"Rocket League"

Geheimtipp: Fußball mit RC-Autos ist Millionenhit

Spiele
27.12.2015 09:00

Einem unabhängigen Entwicklerstudio ist 2015 ein ganz besonderer Erfolg geglückt. Mit dem Multiplayer-Game "Rocket League", in dem RC-Autos Fußball spielen, hat das Studio Psyonix einen Überraschungs-Hit gelandet und bei den Game Awards in der Kategorie Renn- und Sportspiel sogar mit Marketing-Millionen ausgestattete Konkurrenten wie EAs "FIFA 16" oder "Need for Speed" auf die Plätze verwiesen. Doch was macht "Rocket League" so beliebt? Wir haben es uns angesehen.

Fußball-Simulationen sind ja gemeinhin eher etwas für Fußball-Fans. Wer mit dem echten Ballsport am Platz und im TV nichts anfangen kann und wenig darauf gibt, ob die dargestellten Fußballer ihrem Original detailgetreu nachempfunden wurden, wird mit "FIFA 16" oder "PES 2016" nicht unbedingt warm werden. Wer mit dem Lieblingsclub mitfiebert, hat dagegen umso mehr Freude daran.

Fußball-Hit für Fußball-Muffel
Mit "Rocket League" gelang dem US-amerikanischen Spielestudio Psyonix heuer das Kunststück, nicht nur ausgewiesene Fußball-Narren für den virtuellen Ballsport zu begeistern, sondern am PC und der PS4 auch die weniger Fußball-interessierten Massen anzusprechen. Zwei Millionen US-Dollar hat die Produktion des Games gekostet, gut 50 Millionen hat es laut "Wall Street Journal" bereits eingespielt.

Das Erfolgsrezept: "Rocket League" nimmt das grundlegende Spielprinzip vom Fußball, baut aber jede Menge witzige und actionreiche Elemente ein. Statt Menschen spielen hier von Spielern gesteuerte RC-Autos gegeneinander. Sie können mit Turbo übers Feld rasen, springen und sogar an den Wänden fahren und haben nur ein Ziel: Den Ball ins Tor des Gegners zu bekommen.

Einfach zu lernen, schwer zu meistern
Weil bei den Autos durchaus ein Wendekreis vorhanden ist, ist das allerdings leichter gesagt, als getan. Es kommt in "Rocket League" immer wieder mal vor, dass man wegen Fahrfehlern einen langsam Richtung eigenes Tor rollenden Ball nicht mehr rechtzeitig aufhalten kann. Ebenso kann es aber passieren, dass man ihn mit Turbo genau im richtigen Winkel trifft und mit etwas Glück ins Kreuzeck des gegnerischen Tors katapultiert, wo er in einer bunten Farbwolke explodiert. Ein erhebendes Erfolgserlebnis.

Die einfach zu lernende, aber schwer zu meisternde Steuerung und der definitiv vorhandene Glücksfaktor machen das Suchtpotenzial von "Rocket League" aus - ebenso wie die Möglichkeit, die vielen RC-Flitzer optisch anzupassen. Psyonix hat ein Game abgeliefert, das von jedem schnell gelernt werden kann, das eingeschworene Freundespartien aber auch nach Wochen noch fluchend und jauchzend zu unterhaltsamen Mehrspielerabenden einlädt.

Cooles Detail: Mit Mutatoren dürfen die Spieler alle möglichen Parameter des Games anpassen und so beispielsweise für geringere oder höhere Schwerkraft sorgen, was den Matches ein witzige zusätzliche Facette verleiht.

Perfekt für Split-Screen und Online
Während in anderen Rennspielen oft nur mehr Online-Multiplayer existiert, eignet sich "Rocket League" dabei perfekt und gerade auch für Split-Screen-Duelle. Das schätzen PC- und PS4-Spieler, die mit solchen Titeln traditionell eher unterversorgt sind. Online macht "Rocket League" freilich auch Spaß, schließlich sind hier noch größere Partien mit mehr Teilnehmern möglich.

Mundpropaganda statt Marketing-Budget
Einen Teil seines Erfolgs verdankt "Rocket League" aber auch dem Geschäftssinn seines Schöpfers. Psyonix-Chef Dave Hagewood hatte für seine neueste Schöpfung zwar kein riesiges Marketing-Budget zur Verfügung, hat es aber geschafft, dass das Game durch Mundpropaganda verbreitet wird. YouTube-Streamer und Let's-Player wurden mit dem Spiel versorgt und liebten es, einen Monat lang verschenkte Hagewood es über den kostenpflichtigen Multiplayer-Dienst PlayStation Plus sogar an PS4-Besitzer.

Der Plan ging auf: Obwohl kein mächtiger Publisher hinter "Rocket League" steht, hat es das Game auf diese Art zu einer erstaunlichen Popularität gebracht, die sich für das vor 15 Jahren gegründete Studio auch finanziell ausgezahlt hat.

Musste Psyonix sich finanziell bisher mit Auftragsarbeiten über Wasser halten - das Studio arbeitete unter anderem an "Mass Effect 3" und "Gears of War" mit -, sollte das nächste Projekt mit den Einnahmen von "Rocket League" schon ziemlich gut finanziert sein. Psyonix ist damit etwas sehr seltenes gelungen. "Es ist, als würde ein Low-Budget-Film die Erwartungen bei weitem übertreffen", sagt der Marktforscher Eric Handler.

Fazit: Wir haben einige Partien "Rocket League" gewagt und - obwohl Fußball wenig zugetan - schon nach kurzer Zeit lautstark mitgefiebert. "Rocket League" hat vieles, was einer "ernsthaften" Fußball-Simulation fehlt: Action und Explosionen, hüpfende Raketenautos und reichlich Potenzial für Schadenfreude. Die bunte Optik weiß zu gefallen, die Vertonung ist allerdings etwas mager: Während der Matches gibt's keine Musik, nur Soundeffekte. Dass es zudem für Solo-Spieler nur mäßig interessant ist, halten wir bei einem Preis von 20 Euro aber für verschmerzbar.

Plattform: PC (getestet), PS4, Xbox One (Februar 2016)
Publisher: Psyonix
krone.at-Wertung: 8/10

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