Riesenauge in Wüste

Startschuss zum Bau des größten Teleskops der Welt

Wissenschaft
27.05.2017 15:30

Ein abgelegener Berggipfel in der Atacamawüste in Chile wird zum Zentrum eines weltweit einmaligen Projekts. Nach jahrelangen Vorbereitungen wird dort ab sofort das größte optische Teleskop der Welt, das Extremely Large Telescope (ELT), gebaut. Mit einem Hauptspiegel von 39 Metern Durchmesser soll es als Riesenauge erdähnliche Planeten, Sterne und Galaxien beobachten sowie neue Erkenntnisse über Dunkle Materie liefern.

Der der 3048 Meter hohe Armazones-Berg befindet sich 130 Kilometer südlich von Antofagasta im Norden Chiles. Vor zwei Jahren wurde seine Spitze gesprengt, um eine Plattform für das ELT zu errichten. Am Freitag legte die chilenische Staatschefin Michelle Bachelet den Grundstein. Ab 2024 soll das Extremely Large Telescope hier sein erstes Sternenlicht einfangen.

Das ELT wird mit fünf riesigen Spiegeln ausgestattet sein. Der größte, mit 39 Metern Durchmesser, wird aus rund 800 hexagonalen Teilstücken mit 140 Zentimetern Durchmesser bestehen. Sie müssen perfekt zusammenpassen. Der niederländische Astronom De Zeeuw hat mit seinen Kollegen in jahrelanger Überzeugungsarbeit bei Politikern die 1,1 Milliarden Euro eingeworben, die zur Finanzierung notwendig sind.

Region ist fast ständig wolkenfrei
Das Projekt der Europäischen Südsternwarte ESO hat in der Wüste einen idealen Standort gefunden. Dank der sogenannten Humboldt-Strömung ist die Region fast ständig wolkenfrei. Die Wolken bleiben entweder über dem Pazifischen Ozean oder auf der argentinischen Seite der Anden. In rund 90 Prozent der Nächte ist der Sternenhimmel in der äußerst sauberen und trockenen Wüstenatmosphäre zur Beobachtung frei.

"Der Sprung von den gegenwärtigen Teleskopen zum ELT ist etwa so groß wie der Sprung von Galileos Auge zu seinem Teleskop", erklärt Tim de Zeeuw, Generaldirektor der ESO. Der Hauptspiegel des ELT wird fünf Mal größer sein als bei den heute stärksten Teleskopen. Zudem wird er 13-mal mehr Licht einfangen können, was viel schärfere Bilder ermöglicht.

Hauptziel ist die Erkundung von Exoplaneten
Eines der Hauptziele des Projektes ist die Erkundung von Exoplaneten außerhalb unseres Sonnensystems, auf denen es Leben geben könnte. Erst kürzlich machten Entdeckungen bei dem roten Zwergstern "Trappist-1" und bei dem Stern Proxima Centauri Schlagzeilen. Es findet zurzeit ein Astronomen-Rennen statt, um den ersten bewohnbaren Exoplaneten zu finden.

De Zeeuw ist der Ansicht, dass dieses Ziel im nächsten Jahrzehnt erreicht werden kann. "Es ist schon kurios, dass dieses Teleskop in einem der unbelebtesten Ecken der Welt, der Atacama-Wüste, uns dabei helfen kann, Lebenszeichen woanders zu finden", sagt der ESO-Generaldirektor.

Die ESO, die von 15 europäischen Staaten und Brasilien gegründet wurde und den Hauptsitz in Garching bei München hat, verfügt bereits über drei weitere Beobachtungsstandorte in der Atacama-Wüste. Unter anderem betreibt sie hier das Very Large Telescope (VLT), das leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts.

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