Sentinel-5P

Weiterer "Atmosphären-Wächter" ins All gestartet

Wissenschaft
13.10.2017 15:09

Europas Erdbeobachtungsflotte im All hat am Freitag Zuwachs bekommen: Mit dem auf die Analyse der Atmosphäre - insbesondere der Luftverschmutzung und des Klimawandels - spezialisierten "Sentinel-5P" stützt sich das EU-Programm "Copernicus" nun auf sechs Satelliten. Der neueste Vertreter hob am um 11.27 Uhr MEZ vom russischen Welttraumbahnhof Plessezk an Bord einer "Rockot"-Rakete ab.

Um 13.01 Uhr MEZ erreichte das erste Signal das Europäische Raumflugkontrollzentrum ESOC in Darmstadt. "Das ist eine revolutionäre Mission. Zum ersten Mal können wir Luftverschmutzung in so großer Genauigkeit vom Weltraum aus messen", sagte der aus Österreich stammende ESA-Direktor für Erdbeobachtung, Josef Aschbacher, im Vorfeld des Starts des neuen nach dem englischen Wort für "Wächter" benannten Satelliten im European Space Research and Technology Centre (ESTEC) in Noordwijk (Niederlande) zur APA.

Misst Schadstoffbelastung über Österreich
"Der neue Satellit wird einmal am Tag flächendeckend die Schadstoffbelastung über Österreich messen", so der für die Weltraumagenden zuständige Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) in einer Aussendung. Aschbacher wünscht sich von Politikern, "dass sie sich die Daten wirklich ansehen und daraus Konsequenzen ziehen. Wir werden nämlich aufdecken, wie drastisch sich die Luftverschmutzung auf die Lebensqualität auswirkt". Für Leichtfried sollen die neuen Informationen "handfeste Grundlagen für unsere Umwelt- und Klimapolitik" sein.

Luftqualität und Klimawandel im Fokus
Als Datenlieferant übernimmt die von dem Iren Kevin McMullan geleitete, rund 240 Millionen Euro teure Mission "Sentinel-5P" entsprechend viele Aufgaben: Das Herzstück des "Umweltwächters" ist das Hightech-Instrument "TROPOMI" (Tropospheric Monintoring Instrument). Mit diesem Spektrometer, das im ultravioletten und sichtbaren Bereich sowie in einigen Infrarot-Wellenlängenbereichen misst, können fast alle wichtigen Gase im Zusammenhang mit Luftqualität und Klimawandel, wie Stickstoffoxid, Ozon, Formaldehyd, Schwefeldioxid, Methan, Kohlenmonoxid sowie Feinstaub (Aerosole), erfasst werden.

2600 Kilometer breiten Abtastrate
Bis auf Kohlendioxid, dessen Messung sich extrem kompliziert gestaltet, eröffnet Sentinel-5P damit einen genauen Blick auf die wichtigsten Spurengase. Im Orbit in der Höhe von 827 Kilometern über der Erde sei man "dafür genau in der richtigen Position", sagte McMullen. Mit seiner 2600 Kilometer breiten Abtastrate (siehe Bild unten) kann Sentinel-5P jeden Tag die gesamte Erdoberfläche nach Schadstoffen scannen. Mit einer räumlichen Auflösung von sieben mal 3,5 Kilometern werde man laut dem Missionsleiter wenige Monate nach dem Start "die besten Daten zur Luftqualität liefern, die es bisher gegeben hat". In der ungefähr sechs Monate nach dem Start beginnenden Betriebsphase des Satelliten übernimmt dann der Österreicher Claus Zehner die Missionsleitung.

 

Europa übernimmt die führende Rolle
Durch das "Copernicus"-Programm will Europa die führende Rolle in der Analyse der Abläufe auf der Erde übernehmen. "Nicht einmal in Amerika gibt es etwas Vergleichbares", sagte Aschbacher. Bis 2021 soll das Programm zwölf Satelliten umfassen. Das "P" in der Bezeichnung der nun gestarteten Sonde steht für "Precursor" (deutsch: "Vorläufer"). Dabei handelt es sich um eine Art Übergangsmission, bis der Nachfolger, Sentinel-5, voraussichtlich in fünf Jahren seinen Dienst antritt, wie Missionsleiter Kevin McMullan erklärte.

Warnungen vor Vulkanasche und in UV-Belastung
Mit den umfangreichen Daten wird sich auch in Österreich die Analyse und Vorhersage der Luftgüte entscheidend verbessern, teilte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit. "Außerdem gehen die Daten unter anderem in Warnungen vor Vulkanasche im Flugverkehr und in UV-Warnungen ein", so ZAMG-Direktor Michael Staudinger.

Besonders vielversprechend sei die Verbindung der neuen Satelliten-Daten mit den Messungen der Bodenstationen, erklärte der ZAMG-Umweltmeteorologe Marcus Hirtl. Zukünftig werde es auch leichter, größeren Verursachern von Luftverschmutzung auf die Spur zu kommen. Indem Forscher die dann deutlich genaueren Simulationen rückwärts ablaufen lassen, kann festgestellt werden, aus welcher Region Schadstoffe kommen.

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