Urknall im Visier

Erste Signale von den ESA-Weltraumteleskopen

Wissenschaft
15.05.2009 09:41
Eine knappe Stunde nach dem erfolgreichen Start der beiden Weltraumteleskope "Herschel" und "Planck" hat das europäische Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt erste Signale der Satelliten empfangen. Das teilte die Europäische Raumfahrtagentur ESA am Donnerstagnachmittag am Weltraumbahnhof Kourou in Französisch- Guayana mit. Die Signale der beiden Superteleskope seien klar und kräftig.

Die Weltraumobservatorien waren zuvor von einer Ariane-5-Rakete im All ausgesetzt worden. Sie haben nun eine rund zwei Monate lange Reise zum ihrem endgültigen Einsatzort in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde vor sich. Dort soll "Herschel" (Bild) unter anderem die ersten Sterne des Universums ins Visier nehmen. "Planck" soll das "Echo des Urknalls" so genau vermessen wie nie zuvor. Beide Missionen kosten zusammen rund 1,8 Milliarden Euro.

Das Teleskop-Tandem soll die schon faszinierenden Einblicke des in die Jahre gekommenen "Hubble"-Teleskopes in den Schatten stellen. "Wir werden die Grenzen der Weltraumastronomie verschieben", jubelt die federführende Europäische Weltraumagentur ESA.

Mit leistungsstarken Infrarot-Sensoren ausgerüstet
Das Universum war nach dem Urknall für Millionen von Jahren völlig dunkel, bevor sich erste Sterne und Galaxien bildeten. Bis in diese Zeit soll "Herschel" zurückblicken. Möglich wird dies durch einen Spiegel von 3,5 Metern Durchmesser und unerreicht leistungsstarke Infrarot-Sensoren, mit denen das Fernrohr in die Weiten des Alls späht. Dem inzwischen 19 Jahre alten "Hubble" mit seinem 2,4 Meter breiten Spiegel bleibt die Sicht noch von Staub- und Gasschichten versperrt.

Astronomen hoffen so auf Informationen über die Geburt und Entwicklung früher Sterne und Galaxien. Aber auch extrem kalte, bisher unbeobachtete Objekte der Milchstraße sollen abgebildet werden können. Ein Herzstück des 7,5 Meter hohen Teleskops hat das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München maßgeblich mitentwickelt: die Infrarotkamera PACS (Photodetector Array Camera and Spectrometer). Die Entwicklungskosten alleine für PACS belaufen sich auf 100 Millionen Euro.

Suche nach Relikten des ersten Lichtes
"Herschels" Schwesterteleskop "Planck" kann Mikrowellenstrahlung erfassen und so Temperaturschwankungen aus der ersten Zeit des Universums aufspüren. Er wird den sogenannten kosmischen Mikrowellenhintergrund erforschen - ein Relikt des ersten Lichtes, das 380.000 Jahre nach dem Urknall ausgesandt wurde. Zudem soll er die Dichte der mysteriösen "dunklen Materie" erfassen, die bis heute unsichtbar geblieben ist.

Die Instrumente könnten "15-mal mehr Informationen über Ursprung, Evolution und Zukunft des Universums liefern als alle Vorgängermissionen", erklärt die ESA. Insgesamt sind 500 Milliarden Messungen vorgesehen, die eine Himmelskarte mit einer Auflösung von mehreren Millionen Pixeln erstellen sollen.

1,5 Millionen Kilometer entfernt von Erde
Um die störenden Wärmestrahlungen von Erde und Sonne weitgehend auszuschalten, werden "Herschel" und "Planck" rund 1,5 Millionen Kilometer über dem blauen Planeten um einen sogenannten Lagrange-Punkt L2 installiert.

Bild: ESA/D. Ducros

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