Wenn Kinder lügen...

So lernt dein Kind, die Wahrheit zu sagen

Leben
10.06.2010 19:10
Eine kleine Schwindelei, was das Händewaschen nach dem Nachhausekommen angeht oder die Zahl der verschlungenen Schoko-Kekse – das ist ja noch verschmerzbar. Kritisch wird es dann, wenn dein Kind wiederholt bewusst die Unwahrheit sagt. Doch wie kannst du darauf reagieren? Mehr zu diesem Thema erfährst du hier.
Warum lügen Kinder?

Generell ist es so, dass Kinder zwischen drei und sechs Jahren sehr verschwommene Grenzen zwischen Realität und Fiktion haben. Sie glauben an das Christkind, sehen Feen, Monster und sprechende Blumen – weil diese in ihrer Realität auch tatsächlich vorhanden sind. Sie können Wirklichkeit und Traum noch nicht klar voneinander trennen, weshalb in diesem Alter auch Albträume als sehr dramatisch erlebt werden. Daher kann auch beim Spielen sehr schnell ein Wäschekorb zu einem Ruderboot oder ein Sessel zu einem Pferd werden. Dein Kind zimmert sich seine eigene Realität und erlebt dadurch wundersame Geschichten. Erzählt dir dein Kind etwas unrealistisch Erscheinendes, dann macht es das noch nicht absichtlich, sondern teilt dir seine Realität mit.

Erst ab etwa sechs Jahren können Kinder zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden. Beginnt es nun zu schummeln, dann tut es das bewusst und hinter der Lüge steckt ein Grund. Diesen gilt es herauszufinden. Meist ist der Grund jener, dass dein Kind aus Angst vor Bestrafung lügt. Denn Kinder sehen ihr eigenes Fehl-Verhalten oft als viel gravierender, als dieses von den Erwachsenen gesehen wird. Dementsprechend groß ist die Angst vor den Konsequenzen. Du solltest daher auch immer darauf achten, dass die Strafe dem Vergehen gerecht wird, aber nicht übers Ziel hinausschießt.

Ebenfalls ist zu beachten, dass für Kinder die Erwachsenen in ihrem Umfeld eine Vorbildfunktion haben. Sie lernen durch Nachahmung. Und das eben leider auch, was das Schwindeln angeht. Beobachtet dein Kind, wie du zu einer Notlüge greifst, um nicht zu einer Verabredung zu müssen, dann sieht es ein Verhalten, das ihm als falsch eingeprägt wird, das aber von dir trotzdem gemacht wird. Für dein Kind wird die Notlüge bzw. die Lüge generell dadurch verharmlost und animiert zur Nachahmung.

Was tun, wenn das Kind lügt?
Die Lüge ist in diesem Zusammenhang für die Eltern unangenehm, sollte aber mit dem Kind besprochen werden. Am besten so, dass dem Kind auf den Kopf zugesagt wird, was es getan hat, und dass nach dem Grund gefragen wird. Beispiel: „Ich habe gesehen, dass du dir noch ein Stück Schokolade genommen hast – warum?“ Oder: „Deine Lehrerin hat mir gesagt, dass du die Aufgabe vergessen hast – wieso ist das passiert?“ Wichtig ist, dass das in einem ernsten, aber nicht drohenden Ton passiert. Dein Kind muss den Ernst der Lage begreifen, die Botschaft sollte klar sein, dass du nicht angelogen werden willst.

Eine andere Möglichkeit sieht so aus, dass du deinem Kind den Weg zum Geständnis erleichterst, indem du ihm sagst, dass du ihm glaubst, dass es nicht lügen wollte oder nichts falsch machen wollte. Sage ihm, dass du ihm nicht böse bist, wenn es das Vergehen zugibt und sich entschuldigt. Denn wichtig ist, dass dein Kind die Spielregeln begreift. Sprich ernst mit ihm, warum du es nicht magst, belogen zu werden, und erkläre ihm, dass man sich nicht anlügt, wenn man sich lieb hat, bzw. dass es dir schwerfällt, ihm zu glauben, wenn es dich immer wieder anlügt.

Ein anderer Grund, warum dein Kind lügen könnte, ist, um sich in den Mittelpunkt zu spielen und Aufmerksamkeit zu bekommen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn dein Kind bei Freunden mit der Höhe seines Taschengeldes auftrumpfen will oder damit, wie lange es aufbleiben darf. Diese Art von Lügen deutet meist auf ein zu schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein oder eine Kontaktschwäche hin. Doch diese Lügen sind meist auch sehr gefährlich, denn bemerken die Freunde deines Kindes, dass hinter den Prahlereien nur heiße Luft steckt, dann kann es passieren, dass es fallen gelassen wird. Versuche, dahinter zu kommen, warum dein Kind derartige Märchen erfindet, und besprich dich mit ihm. Oft steckt eine diffuse Angst hinter den Lügen, die du aber im Gespräch mit deinem Kind ausräumen kannst.

Wie verhinderst du Lügen bei deinem Kind?
In erster Linie ist deine Vorbildfunktion bei deinem Kind ausschlaggebend. Versuche Notlügen zu vermeiden. Stehe dazu, wenn du einmal zu müde bist, um dich mit deiner Mutter zu treffen oder wenn du morgens verschlafen hast. So erkennt dein Kind, dass niemand perfekt ist, und dass nichts passiert, wenn man die Wahrheit sagt. Hat sich dein Kind durch eine Lüge in eine Ecke manövriert, dann versuche, ihm herauszuhelfen. Besprich mit ihm, dass die Lüge falsch ist, aber zeige dich hilfsbereit. So erkennt dein Kind, dass es besser wäre, von Anfang an die Wahrheit zu sagen. Stelle dein Kind aber nicht vor anderen zur Rede. Das Gefühl der Blamage erzeugt Frust und führt nur zu Trotzreaktionen. Wenn dein Kind ehrlich ist, dann bedanke dich dafür. Und sei umgekehrt auch ehrlich zu deinem Kind.

Lügt dein Kind trotz allem, solltest du dir aber professionelle Hilfe organisieren.

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(Bild: kmm)



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