Wiens Asylpolitik

Maria Vassilakou: “Jetzt fehlt ein Marshallplan!”

Österreich
10.04.2016 09:26

21.000 Asylwerber sind bereits in Wien - und der Zustrom aus ganz Österreich hält an. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) fordert deshalb im "Krone"-Interview energisch ein großes Integrationspaket, eine Art Marshallplan, von der Bundesregierung: "Wir machen unseren Job, aber die rot-schwarze Koalition muss auch ihren erledigen."

"Krone": Die Asylpolitik Wiens wird stadtweit sehr turbulent diskutiert. Verstehen Sie die Emotionen - etwa auch beim Thema 4-Euro-Öffimonatsticket für Flüchtlinge?
Maria Vassilakou: Die Flüchtlinge müssen doch legal zu den Schulungsorten kommen, etwa zu ihren Deutschkursen. Warum sollen ihnen Einzelfahrscheine gegeben und unnötigerweise Bürokratie erzeugt werden?

"Krone": Aber war diese Entscheidung eines Fast-Gratis-Tickets für Flüchtlinge gut kommuniziert?
Vassilakou: Diese Frage will ich jetzt so nicht beantworten.

"Krone": Okay. Tatsächlich gibt's weit größere Probleme bei der Integration der vielen Asylwerber in Wien - ist das für die Stadt zu schaffen?
Vassilakou: Aktuell leben 21.000 Flüchtlinge in Wien. Und ja: Wir können das schaffen. Aber heute haben wir nicht mehr allein die Aufgabe, die Notversorgung zu organisieren, sondern diese Menschen auch auszubilden und in unsere Gesellschaft zu integrieren.

"Krone: Woher weiß die Stadtregierung überhaupt, dass sich die muslimischen Asylwerber bei uns integrieren wollen?
Vassilakou: Menschen wollen sich immer in jene Gesellschaft integrieren, in der sie leben. Das fällt aber nicht vom Himmel, das bedarf jahrelanger Arbeit.

"Krone": Konkret heißt das?
Vassilakou: Wien braucht ein Integrationspaket, kein einziger Flüchtling darf zurückbleiben. Jeder - ausnahmslos - muss Deutsch lernen, Schulungen machen. Jetzt fehlt ein 'Marshallplan', mit dem diese große Aufgabe zu finanzieren ist.

"Krone": Also ein Projekt wie 1948, das große US-Aufbauprogramm für Westeuropa?
Vassilakou: Ja, wir müssen jetzt Geld in die Hand nehmen, damit diese Aufgabe gut erledigt werden kann. Wien wird seinen großen Anteil daran schaffen: Bis Jahresende sind alle 21.000 Flüchtlinge in den Integrationsmaßnahmen. Aber auch die Bundesregierung muss etwas tun.

"Krone": Die SPÖ/ÖVP-Koalition hat im Herbst ein 75-Millionen-Euro-Paket beschlossen.
Vassilakou: Von dem bisher kein einziger Cent angekommen ist. Die Wahrheit ist: Wien wird im Stich gelassen, ganz bewusst. Die Betreuungseinrichtungen sind am Ende, wenn das so weitergeht. Integrationsminister Sebastian Kurz ist gefordert: Wiens Steuerzahler haben ein Recht darauf, dass Kurz die Mittel freigibt - sonst müssen die Wiener für ganz Österreich diese Aufgabe schultern.

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