Feuer in Zelle gelegt

Abschiebungen finden trotz Brandstiftung statt

Wien
17.09.2018 08:28

Nach dem Feuer in einer Zelle im Polizeianhaltezentrum am Hernalser Gürtel am Freitagabend in Wien befinden sich alle sechs Schubhäftlinge, die bei dem Brand verletzt worden waren, auf dem Wege der Besserung. „Tief betroffen“ hatte sich nach dem Vorfall Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) gezeigt, der umgehend Maßnahmen ankündigte, um die Sicherheit in den Anhaltezentren weiter zu gewährleisten. Klar stellte der Minister aber auch: „Rechtskräftige Asylbescheide müssen vollzogen werden.“

Wie berichtet, hatten die sechs Schubhäftlinge - fünf Afghanen sowie ein Iraner - am späten Freitagabend gegen 22.30 Uhr Matratzen sowie Bettwäsche in einer Zelle im ersten Stock des Gebäudes angezündet. Danach zogen sich die Männer im Alter von 18 bis 33 Jahren in einen Nassraum zurück, der direkt an die Zelle anschließt. Dort verschlossen sie die Tür und dichteten den Türspalt mit Stofffetzen ab, um so den beißenden Rauch abzuhalten. Der Plan ging aber offenbar nicht auf, woraufhin einer der Häftlinge zur Zellentür rannte und versuchte, Hilfe zu rufen.

Auch vier Polizisten verletzt
Ihn fanden die Einsatzkräfte wenig später reglos hinter der Türe liegen, auch die übrigen Männer befanden sich in einem sehr schlechten Gesundheitszustand. Sie mussten allesamt ins Krankenhaus gebracht und versorgt werden, ebenso mussten auch 14 weitere Insassen wegen des Verdachts der Rauchgasvergiftung untersucht werden. Zudem konnten auch vier Polizisten - drei Frauen sowie ein männlicher Kollege - am Samstag aufgrund der Auswirkungen des Feuers und der Rauchgase ihren Dienst nicht versehen.

Schubhäftlinge wollten „Zeichen setzen“
Ein auf Deutsch geschriebener Brief, den die Männer allesamt unterschrieben hatten, ließ die Ermittler zunächst annehmen, dass die sechs Schubhäftlinge womöglich gemeinschaftlichen Suizid verüben wollten. Weitere Erkenntnisse im Zuge der Ermittlungen sowie eine Teileinvernahme eines der Verletzten deuten mittlerweile allerdings darauf hin, dass die Männer mit der Tat eher ein „Zeichen setzen“ und auf ihre Situation sowie ihre Perspektivlosigkeit wegen der drohenden Abschiebung aufmerksam machen wollten.

„Rechtsstaat wird konsequent verteidigt“
Nach dem Vorfall hatte sich Kickl „tief betroffen“ von den Vorfällen gezeigt und die Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. „Unsere Polizistinnen und Polizisten leisten gerade im Bereich der Polizeianhaltezentren einen schwierigen und verantwortungsvollen Dienst und verdienen den bestmöglichen Schutz“, erklärte der Innenminister.

„Eines steht jedoch jetzt schon fest: Der Rechtsstaat wird von mir weiter konsequent verteidigt. Rechtskräftige Asylbescheide müssen vollzogen werden, und das bedeutet in vielen Fällen, dass Einwanderer unser Land verlassen müssen - im Idealfall freiwillig, wenn dies nicht möglich ist, auch gegen ihren Willen“, so Kickl.

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