Aufbaustrategie-Hit

Mit “Anno 1404” in die Welt des Mittelalters

Spiele
13.07.2009 10:40
Im neuesten Teil der "Anno"-Reihe geht es ab ins Jahr 1404 und damit ins Mittelalter. Das Setting ist aber wohl das Einzige, das an diesem Game altbacken daherkommt. Denn die Entwickler von Ubisoft und Related Designs haben mit "Anno 1404" ein großes Aufbaustrategiespiel geschaffen, das derzeit wohl seinesgleichen sucht.

Neben dem Endlosspiel – dem eigentlichen Herzstück eines jeden "Anno" - bringt der neue Teil der Serie auch einen Kampagnen-Modus mit. Dieser entführt den Spieler auf einen Kreuzzug gegen die Ungläubigen in den Orient. Allerdings wird schon bald klar, dass alles anders ist, als es zu sein scheint. Und so spinnt sich eine – zugegebenermaßen nicht allzu originelle, aber passende – Geschichte rund um Verrat und Macht, die den Gamer durch die Kampagne begleiten wird. Dank des Kampagnenmodus erspart sich der Gamer auch ein langweiliges Tutorial, denn anhand der zu erledigenden Aufgaben lernt er stets dazu.

Natürlich steht auch in der Kampagne der Aufbau der eigenen Stadt im Mittelpunkt des Geschehens. So ist der Spieler stets darum bemüht, Siedlungen anzulegen und neue Wirtschaftsgebäude zu errichten um durch neue Produkte und Rohstoffe die Bedürfnisse seiner Untertanen zu befriedigen. Diese siedeln sich zuerst als einfache Bauern an, denen es nur nach einfacher Nahrung wie Fisch verlangt. Bekommen die Bauern diesen und sind auch andere Bedürfnisse wie das nach Glauben befriedigt – dazu ist der Bau einer Kapelle von Nöten – steigen sie ab einer gewissen erreichten Einwohnerzahl in den Bürgerstand auf. Bürger wiederum haben andere Bedürfnisse, so verlangen sie zum Beispiel nach Gewürzen um in den nächsten Stand aufzusteigen.

Und an dieser Stelle kommt erstmals der Orient als wichtiger Faktor ins Spiel. Denn während die Hauptsiedlung des Gamers immer auf einer Insel des Abendlandes liegt, kann - nein muss - er auch Nomaden-Siedlungen und Produktionsstätten im Morgenland errichten. Denn nur auf den Wüsteninseln wachsen exotische Produkte wie Gewürze oder Datteln, die der Gamer braucht, um seine verwöhnten Untertanen zufrieden zu stellen. Auch wenn das zu Anfang noch recht einfach wirkt, wird es ab der Zivilisationsstufe Patrizier, allerspätestens aber ab dem Zeitpunkt, da Adlige in der Stadt wohnen, zu einer immer größeren Herausforderung. Damit nicht genug, haben natürlich auch die Wüstenvölker ihre eigenen Bedürfnisse, die es zu befriedigen gilt.

Während der Spieler sich nun rührend um seine Untertanen und Siedlungen kümmert, erhält er Aufträge der KI-Charaktere, bei deren Erfüllung ihm verschiedene Belohnungen winken. So müssen einmal Kinder vor bösen Korsaren gerettet werden, wofür der Gamer Ruhm erntet, der dann wieder gegen Goodies eingetauscht werden kann. Ein andermal hingegen gilt es einfach nur eine Ladung Teppiche zum Großwesir zu bringen. Insgesamt bringen die Aufträge jedenfalls eine beträchtliche Portion an Zusatzmotivation – und gerade zu Beginn des Spiels auch einiges an neuen Erfahrungen - mit sich. Sollten die Herausforderungen, die in den eigenen Städten auf den Gamer warten, einmal langweilig werden (was auf Grund der Komplexität des Games nicht zu erwarten ist), so bringen diese Zusatzmissionen immer eine willkommene Abwechslung mit sich.

Im Mittelpunkt von "Anno  1404" steht ganz eindeutig der wirtschaftliche Aspekt. So schickt der virtuelle Händler seine mit allerlei Waren beladenen Schiffe in ferne Länder, um mit den Menschen dort zu feilschen oder kauft dort selbst Produkte ein, die bei ihm Mangelware sind. Sehr fein ist dabei, dass sich die Handelsrouten automatisieren lassen – der Gamer muss also nicht mit jedem einzelnen Schiff von A nach B schippern. Natürlich bietet das Spiel auch einen militärischen Aspekt und es lassen sich sowohl feindliche Schiffe kapern oder versenken als auch mit Armeen feindliche Inseln erobern. Ein Hauptfokus des Games ist der Krieg jedoch keinesfalls.

Vielmehr wollen immer neue und aufwendigere Produktionsketten errichtet werden, um die abgebauten Rohstoffe angemessen zu verarbeiten und so die eigene Stadt größer, besser und stärker zu machen. Denn wenn in einer Stadt einmal eine bestimmte Anzahl an Adligen lebt, erhält der Spieler die Möglichkeit, Monumentalbauwerke wie den Kaiserdom oder die Speicherstadt zu errichten. Diese kosten Unmengen an Rohstoffen und Ressourcen, bringen aber auch wieder spezifische Vorteile mit sich.

In Punkto Gameplay ist "Anno 1404" ein perfekt umgesetztes Strategiespiel, denn es bleibt immer übersichtlich und auch die große Anzahl der verschiedenen Produktionsketten sind gottlob logisch aufgebaut. Zu Frustrationen kommt es deshalb eigentlich nie. Ein absolutes Highlight des Spiels sind natürlich Grafik und Sound. Die Entwickler haben hier wirklich enorm viel Aufwand und Liebe ins Detail gesteckt und es macht wirklich Freude, die kleinen Untertanen bei der Arbeit zu beobachten und das Leben in der eigenen Stadt pulsieren zu sehen. Man hat fast den Eindruck, wirklich vor einer lebendigen Welt anstatt vor dem heimischen Rechner zu sitzen. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch den feinen Soundtrack, der durch stimmige Soundeffekte und eine angemessene Sprachausgabe komplettiert wird.

Fazit: Ubisoft und Related Designs haben mit "Anno 1404" sicherlich eine neue Referenzklasse im Bereich der Aufbaustrategie-Games geschaffen. Selten ist ein Spiel so komplex und bietet gleichzeitig trotzdem so viel Spielspaß und Motivation. Das nur als gelungen zu bezeichnenden Gameplay wird dabei sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene gleichermaßen begeistern. Grafik und Sound tragen natürlich das Übrige dazu bei, den Gamer für viele, viele Stunden in die Welt von "Anno" zu ziehen. Als kleines Manko muss man den Entwicklern wohl das Fehlen eines Multiplayer-Modus vorhalten, den es im vorherigen "Anno"-Teil noch gab.

Plattform: PC
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 9/10

von Stefan Taferner

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