Droht Ehe das Aus?

Estibaliz C.: “Wenn er will, gebe ich ihn frei!”

Österreich
24.10.2015 15:26
Estibaliz C. hat zwei ihrer Ex-Partner ermordet. Jetzt kriselt es in ihrer Ehe. Ihr Mann besucht sie nur noch selten in der Haft. "Wir haben uns auseinander- gelebt", sagt die Eis-Lady. Sie sieht ganz anders aus als vor drei Jahren, bei ihrem Prozess im Wiener Landesgericht. Als die letzten offiziellen Fotos von ihr gemacht wurden.

Ihr Haar trägt Estibaliz C. nun kinnlang. Sie hat stark abgenommen. Das Gesicht ist viel schmäler geworden. Würde die 37-Jährige heute irgendwo in Österreich auf einer Straße gehen - wahrscheinlich würde sie kein einziger Passant als die Eis-Lady identifizieren. Ohnehin, die Frau, die jetzt an einem Tisch im Besucherraum der Justizanstalt Schwarzau Platz nimmt, wirkt unfassbar harmlos. In ihren Jeans, den beigen Ballerina-Schuhen, dem gelben T-Shirt.

"Ich habe keine Hassgefühle mehr"
Ein Eindruck, der sich noch verstärkt, wenn sie zu reden beginnt, mit sanfter Stimme. Ihre Persönlichkeitsstörung, die sie zum Morden fähig machte: verborgen. Schwer erkennbar, für Laien. "Ich bin hinter Gittern ein anderer Mensch geworden", behauptet Estibaliz, "die Therapien, die ich hier mache, helfen mir sehr, den bösen Teil in mir verschwinden zu lassen. Die ungeheure Wut, die früher oft in mir aufkam, wenn ich Enttäuschungen erfuhr; der Hass, der völlig von mir Besitz nehmen und mich zu schrecklichen Taten treiben konnte - diese negativen Gefühle, ich spüre sie nicht mehr."

Doch ist die Doppelmörderin mittlerweile tatsächlich weniger gefährlich? Gerichtspsychiaterin Heidi Kastner, die ihr einst kaum Chancen auf Heilung attestiert hatte, kam kürzlich in einem neuen Gutachten zu dem Schluss, dass sich der seelische Zustand der Spanierin deutlich verbessert habe. Und ihr daher künftig unbewachte Familienbesuche in einer Kuschelzelle zu erlauben seien. Die Anstaltsleitung der Schwarzau hat derartige Treffen letztlich aber nicht bewilligt. Weil, wie es in dem entsprechenden Ablehnungsschreiben heißt, "zu befürchten ist, dass Estibaliz C. dabei ihre Mutter und ihren Sohn als Geiseln nehmen und einen Fluchtversuch unternehmen könnte." Vor wenigen Tagen schrieb die Gefangene deshalb auch einen Fleh-Brief an den Leiter der Justizanstalt Schwarzau. "Bitte, glauben Sie mir, ich habe keine Flucht geplant", heißt es darin.

"Wir konnten uns nie wirklich nahe sein"
Roland R., der Vater ihres Kindes, der sie, als sie noch in Untersuchungshaft saß, geheiratet hat, wird in dem amtlichen Brief nicht erwähnt. Warum nicht? "Wir sehen uns nur noch selten, seit über einem Monat war er nicht bei mir", sagt die Eis-Lady. Wieso, was ist passiert? "Es ist schwierig, eine Beziehung, in der die Partner dauernd voneinander getrennt sind, aufrechtzuerhalten."

Eine Stunde pro Woche durfte Estibaliz von ihrem Ehemann besucht werden. "Zu wenig Zeit, um einander nahe zu bleiben. Wie jedes Paar hatten wir manchmal kleine Meinungsverschiedenheiten - aber danach nie die Möglichkeit, uns wirklich auszusprechen. Hart war außerdem, dass wir bei unseren Treffen immer unter Bewachung standen, uns niemals lange umarmen und küssen durften."

"Nun ist es meine Pflicht, ihn freizugeben"
Schon als Roland R. um Estibaliz C.s Hand anhielt, hätte sie ihn vor einem Scheitern der Ehe gewarnt: "Ich wollte nicht, dass er sein Leben an mich verschwendet. Dass er sich mit mir an eine Frau bindet, die vielleicht bis zu ihrem Tod im Gefängnis bleiben muss. Doch wir liebten uns so sehr, dass er uns beiden solche Bedenken verbat."

Und wie steht es jetzt um ihre Gefühle, ihrem Mann gegenüber? "Ich mag ihn noch immer sehr. Er ist der beste Mann, den ich jemals kennengelernt habe. Er hielt zu mir, als es mir extrem schlecht ging. Er hat mir so viel Kraft gegeben. Aber nun ist es meine Pflicht, ihn freizugeben. Wenn er das will."

Tränen laufen über die Wangen der Doppelmörderin. Ein paar Sekunden herrscht Stille. Doch plötzlich beginnt sie zu lächeln. "Im Dezember wird meine Mutter mit meinem kleinen Sohn von Spanien nach Österreich reisen und mich mit ihm im Gefängnis besuchen. Ich werde ihn dann in den Armen halten, ihm Bussis geben, mit ihm Kinderlieder singen. Und ich werde glücklich sein."

Aus dem Archiv: Das Urteil für die "Eislady"

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