Sensationeller Fund

100.000 Jahre alte Malwerkstatt in Südafrika entdeckt

Wissenschaft
13.10.2011 13:45
Schon vor 100.000 Jahren haben Menschen offensichtlich Farbe hergestellt und diese zur Dekoration genutzt. Das belegt der Fund einer steinzeitlichen Malwerkstatt in einer südafrikanischen Höhle. Ein internationales Forscherteam entdeckte dort ockerhaltige Farbreste in zwei Schalen von Meeresschnecken sowie Knochen, Kohle und Hammersteine, mit denen der Farbmix hergestellt worden sein soll.

Nach bisheriger Annahme haben die Menschen erst vor 60.000 Jahren damit begonnen, aus Ocker Farben herzustellen. Die Entdeckung präsentiere daher einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung komplexer menschlicher Wahrnehmung, erläutert das Team um Christopher Henshilwood von der University of the Witwatersrand in Johannesburg, das die Ergebnisse seiner Ausgrabung in der Blombos-Höhle (Bild 2) bei Kapstadt im Fachjournal "Science" vorgestellt hat.

Der Fund zeige, dass Menschen schon vor 100.000 Jahren dazu fähig waren, bewusst zu planen und zu produzieren. Zudem müssen sie bereits elementare chemische Kenntnisse besessen haben. Mit Quarzsteinen wurden eisenoxidhaltige Hämatit-Kristalle zerkleinert und zu einem feinen roten Puder zermahlen, schreiben die Wissenschaftler. Darauf ließen Schleifspuren und Farbreste schließen. Gemischt mit fetthaltigem geriebenen Knochenpulver, Kohle und einer Flüssigkeit sei das Farbgemisch in Schalen von Seeohren (Bild), einer Meeresschnecken-Art, gegossen und vermutlich mit einem Knochen vorsichtig verrührt worden. Zuvor wurden die Atemlöcher in den Schneckenschalen verschlossen, um diese effektiv als Lagergefäße nutzen zu können.

Farbe wurde auch gelagert
Frühere Funde deuteten bereits auf die Nutzung von Ocker als Farbpigment vor rund 60.000 Jahren hin. Die neuen Ergebnisse geben aber nun Hinweise darauf, dass dies vermutlich bereits viel früher geschah und die Steinzeit-Menschen die Farbe nicht nur produzierten, sondern auch lagerten.

Über die Verwendung des Farbgemischs können die Forscher nur spekulieren. So könnte Ocker als symbolische Körperbemalung oder als Hautschutz verwendet worden sein. Denkbar sei auch die Anfertigung einfacher Kunstwerke. In jedem Fall gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Werkzeuge mehrmals zur Farbherstellung genutzt wurden, es sich also nicht um ein einmaliges Ereignis gehandelt hat. Die beiden als Farbbehälter genutzten Schalen werden ab Freitag im Iziko Museum in Kapstadt zu sehen sein.

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