Kein Eindringling

Die Spanische Schnecke ist gar nicht zugewandert

Wissenschaft
19.06.2014 09:00
Es gibt kaum Gärten, die von ihr verschont bleiben: der Spanischen Wegschnecke. Das gefräßige Weichtier stammt ursprünglich aus Südwest-Europa - dachte man zumindest. Jüngste Studien zeigen jedoch, dass die Arion lusitanicus gar kein Eindringling ist und eigentlich aus Zentraleuropa kommt.

Bekämpfungsmaßnahmen, wie sie im Rahmen einer derzeit diskutierten EU-Verordnung zur besseren Kontrolle, Eindämmung und Bekämpfung invasiver Arten beschlossen werden sollen, wären deshalb gar nicht auf diese Tierart anzuwenden.

Dabei warnen Naturschützer seit geraumer Zeit, dass die sich explosionsartig vermehrende braune Nacktschnecke die einheimische Schwarze Wegschnecke verdränge und erhebliche Fressschäden an der heimischen Vegetation und in der Landwirtschaft anrichtet. Sie wird sogar auf der Liste der europäischen "100 of the worst" Tier- und Pflanzenarten geführt, die erheblichen Einfluss auf biologische Vielfalt, Ökonomie und Gesundheit haben.

Keine Exemplare in angenommenem Herkunftsgebiet
Eingeschleppt wurde die Spanische Wegschnecke angeblich nach dem Zweiten Weltkrieg durch Obst- und Gemüseimporte. Bei einer Bestandsaufnahme konnten Frankfurter Forscher aber nicht ein einziges Exemplar der Schnecke in ihrem angeblichen Herkunftsgebiet finden. Das Team des Biodiversität und Klima Forschungszentrums und der Goethe-Universität hatte 2010 an 60 Orten in Frankreich, Spanien, Großbritannien und den Beneluxländern 300 Exemplare der Schnecke gesammelt und bestimmt.

"Statt der sogenannten Spanischen Wegschnecke haben wir zahlreiche mit herkömmlichen Methoden nicht bestimmbare, sogenannte kryptische Arten gefunden. Deshalb haben wir die Tiere anschließend mittels DNA-Taxonomie klassifiziert. Dabei werden die Erbinformationen zur Bestimmung herangezogen", so Studienautor Markus Pfenninger.

"Diese Art ist definitiv nicht dort heimisch, sondern bei uns"
Viele der untersuchten Exemplare waren keiner beschriebenen, genetisch charakterisierten Art zuzuordnen. So wurde ein genetischer Stammbaum erstellt und in Beziehung zur geografischen Verbreitung gesetzt. "Die Ergebnisse zeigten uns, warum wir Arion lusitanicus in ihrer angeblichen Heimat nicht finden konnten. Diese Art ist definitiv nicht dort heimisch, sondern bei uns", folgert der Wissenschaftler.

"Vielleicht hat sich die Schneckenart in den vergangenen Jahrzehnten auch einfach aufgrund veränderter landwirtschaftlicher Anbaumethoden so stark vermehrt, dass es uns wie eine Invasion erscheint." Bei schlecht dokumentierten Einwanderungen wie bei der Spanischen Wegschnecke müsse man laut Pfenninger mit dem Begriff "invasiv" künftig vorsichtiger sein, denn diese Einstufung habe konkrete Auswirkungen auf die Umweltpolitik.

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