Unnötige Lern-DVDs

Baby-Lernvideos hemmen die Sprachentwicklung

Wissenschaft
17.08.2007 14:35
Das ist wohl ein ziemlicher Schlag für Eltern, die glauben der Intelligenz ihrer Sprösslinge mit Lern-DVDs auf die Sprünge helfen zu können. Eine neue US-Studie zeigt, dass Baby-Lernvideos die Sprachentwicklung von Kleinkindern hemmen anstatt sie zu fördern.

Sie heißen "Baby Einstein" oder "Brainy Baby", und schon der Titel lässt keinen Zweifel an ihrer Funktion: Derartige DVDs sind für Kleinkinder entwickelt und sollen die geistige Einwicklung der Kleinen anspornen. Aber die Videos halten nicht, was ihre Namen versprechen, wie die Studie zeigt. Ganz im Gegenteil: Demnach schadet es Kindern im Alter von acht bis 16 Monaten sogar, solche DVDs zu sehen.

In den USA haben sich Baby-Lernvideos zu einem umsatzträchtigen Markt entwickelt haben. "Bei meiner Arbeit fragen Eltern mich ständig nach dem Wert dieser Produkte", erzählt der Kinderarzt Dimitri Christakis von der Universität von Washington in Seattle und nimmt das Resultat der Untersuchung vorweg: "Die Hinweise häufen sich, dass sie keinen Nutzen haben und vielleicht sogar schädlich sind."

Video-Kinder kennen weniger Worte
Christakis und seine Kollegen hatten für die Untersuchung mit mehr als 1.000 Familien gesprochen, die ein Kind im Alter von unter zwei Jahren hatten. Sie fragten die Eltern nach dem Fernseh- und Videokonsum der Kleinen, ihren Erziehungsgewohnheiten und dem Wortschatz der Kinder. Ergebnis: In der Altersgruppe von acht bis 16 Monaten behinderten die Videos die Sprachentwicklung. Pro Stunde, die diese Kinder täglich vor solchen Lernvideos verbrachten, kannten sie durchschnittlich sechs bis acht Wörter weniger als Gleichaltrige ohne Zugang zu solchen Programmen. Bei Kindern im Alter von 17 bis 24 Monaten stellten die Forscher zwar keine nachteilige Wirkung fest, aber auch keinerlei Vorteil, wie das "Journal of Pediatrics" berichtet.

Studie: Kein Hinweis auf Nutzen der DVDs
"Das wichtigste Resultat dieser Studie ist, dass nichts auf einen Nutzen solcher Baby DVDs und Videos hinweist, und dass es einige Indizien für eine Gefährdung gibt", sagt Untersuchungsleiter Frederick Zimmerman, den das Ergebnis nicht verwundert. Die Forscher betonen, dass Kleinkinder nur eine begrenzte Zeit aufmerksam und aufnahmefähig sind. Diese Zeit sollten sie nicht vor solchen Videos verbringen, sondern mit sprechenden echten Menschen.

Eltern sind die besten Lehrer
"Eltern und Betreuer sind die ersten und besten Lehrer des Babys", erklärt der an der Untersuchung beteiligte Psychologe Andrew Meltzoff. "Sie passen Sprache, Blick und soziale Signale instinktiv an, um das Lernen von Sprache zu unterstützen." Dies vermittle den Kindern eine bessere linguistische Erfahrung als die Videos. Wer tatsächlich die Sprachentwicklung seines Kindes fördern möchte, sollte sich an ein altbewährtes Rezept halten: Denn die Studie ergab auch, dass das Vorlesen und das Erzählen von Geschichten den Wortschatz verbessern.

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