Das Erdmännchen ist ein kleines Raubtier, das in den trockenen Gegenden im südlichen Afrika lebt. Die Tiere leben in Kolonien, in denen es nicht nur eine ganz klare Arbeitsteilung gibt, sondern auch ein ausgeprägtes Traditionsbewusstsein. Um den Überblick zu behalten, stellen sich die kleinen Bodenbewohner auf die Hinterbeine. Dabei wirken sie fast wie kleine Menschen - und so kamen die Tiere zu ihrem Namen.
Die Kolonien leben in Erdbauten, die oft über ein weitverzweigtes Tunnelsystem verfügen. Die Gruppen haben klar verteilte Aufgaben, so fungieren etwa einige Tiere als Wächter vor dem Bau, während andere für das Beschaffen von Nahrung, hauptsächlich Insekten, verantwortlich sind. Bevor der Tag so richtig beginnt, verbringen die Erdmännchen meist eine Stunde vor ihrer Behausung, die sie zum Spielen und zur Fellpflege nutzen.
Pünktlich wie die Uhr
Erstaunliche Details lieferte jetzt eine Studie der Universität von Cambridge. Die Forscher nahmen den Tagesablauf wild lebender Kolonien unter die Lupe. Sie beobachteten besonders, wann die Tiere ihren Bau verlassen und wann sie wieder zurückkehren. Fast elf Jahre lang sammelten die Forscher Daten in der Khalahari, einer Halbwüste in Namibia. Das Ergebnis war überraschend. Nach den kleinen Erdmännchen lässt sich problemlos die Uhr stellen, nicht einmal akuter Futtermangel veranlasst die Tiere, ihren Bau vorzeitig zu verlassen. Ebenso bemerkenswert: Die Tiere geben diese Traditionen, die sich von Kolonie zu Kolonie oft deutlich unterscheiden, von Generation zu Generation weiter. Zugewanderte Gruppenmitglieder passen sich schnell den Abläufen in der Erdmännchen-Kolonie an.
Die Forscher haben bislang noch keine Erklärung für das pünktliche Verhalten der Erdmännchen, man spekuliert allerdings über einen Zusammenhang mit dem Stand der Sonne. Die generationenübergreifende Wissensweitergabe innerhalb des Tierreiches wurde unter anderem schon bei Schimpansen, Walen und Vögeln beobachtet.
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