Wer sich leichte Unterhaltung wünscht, ist hier falsch: Bei der Premiere von Heinrich von Kleists Lustspiel „Amphitryon“ nach Molière zeigte das Schauspielhaus Linz eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Identität. Feinsinniger Witz zerstreute zwischendurch die düstere Verwirrtheit.
Alkmene weiß nicht, wie ihr geschieht: Nach einer wilden Liebesnacht mit ihrem aus dem Krieg zurückgekehrten Gemahl kommt dieser am nächsten Tag gleich nochmals aus dem Krieg zurück - dass die erste Nacht mit dem getarnten Jupiter verbracht wurde, sorgt rasch für „Gehirnverrückung“ unter allen Beteiligten.
Dialoge und Emotion ins Zentrum gerückt
Was nach flacher Verwechslungskomödie klingt, birgt in Wahrheit Stoff für philosophische Betrachtungen. Peter Wittenberg konzentriert sich in seiner Inszenierung von Kleists Lustspiel „Amphitryon“ nach Molière im Linzer Schauspielhaus deshalb auf die Dialoge und Emotionen zwischen den Figuren, das karge, düstere Bühnenbild (Florian Parbs) soll nicht ablenken. Manchmal versperrte es den seitlich sitzenden Zuschauern jedoch leider die Sicht.
Liebenswertes Trio sorgt für feine Komik
Verloren im Labyrinth der Identität ist vor allem Alexander Julian Meile als gehörnter Amphitryon, während Christian Higer als verwandelter Jupiter unzählige Facetten seines mimischen Spiels auspackt und damit ordentlich beeindruckt. Mit Angela Waidmanns verzweifelter Alkmene leidet man mit, doch nicht ganz so heimlicher Star der Besetzung ist Klaus Müller-Beck als Diener Sosias, genial unterstützt von seinem Doppelgänger Alexander Hetterle als Merkur und der zankfreudigen, wasserstoffblonden Gemahlin Charis, die einer RTL2-Realityshow entsprungen zu sein scheint (Kostüme: Hanna Rode). Dieses Trio bewahrt mit seiner feinen und liebenswerten Komik die zweieinhalbstündige Produktion davor, allzu düster und ernst zu werden. Etwas mehr Tempo hätte dennoch nicht geschadet.
Weitere Termine: 9., 18., 22. 1.; Tickets: landestheater-linz.at
Jasmin Gaderer/Kronen Zeitung
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