Über Erfolg und Neid

Lauda: „Was ich verdiene, geht niemanden etwas an“

Österreich
13.06.2018 20:48

Erfolg haben - und diesen Erfolg auch zeigen: Geht das in unserer Heimat Österreich? Zählt Leistung überhaut noch was? Oder sind wir längst zu sehr zu Leistung, zum alltäglichen Funktionieren verpflichtet? krone.at-Kolumnistin und Moderatorin Katia Wagner stellt diese Fragen am Mittwoch in unserer Talkshow #brennpunkt Formel-1-Weltmeister und Airline-Manager Niki Lauda, dem Investment-Banker und Instagram-Playboy Florian Koschat, dem Parteiobmann der KPÖ, Mirko Messner, und dem als DiTech-Boss gestrauchelten, aber nun weiterkämpfenden Geschäftsmann Damian Izdebski. Highlights sehen Sie im Video oben und die ganze Sendung zum Nachsehen finden Sie hier.

Die erste Frage der Diskussionsrunde ging an Niki Lauda: „Warum sind Kritiker auf Sie neidisch?“ Der Neid sei vor allem in Wien sehr groß gewaschen, in Oberösterreich oder in Salzburg sei das anders, weil sich dort die Leute nicht so kritisch betrachten, stellte der erfolgreiche Manager klar. Konkurrenz sei aber in Ordnung. „Als Airliner muss ich sagen, dass ich Wettbewerb haben will. Dadurch wird letztendlich das Fliegen billiger, das ist ein ganz normaler wirtschaftlicher Vorgang, für den ich auch kritisiert wurde.“ Kritik sei aber etwas anderes als Neid, konstatierte der dreimalige Formel-1-Weltmeister.

Lauda: „Wenn du noch einmal fragst, kriegst eine Watschn“
Katia Wagners Frage nach seinem Einkommen wollte Lauda nicht beantworten: „Ich schütze mich selber, das sage ich Ihnen nicht. Ich gebe das nicht kund, weil ich mich nicht nach außen darstellen will. Das birgt Risiken für mich und meine Umgebung“, so Lauda, dem dieselbe Frage einst nicht einmal sein eigener Vater beantworten wollte. „Ich habe einmal meinen Vater gefragt, was er verdient. Er hat gesagt: Wenn du noch einmal fragst, kriegst eine Watschn. Manche Dinge gehen einfach niemanden etwas an.“ Prinzipiell solle man nicht alle Unternehmer, Firmengründer etc. in einen Topf werfen, denn „manche wollen Schafe oder Blumen züchten, manche wollen das nicht und lieber etwas anderes tun. Diese Entscheidungsfreiheit muss man den Menschen lassen.“

Lauda: „Ich hasse Netzwerke“
Vitamin B und Netzwerke habe Lauda nie gebraucht: „Ich hasse Netzwerke, weil man muss letztendlich eh alles selber machen. In einem Netzwerk hilft jeder jedem und das ist unfair, weil wenn du nicht dabei bist hilft dir keiner. Ich bin gottseidank immer meinen eigenen Weg gegangen. Bei Misserfolgen muss man die Fehler dann ebenfalls an sich selbst suchen, so kommt man dann am schnellsten ans Ziel.“ Je mehr mitreden, desto langsamer geht es, erklärte Lauda. „Wenn man nicht gewinnt, muss man so lange analysieren, bis man den Fehler findet. Erst danach kann man erfolgreich sein.“

In Nebenbemerkungen übte Lauda auch scharfe Kritik an Medien und sozialen Medien, denn „vieles, was berichtet wird, stimmt einfach nicht.“ Auch auf diese Weise könne Neid geschürt werden. Was die Steuerabgaben betrifft, sieht Lauda die heimischen Unternehmer bereits „am Limit“.

Messner: „40 Prozent des Reichtums in Österreich entsteht durch Erbschaften“
Mirko Messners erstes Statement lautete: „Es gibt viele Reiche in unserer Gesellschaft. Diese profitieren von Leistungen anderer. Der Neid ist tief in die DNA unserer Gesellschaft eingebaut.“ Viele kleine Startups und Gründer seien nicht mit genug Kapital ausgestattet, Erfolg zu haben sei also schwierig. „Der Markt wird für neu Eintretende immer schwieriger. Man wird als kleines oder mittleres Unternehmen mehr und mehr zum Zulieferer der großen Konzerne. Der Parteiobmann der KPÖ nannte auch ein Beispiel: „Kunden lassen sich häufig in kleinen Geschäften beraten und kaufen dann bei den Großen.“

Leistung werde über Erfolg definiert, so Messner, der sich für eine Umverteilung aussprach, die man „über steuerpolitische Maßnahmen erreichen“ könne. Ansonsten blieben „die Großen die ersten Player auf dem Markt“. 40 Prozent des Reichtums in Österreich entstünden durch Erbschaft. „Das ist keine große Leistung. Eine Erbschaftssteuer ist eine von vielen Möglichkeiten, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen.“ Der herrschende Leistungsbegriff sei ein Produkt der Propaganda. Österreich hält Messner, der Österreich nicht mit anderen Ländern vergleichen wollte, nicht für sozial gerecht, dafür müsse man sich nur die „Einkommensschere zwischen Männern und Frauen oder den Unterschied zwischen den Armen und den Reichen“ vor Augen führen.

Izdebski: „Erfolgreiche Unternehmer werden schnell als Verbrecher abgestempelt“
DiTech-Gründer Damian Izdebski erklärte: „Wenn Unternehmer erfolgreich sind, werden sie schnell als Verbrecher abgestempelt.“ Zu seiner eigenen Situation nach der Firmeninsolvenz meinte er: „Wir waren lange bei allen sehr beliebt, jeder wollte mit uns aufs Foto. Nach der Insolvenz waren unsere Leistungen aber quasi nichts mehr wert. Damals habe er „ein Brandmal bekommen“.

Als Unternehmer könne er nur sagen, dass, „wenn du erfolgreich bist, wirst du nach außen bewundert. Wenn das nicht mehr funktioniert, kommt Kritik auf.“ Das sei nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern so. In Österreich gibt es derzeit einen Wandel, aber Gründer und Unternehmer haben es nicht leicht und wenn sie dann auch noch erfolgreich sind, kommen die Neider. Erfolg erzeugt Missgunst.“ Abschließend sagte Izdebski: „Ich bin mit unternehmerischem Geist aufgewachsen und das prägt mich bis heute. Mit überdurchschnittlicher Leistung kann man überdurchschnittlich viel erreichen. Nur so entstehen überdurchschnittliche Erfolge.“

Koschat: „Jeder Mensch kann in Österreich etwas erreichen“
„Jeder Mensch, vor allem in Österreich, kann etwas erreichen. Mutige Unternehmer sollen für ihren Erfolg durchaus belohnt werden“, lautet das Credo des Investmentbankers Florian Koschat. Es fehle aber oft das Verständnis dafür, dass man Gründer motiviert. Junge Unternehmer müssten sich etwas trauen, denn „Österreich bietet tolle Rahmenbedingungen, das muss noch mehr in den Vordergrund kommen. Viele Unternehmer wollen nicht in Luxus leben und damit Neid hervorrufen, sondern etwas erreichen.“

Geld zu verdienen, habe Koschats Ansicht nach mit Verantwortung zu tun und könne Arbeitsplätze schaffen. Prinzipiell solle jeder das tun, was er gerne tut. Ergänzung: „Und man muss fleißig sein, nur so kann man erfolgreich sein. Man braucht auch ein entsprechendes Produkt und ein entsprechendes Marketing. Wer das nicht hat, gehört zur grauen Masse der Unternehmer.“

Sämtliche Ausgaben des neuen Talk-Formats (jeden Mittwoch, 19.30 Uhr, hier auf krone.at) zum Nachsehen sowie Highlight-Videos finden Sie unter krone.at/brennpunkt.

Georg Horner
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