47 Mio. Jahre alt

Forscher finden Fossil von Urzeit-Stute mit Fötus

Wissenschaft
06.11.2014 15:15
Einen ihrer spektakulärsten Funde der vergangenen Jahre haben am Donnerstag Paläontologen des Senckenberg-Forschungsinstituts Frankfurt (Main) in Deutschland vorgestellt: Das 47 Millionen Jahre alte Fossil einer trächtigen Urzeit-Stute mit gut entwickeltem Fötus im Bauch, die so klein war wie ein Foxterrier.

Die Stute hat je vier Klauen an den Vorder- und je drei an den Hinterbeinen. Das Fundstück aus der Grube Messel bei Darmstadt sei außergewöhnlich in seiner Qualität, sagte Forscher Jens Lorenz Franzen. "So etwas gibt es bisher nirgendwo auf der Welt."

Skelett mittels speziellem Röntgen untersucht
Das Skelett des Urzeit-Pferdes wurde bereits im Jahr 2000 gefunden, doch erst in den vergangenen beiden Jahren ganz genau untersucht - unter anderem mit Mikro-Röntgenaufnahmen. Im Uterus der Stute ist ihr gut entwickeltes Fohlen aber schon mit bloßem Auge zu erkennen. Es wäre vor 47 Millionen Jahren ganz normal zur Welt gekommen, wenn das Muttertier nicht kurz vor der Geburt gestorben wäre, berichtet Franzen.

Über die Todesursache gibt es bisher nur Hypothesen. Die Wissenschaftler vermuten, dass das Tier durch eine Gasvergiftung in der Nähe eines Maares - einer Mulde vulkanischen Ursprungs - starb, das damals die heutige Region um die Grube Messel als riesiger Süßwassersee bedeckte. Das Kohlendioxid könnte durch Erdlöcher nach außen geströmt sein - eine Spätfolge des Vulkanismus. Solche Prozesse sind heute noch von den Phlegräischen Feldern nahe dem Vulkan Vesuv bekannt.

Fast 60 Urzeit-Pferde in Grube Messel gefunden
"Bei einem solchen Gasaustritt atmet man reines Kohlendioxid ein, ohne es zu bemerken", erläutert Franzen. "Das Gehirn wird nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und der Tod tritt ganz schnell ein." Für die Gas-Theorie spricht, dass Wissenschaftler seit den 1970er-Jahren eine ganze Herde von fossilen Urzeit-Pferden in der Grube Messel gefunden haben - fast 60 Tiere, darunter acht trächtige Stuten. Eine davon ist besonders gut konserviert.

Die Skelette mit gekrümmter Wirbelsäule zeigen auf, wie sich die heutigen Pferde entwickelten. Ihre Urahnen waren nicht größer als heutige Hunde. Es gebe aber auch verblüffende Übereinstimmungen, betonte Franzen. So seien zum Beispiel Schwangerschaft und Geburt bei diesen Tieren bereits ganz ähnlich verlaufen wie heute.

Tiere lebten in tropenähnlichem Klima
Untersuchungen des Mageninhalts der Urzeit-Pferde, die vermutlich bis zu zwölf Jahre alt werden konnten, gaben bereits Aufschluss darüber, was sie fraßen - und damit, was in ihrer Welt wuchs. Die Tiere lebten in einem Klima, das den heutigen Tropen ähnlich ist - allerdings gab es trotzdem Jahreszeiten. "Solche Para-Tropen gibt es heute nicht mehr", sagt Franzen. Zeitgenossen der Pferdchen am Maar, die wahrscheinlich zum Trinken ans Wasser kamen, waren deshalb zum Beispiel Krokodile.

Auch deren Skelette wurden schon zahlreich in der Grube Messel gefunden, die Paläontologen, Umweltschützer und Bürgerinitiativen in den 1970er-Jahren erfolgreich gegen die Einlagerung von Müll verteidigten. "Um unsere Funde beneiden uns heute Forscher aus der ganzen Welt", sagte Franzen. Die Forschungsergebnisse wurden im "Journal of Vetebrate Paleontology" veröffentlicht.

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