Die Szenen erinnerten sehr stark an den dunkelsten Tag in der US-Geschichte, als am 11. September 2001 der damalige Präsident George W. Bush in einer Volksschule die Nachricht über die verheerenden Terroranschläge zugesteckt bekam. Doch diesmal war es eine frohe Botschaft, die US-Präsident Donald Trump von seinem Außenminister während einer Pressekonferenz erfuhr (siehe Video oben).
Eine handgeschriebene Notiz von US-Außenminister Marco Rubio für Donald Trump hat bei der Verkündung der Einigung zwischen Israel und der islamistischen Hamas eine wichtige Rolle gespielt. „Sehr nah dran“, stand auf dem Zettel, den Rubio dem Präsidenten während eines Treffens mit konservativen Influencern im Weißen Haus zusteckte. Fotografen hielten den Augenblick fest – ebenso den Text auf dem weißen Blatt Briefpapier, wie US-Medien berichteten.
„Ich habe gerade eine Nachricht erhalten ...“
Weiter hieß es da: „Sie müssen bald einen Truth-Social-Beitrag freigeben, damit Sie den Deal als Erster bekannt geben können.“ Trump wirkte erstaunt, während er die Notiz las, dann flüsterte Rubio ihm noch etwas ins Ohr. „Ich habe gerade eine Nachricht vom Außenminister erhalten, dass wir kurz vor einer Einigung zum Nahen Osten stehen und sie mich ziemlich schnell brauchen werden“, unterbreitete der Präsident daraufhin den Anwesenden. Rund zwei Stunden später folgte dann das Posting auch auf seiner Online-Plattform Truth Social.
Den Kommentar, er solle das als Erster ankündigen, bringen Medien in Zusammenhang mit Trumps Bestrebungen, den Friedensnobelpreis zu bekommen. Aber selbst der mächtigste Mann der Welt kann das norwegische Nobelkomitee in Oslo nicht beeinflussen. Ob der Republikaner überhaupt auf der Liste der Nominierten steht, ist nicht bekannt. 338 Persönlichkeiten und Organisationen sind diesmal nominiert – wer darunter ist, wird offiziell 50 Jahre lang geheim gehalten. Freitag um kurz nach 11 Uhr wird die Welt erfahren, wer diesmal mit dem wohl wichtigsten politischen Preis der Erde ausgezeichnet wird.
Unten sehen Sie Archivaufnahmen von Ex-Präsident George W. Bush in jener Volksschule im Bundesstaat Florida, wo er über die Terroranschläge vom 11. September 2001 informiert wurde:
Die strenge Geheimhaltung lässt jedes Jahr viel Raum für Spekulationen. Und diesmal spielt eine Frage bei diesen Spekulationen eine ganz besonders große Rolle: Hat er – Trump – wirklich einen Friedensnobelpreis verdient? Der neue Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Karim Haggag, will diese Frage nicht mit einem undifferenzierten Ja oder Nein abtun. Während manche Leute Trump für absolut unwürdig für den Nobelpreis hielten, sagten andere, dass er ihn unbedingt bekommen müsse, sagt Haggag. „Ich denke, diese Frage verdient eine nuanciertere Antwort.“
Trump, der „Präsident des Friedens“?
Trump, der selbst ernannte „President of Peace“ (Präsident des Friedens), führt an, sieben Kriege beendet zu haben, etwa die Konflikte zwischen Pakistan und Indien, Israel und dem Iran oder zwischen Armenien und Aserbaidschan. Friedensforscher Haggag sagt dazu, dass Trump zweifelsohne bei einer ganzen Reihe von Konflikten ein hohes Maß an diplomatischer Intervention an den Tag gelegt habe, sei es direkt oder indirekt. Es gibt jedoch ein großes Problem: Beim genaueren Blick auf diese sieben Konflikte zeige sich, dass Trump keinen davon wirklich gelöst habe, sagt Haggag.
„Bei all diesen sehr komplexen Konflikten sind sicherlich Versuche zu erkennen, eine gewisse Übereinkunft oder Verständigung zu erzielen, aber das ist noch lange kein Frieden oder ein Abkommen, das eine langfristige Beilegung des Konflikts herbeiführt“, sagt Haggag. Er kommt zu dem Schluss: Ein Nobelpreis für Trump ließe sich auf dieser Basis nur schwer rechtfertigen.
Für den US-Präsidenten gibt es auf dem Weg zum erhofften Nobelpreis jedoch ein weiteres Problem: Die Nominierungsfrist für den diesjährigen Preis ist bereits am 31. Jänner abgelaufen, also gerade einmal anderthalb Wochen, nachdem Trump offiziell im Amt vereidigt worden war. Auch wenn mehrere Politiker im Laufe des Jahres verkündet haben, Trump für den Nobelpreis nominiert zu haben, kann es also durchaus sein, dass er in diesem Jahr gar nicht unter den Kandidaten ist.
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