stricker eigentlich mit seinem Markenzeichen – einer tschechischen Geige aus dem Jahr 1796 – macht. Denn Stricker bewegt sich in einer "Kategorie, die es nicht gibt: Instrumentales Chanson. Ich versuche in meiner Musik, auf dem Instrument Geschichten zu erzählen, die ich empfinde – sei es aus der Natur, der Landschaft oder aus den Menschen."
Seinen Geburtstag beging Stricker in Frankreich und "nicht anders als sonst" - mit viel Arbeiten. Gilt es doch, ein Konzert "mit lauter Freunden" vorzubereiten, das das vielfältige Schaffen des Geigers widerspiegeln soll. "In dem Alter kommt etwas zusammen", so Stricker, und "aussuchen, was man weglässt und was man nimmt, das ist ganz schwer". Im Zentrum "steht natürlich die pannonische Musik, aber auch ein Wiener Block wird drinnen sein. Jazz ist ebenso dabei, wie die 'Pannonische Messe' mit 50-köpfigem Chor und Orgel."
Stricker: "Ich wollte nie 'in' sein"
Wie viele Platten Stricker im Laufe seiner Karriere verkauft hat, "das könnte ich beim besten Willen nicht sagen". Und die Verkäufe waren ihm auch nie so wichtig wie die eigene Entwicklung. "In den 1970er- Jahren war ich erfolgreich mit den Produktionen für die schauspielenden Sänger und die singenden Schauspieler. Aber mir hat etwas gefehlt, und es ist mir auf den Wecker gegangen, dass ich ununterbrochen Vorschriften bekommen habe. Es hat immer geheißen: Du musst so und so schreiben. Ich wollte nie 'in' sein, denn dann hätte ich nur eine Zukunft gehabt: 'out'."
So hat sich Stricker "von einem Tag auf den anderen entschlossen, das alles aufzugeben und ins Burgenland zu gehen, wo meine Wurzeln sind. Viele haben gesagt: Für das, was du machen willst, gibt es keinen Markt. Aber Andre Heller hat mich damals dazu ermutigt und gesagt: Wenn es keinen Markt gibt, das ist das Beste - weil dann kann man sich einen schaffen und muss nicht einem Trend nachhatschen."
Andre Rieu, "das Revolverblatt'l in der Musik"
Jene gut aussehenden Jung-Geiger, die derzeit wie Popmusiker vermarktet werden, "verkaufen sich zu billig", sagt Stricker. David Garrett etwa sei zwar der "legitime Nachfolger von Nigel Kennedy". Aber "wenn er sich hinstellt und die 08/15-Hits spielt, ist das nicht meines". Auch Stricker selbst hat im Laufe seiner Karriere Angebote abgelehnt, sich massenkompatibler vermarkten zu lassen. " Jedoch brauche die Musikindustrie "immer Leute", Andre Rieu etwa sei "das Revolverblatt'l in der Musik, der von A bis Z alles spielt, was die Leute gerne hören. Aber es gibt nichts dagegen zu sagen, der verkauft seinen Zirkus wunderbar."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.