Garten im Eis

Ab Weihnachten grünt es in der Antarktis

Wissenschaft
22.12.2017 06:30

Ein eher ungewöhnlicher Container wird voraussichtlich just am Heiligen Abend die deutsche Forschungsstation "Neumayer III" in der Antarktis erreichen. Darin befindet sich ein Hightech-Gewächshaus, das mit Beteiligung der Wiener Weltraum-Architekturplattform Liquifer entstand. Über ein Jahr hinweg wird ein Forscher dort Gemüse ziehen. Der Versuch ist auch ein Testlauf für künftige Weltraummissionen.

Der Weg des mobilen Gartens in die Antarktis ist weit: Vom Hamburger Hafen aus ging es per Containerschiff nach Kapstadt. Von dort aus soll die Fracht am 24. Dezember die Polarforschungsstation erreichen. Die Vorbereitungen vor Ort beginnen bereits ein paar Tage davor. Ende Jänner soll die Installation abgeschlossen sein und ab Anfang Februar wird der Forscher Paul Zabel vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit dem Garteln am Südkontinent beginnen.

Die unwirtliche Antarktis wurde als Standort ausgewählt, um möglichst extreme Bedingungen für den Pflanzenanbau zu simulieren. Das Gewächshaus selbst, dessen Innenbereich ein Team um Liquifer-Geschäftsführerin Barbara Imhof im Rahmen des EU-Projekts "EDEN ISS" mitgestaltet hat, wurde bereits seit längerem am DLR-Standort Bremen erfolgreich betrieben. Rund zehn Kilo Tomaten, Gurken, Radieschen, Paprika oder Kräuter pro Woche lieferte der Forschungsgarten dort.

Licht kommt von LED-Lampen
Geschmacklich lasse die Ernte laut Imhof nichts zu wünschen übrig. Dabei ist die Produktionsweise in dem speziellen, rund zwölf Meter langen, 2,5 Meter breiten und knapp drei Meter hohen Container doch sehr unterschiedlich vom landläufigen Garten. Die Feldfrüchte werden nämlich unter ähnlichen Extrembedingungen, wie sie auf einer Weltraumstation herrschen könnten, angebaut: So werden ihre freiliegenden Wurzeln direkt mit Nährstoffen versorgt, das Licht kommt von LED-Lampen, Morgen- und Abenddämmerung werden simuliert. Ein Belüftungssystem reinigt die Luft von Pilzsporen und sterilisiert sie zudem mit UV-Licht.

Bei dem Testlauf in der Antarktis wird nur die Luft von außen in das Gewächshaus gepumpt, die Stromversorgung erfolgt über den Hauptgenerator der Polarforschungsstation des deutschen Alfred-Wegener-Instituts. Das System ist also semi-geschlossen. Eine Moduleinheit hat bereits jene Maße, wie sie für eine zukünftig geplante Integration auf der internationalen Raumstation ISS nötig sind.

Zabel betreut das Projekt in der Antarktis zwar alleine, steht während der Zeit im ewigen Eis allerdings in engem Kontakt mit einem weitläufigen Forschungsteam. Die von ihm erhobenen Daten werden an das Missionskontrollzentrum in Bremen übertragen und von dort aus an beteiligte Wissenschaftler in Europa oder Nordamerika weiter verteilt. Bei den Wiener Experten werden laut Imhof Daten zur Ernte eingehen. Man sei auch an den Analysen dazu beteiligt, wie sich das Frischgemüse auf die Besatzung der Forschungsstation auswirkt.

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