FSME-Virus

Vorsicht, Zeckenstich!

Gesund
17.04.2019 15:15

Nicht alle Opfer der lästigen Krabbler müssen mit Folgeerkrankungen rechnen. Bei einer Infektion kann es allerdings heikel werden. Nur impfen schützt vor der gefährlichen Krankheit Frühsommer-Meningoenzephalitis.

Es stimmt schon, die Zahl klingt nicht hoch. Nur etwa ein bis drei Prozent der Zecken sind Träger des FSME-Virus. „Wird ein Mensch jedoch von einem infizierten Tier ,erwischt‘, gilt aber: Ein Stich - ein Treffer!“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer, Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin, MedUni Wien. „Das Virus wird bereits in den ersten Minuten danach an die Person übertragen, im Gegensatz zur Borreliose*. Da dauert es 24 bis 36 Stunden, bis die Borrelien aus dem Zeckendarm kommend über den Tierspeichel in den menschlichen Organismus gelangen.“ Nur jede dritte FSME-Infektion (jeder 300. Zeckenstich) wirkt sich gesundheitlich aus.

Ansteckung möglichst schnell entdecken
Acht bis zehn Tage, mitunter bis zu drei Wochen dauert es, bis sich Symptome zeigen. Bei einem Großteil der Patienten treten allerdings gar keine Beschwerden auf. Ungefähr ein Drittel klagt über grippeähnliche Anzeichen. Obwohl hier viele noch gar nicht an FSME denken, könnte man das Virus in diesem Stadium bereits nachweisen. Jeder zehnte dieser Betroffenen erlebt dann nach einer kurzen Zeit der Besserung von etwa ein bis drei Wochen, eine zweite Erkrankungsphase mit neurologischer Beteiligung. „Hier entwickeln 50 Prozent der Patienten Meningitis (Hirnhautentzündung) mit den klassischen Symptomen Kopfschmerz, Fieber und Nackensteifigkeit“, zählt Prof. Thalhammer auf. „Etwa 40 Prozent erleiden eine Meningoenzephalitis, die Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten, bei der zusätzlich Lähmungen, Bewusstseins-, Koordinations- und Atemstörungen auftreten können. Bei etwa 10 Prozent kommt es gar zum Mitbefall des Rückenmarks - also eine sogenannte Meningoenzephalomyelitis. Das zeigt sich mit Reflexausfällen, Blasenstörungen, schlaffen Lähmungen und gelegentlich Schmerzen. Etwa ein bis zwei Prozent der FSME-Fälle mit neurologischer Symptomatik führen zum Tod.“

Ist der Patient älter, steigt das Risiko
Grundsätzlich gilt: Je älter der Gestochene, desto schwerer die Komplikationen und umso geringer die Wahrscheinlichkeit auf komplette Ausheilung der Erkrankung. Bei Kindern verläuft eine FSME-Infektion hingegen häufig als nicht näher deutbare „Sommergrippe“. Die Regenerationsfähigkeit der jüngeren Körper ist deutlich besser als die der älteren Betroffenen. Dennoch zeigen aktuelle Studien, dass auch bei erkrankten Sprösslingen später geistige Defizite zurückbleiben können. Experten sprechen sich deswegen für eine Impfung aus. Bei korrektem Injektions-Schema schützt diese zu 99 Prozent vor einer Infektion. Im Jahr 2018 präsentierten sich 48 Prozent der hierzulande bestätigten FSME-Fälle mit mildem Verlauf, der sich auf einen fieberhaften Infekt oder leichte Meningitis beschränkte. Bei etwas mehr als der Hälfte kam es jedoch zu einer schweren Beteiligung des Zentralnervensystems. Fünf Personen, alle älter als 50 Jahre, starben.

Schnell weg damit!
Eine Zecke sollte man so rasch wie möglich entfernen. Besorgen Sie sich deshalb schon jetzt in der Apotheke dafür geeignete Utensilien. Mittels entsprechender Zange oder Pinzette das Tierchen gerade und ohne es zu verdrehen aus der Haut ziehen. Die Zecke möglichst nicht quetschten, da so leichter Erreger in die Wunde gelangen. Vermeintliche Hilfsmittel wie Nagellack, Öl oder Klebstoff besser vermeiden. Danach die Stichstelle mit Wunddesinfektionsmittel reinigen. Bildet sich in den folgenden Wochen darum ein roter Kreis, kann dies ein Zeichen für Borreliose sein, zum Arzt gehen!

Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung

*Borrelien sind Bakterien, die unbehandelt Haut, Herz, Nerven und Gelenke angreift, was durch frühe Antibiotikagabe verhindert werden kann.

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