„Tourismus ankurbeln“

Iran lockt Transpersonen mit billigen Operationen

Ausland
10.10.2025 23:09

Der Iran gilt international als Zentrum für geschlechtsangleichende Operationen – ein Ruf, den das Land nun offensiv für den Medizintourismus nutzt. Während Transpersonen aus dem Ausland mit günstigen Preisen gelockt werden, sieht die Realität für die einheimische LGBTQ-Bevölkerung düster aus.

Seit 40 Jahren führt der Iran mehr geschlechtsangleichende Operationen durch als viele andere Länder – hauptsächlich, weil homosexuelle und Geschlechts-nonkonforme Bürger und Bürgerinnen unter Druck gesetzt werden, sich solchen Operationen zu unterziehen – sonst könnte ihnen im schlimmsten Fall die Todesstrafe drohen.

Iran wirbt mit Operationen und Sightseeing
Nun, mit einer durch den Krieg angeschlagenen Wirtschaft, wirbt das Land mit seiner medizinischen Expertise weltweit – in der Hoffnung, Transgeschlechtliche aus dem Ausland mit günstigen Operationen, luxuriösen Hotelaufenthalten und Sightseeing-Touren anzulocken, wie die „New York Times“ schreibt.

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Meiner Meinung nach ist das alles nur eine Show. Die Situation für Transmenschen ist katastrophal.

Saman Arastu, transgeschlechtlicher iranischer Schauspieler

Regierung erhofft sich enorme Geldsummen durch „Medizin-Tourismus“
Die iranische Regierung hat sich laut staatlichen Medien das Ziel gesetzt, jährlich über 7 Milliarden Dollar durch Medizintourismus zu erwirtschaften. Infolgedessen vermehren sich Unternehmen, die medizinischen Tourismus anbieten: Mit Hochglanz-Websites auf Englisch, die nicht nur Nasen-OPs und Haartransplantationen bewerben, sondern auch geschlechtsangleichende Operationen. „Wir kümmern uns um alles von Anfang bis Ende und bieten die besten medizinischen Dienstleistungen für ein stressfreies Erlebnis“, sagt Farideh Najafi, Managerin von zwei Unternehmen für Medizintourismus, MabnaTrip und MedPalTrip.

„Das Ziel dieser medizinischen Touren ist wohl, Iran als Paradies für Transmenschen darzustellen – was es nicht ist“, sagt Saman Arastu, ein transgeschlechtlicher iranischer Schauspieler. „Meiner Meinung nach ist das alles nur eine Show. Die Situation für trans Menschen ist katastrophal.“

Einheimische zu Eingriffen gezwungen
Der Iran ist eines der wenigen Länder in der muslimischen Welt, das Transpersonen geschlechtsangleichende Behandlungen erlaubt. Doch die missbräuchliche Geschichte dieser Operationen rückt dadurch in den Hintergrund. Denn die Realität für die meisten LGBTQ-Personen im Land sieht düster aus: Im Iran drohen schwulen Männern und lesbischen Frauen öffentliche Auspeitschung oder gar die Todesstrafe. Daher, so stellte der UN-Menschenrechtsrat fest, werden viele homosexuelle Iranerinnen und Iraner, die nicht trans sind, dazu gedrängt, ohne ihre Zustimmung geschlechtsangleichende Operationen durchzuführen.

Dennoch zieht der günstige Preis viele Transmenschen aus dem Ausland an. Die meisten Patienten und Patientinnen kommen jedoch aus Nachbarländern wie dem Irak, wo solche Behandlungen verboten sind.

„Kliniken gleichen Schlachthäusern“
Farideh Najafi, die Tourismusmanagerin, räumt ein, dass einige ausländische Patientinnen und Patienten Angst vor Repressionen hätten. Doch sie betont, dass ihre Kundschaft „nie Sicherheitsprobleme“ hatte. Allerdings: Geschlechtsangleichende Operationen sind komplex und risikobehaftet. Außerdem hat der Iran einen zweifelhaften Ruf bei Sicherheit und Nachsorge. Manche Aktivistinnen und Aktivisten vergleichen Irans Kliniken mit „Schlachthäusern“, ein UN-Bericht von 2015 dokumentierte verpfuschte Eingriffe.

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