Deutschlands Innenminister Thomas de Maiziere hat den Hackerangriff auf die Kommunikationsnetze des Bundes als "ernstzunehmenden Vorgang" bezeichnet. Es handle sich um einen "technisch anspruchsvollen und von langer Hand geplanten Angriff", sagte De Maiziere am Donnerstag in Berlin. Nach einer Sitzung des Bundestagsgremiums zur Kontrolle der Geheimdienste wurde bekannt, dass der Angriff mutmaßlich russischer Hacker noch läuft. Den Cyber-Spionen werden von Computerexperten auch Verbindungen zu russischen Geheimdiensten nachgesagt.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll eine unter dem Namen "Snake" bekannte russische Hackergruppe hinter dem Angriff stecken. Ermittlungen hätten ergeben, dass es sich bei den Cyber-Spionen vermutlich nicht um die zunächst verdächtigte Gruppe "APT28" handle, hieß es in Berlin. Die "Snake"-Cyberspione sind auch unter dem Namen "Turla" oder "Uruburos" bekannt.
Im aktuellen Verfassungsschutzbericht für 2016 heißt es, dass die Kampagne seit dem Jahr 2005 mit einer "sehr komplexen und qualitativ hochwertigen Schadsoftware" aktiv sei. Die Software sei "darauf ausgelegt, in großen Netzwerken von Behörden, Firmen und Forschungseinrichtungen zu agieren".
Schlange im System
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur drang die "Snake"-Gruppe nach den Erkenntnissen der Ermittler zunächst über Computer einer Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in das Netzwerk des Bundes ein. Von dort hätten sich die Hacker sehr langsam und vorsichtig in andere Bereiche des Netzes vorgearbeitet. Demnach wurden im Netz Spuren der Hacker entdeckt, die darauf hindeuten, dass die Spione bereits seit Ende 2016 in dem Netz aktiv waren.
Laut De Maiziere hätten die Sicherheitsbehörden jedoch „erfolgreich gearbeitet“. Die Attacke sei isoliert und unter Kontrolle gebracht worden. Der hoch professionelle Angreifer sei dabei - kontrolliert von den Sicherheitsbehörden - beobachtet worden, um weitere Erkenntnisse über Angriffsmodus und Zielsetzung zu erhalten und Sicherheitsvorkehrungen im Regierungsnetz und bei den betroffenen Behörden einzuleiten. "Diese Maßnahmen sind noch nicht abgeschlossen."
Bisherigen Informationen nach soll bei der Attacke kein breiter Datenstrom abgeflossen sein. Die Ermittler gehen von einem klassischen Spionageangriff aus, bei dem die Angreifer recht gezielt versuchten, an Daten zu kommen.
Angriff noch im Gange
Nach Angaben des Geheimdienst-Kontrollgremiums des Bundestags läuft der Hackerangriff noch. "Deswegen wären öffentliche Diskussionen über Details schlicht eine Warnung an die Angreifer, die wir nicht geben wollen", sagte der Vorsitzende des Gremiums, Armin Schuster, nach einer etwa zweistündigen Sondersitzung. Für eine Bewertung des Schadens sei es noch zu früh. Die Bundesregierung versuche, den Vorgang unter Kontrolle zu halten. Das Parlamentsgremium werde sich demnächst erneut mit dem Thema befassen.
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