IS-Terrorist will Asyl
Entführte Frau trifft in Deutschland auf Peiniger
Eine junge Syrerin, die 2014 von der Terrormiliz IS veschleppt wurde und sich aus der Gefangenschaft befreien konnte, hat in Deutschland ihren Peiniger wiedergetroffen. Der Kidnapper, der die 19-jährige Aschwak um 100 Dollar (knapp 90 Euro) verkauft hatte, soll dort frei und unbehelligt von den Behörden leben. Als sie sich an die Polizei wandte, habe man ihr erklärt, dass der verdächtige Terrorist ein Asylweber so wie sie sei und man nichts für sie tun könne. Sie flüchtete schließlich in den Irak.
Die Jesidin dachte, sie habe nach den traumatischen Erlebnissen während ihrer Gefangenschaft eine neue, sichere Heimat in Deutschland gefunden. Sie besuchte drei Jahre die Schule und hatte ein Praktikum in einem Friseursalon begonnen.
Doch dann sah sie Abu H. 2016 auf deutschem Boden - und wollte ihren Augen nicht trauen. Erst als sie ihn im Februar dieses Jahres in Schwäbisch Gmünd erneut traf und er sie sogar ansprach, war sie sich sicher, dass es sich bei dem Mann um ihren Peiniger handelt.
Verdächtiger wusste viele Details aus Aschwaks Leben in Deutschland
„Er hat mich gefragt, ob ich Aschwak bin. Ich sagte: ,Nein, ich kenne keine Aschwak, ich kenne dich auch nicht‘“, erzählt sie in einem Facebook-Video. Doch das wollte Abu H. nicht glauben. Er sagte ihr, er wisse, wie lange sie schon in Deutschland lebe. Als er von Deutsch auf Arabisch wechselt, tut Aschwak so, als würde sie ihn nicht verstehen, und dass sie nur Türkisch und Deutsch könne. Er wusste sehr viel über sein ehemaliges Opfer: dass sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder zusammenwohne, ihre Adresse und viele andere Details aus ihrem Leben.
Vorwurf an Polizei: „Die haben gar nichts gemacht"
Sie wandte sich an die Polizei, die ein Bild des Täters erstellte. „Dann habe ich eineinhalb Monate gewartet. Die haben gar nichts gemacht“, wird Aschwak von einem deutschen Medium zitiert. Also flüchtete sie in den Irak, wo ein Teil ihrer Familie lebt. „Als ich das meinen Geschwistern und meinem Vater erzählt habe, hat mein Vater gesagt, dass er nicht will, dass ich wieder nach Deutschland gehe, wo dieser Mann ist“, berichtet die 19-Jährige. Aber auch dort ist sie nicht sicher - denn hier leben Angehörige des IS-Terroristen, der sie damals verschleppt hatte.
„Ich habe so viel Angst“, gesteht Aschwak, „wir müssen den Irak unbedingt verlassen, aber nicht nach Deutschland.“ Sie will mit ihrer Familie nach Australien, wo sie ebenfalls Angehörige hat. Dennoch ist sie dankbar für ihre Zeit in Deutschland, lässt sie im Facebook-Video wissen. Besonders die Sozialarbeiterinnen hätten sich gut um sie gekümmert.
Bundesanwaltschaft konnte Täter „nicht mit gebotener Sicherheit identifizieren“
Die deutsche Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ließ zu der Causa vorerst lediglich wissen: „Bislang ist es uns nicht gelungen, einen Täter mit der gebotenen Sicherheit zu identifizieren.“
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