Helfer warnen:

Selbstmordversuche unter Kindern in Aleppo

Ausland
21.10.2016 07:10

Viele Kinder in der umkämpften syrischen Großstadt Aleppo leiden nach Angaben der Nothilfe-Koordinatorin der SOS-Kinderdörfer in Syrien, Katarina Ebel, unter Depressionen, manche seien selbstmordgefährdet. "Ein Junge, der sich das Leben nehmen wollte, war erst zwölf Jahre alt", sagte sie der "Passauer Neuen Presse".

Bisher habe man es "noch immer verhindern können, dass sich die Kinder selbst töten", so Ebel. Zudem würden sie lernen, was sie zu tun haben, wenn sie den Pfeifton einer anfliegenden Rakete hören: "Sie schmeißen sich auf den Boden, machen den Mund auf, halten sich Ohren und Augen zu."

"Lieber sterbe ich, als das noch länger mitzumachen"
Aber täglich gebe es Kinder, die sagen: "Lieber sterbe ich, als das noch länger mitzumachen." Die tiefe Verzweiflung treibe sie zur Aggression gegen sich selbst und andere. "Viele schlafen auch nicht mehr oder haben Albträume und sind dann tagsüber vollkommen erschöpft."

SOS-Kinderdörfer habe in jeder Einrichtung in Syrien Psychologen und Sozialarbeiter, "die einzeln mit den Kindern reden, versuchen, an die Traumata heranzukommen, den Kindern Vertrauen zurückzugeben", sagte Ebel. "Manchmal gelingt es einfach nicht, weil die Erlebnisse zu extrem sind. Wenn ein Kind gesehen hat, wie seine Eltern umgekommen sind, unter Trümmern begraben wurden, das Zuhause verloren ist, dann ist das Sicherheitsgefühl oft für lange Zeit verloren."

EU droht Russland indirekt mit weiteren Sanktionen
Angesichts der jüngsten Eskalation in Syrien drohen die EU-Staaten Russland, das als Verbündeter des Regimes von Präsident Bashar al-Assad seit einem Jahr Luftangriffe in Syrien durchführt, indirekt mit neuen Sanktionen. "Die EU erwägt alle möglichen Optionen, wenn die gegenwärtigen Grausamkeiten weitergehen", heißt es in der am Freitag in Brüssel beschlossenen Gipfelerklärung. Neben der syrischen Regierung wird auch Russland für die Bombardements verantwortlich gemacht, durch die zuletzt zahlreiche Zivilisten getötet und sogar Hilfskonvois zerstört wurden.

Auf die Frage, wann die Schwelle für Sanktionen erreicht sei, sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, über einen Zeitplan sei nicht gesprochen worden. Die EU könne aber sehr schnell handeln, wenn dies nötig sei. Wenn die Intensität der Bombenangriffe wie in den Tagen vor dem jetzigen Waffenstillstand anhalte, "dann ist das schon ein Grund zu überlegen, was tun wir jetzt", so Merkel. Nach hartem Ringen auf dem EU-Gipfel wurde der konkrete Verweis auf Sanktionen allerdings wieder aus der Gipfelerklärung gestrichen.

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