Missing Link?

Vorfahre des Menschen in Hessen entdeckt

Wissenschaft
20.05.2009 11:22
Ein 47 Millionen Jahre altes Skelett aus Hessen hat Wissenschaftler auf die Spur des gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Affe gebracht. Das Fossil aus der Grube Messel bei Darmstadt könnte von dem bisher unbekannten Wesen stammen, aus dem später die Menschen, Affen und andere Primaten hervorgegangen seien, sagte der norwegische Altertumswissenschaftler Jorn Hurum (rechts im Bild) bei der Vorstellung in New York.

Der Osloer Professor, der das Fossil an der Spitze eines internationalen Forscherteams untersucht hatte, maß dem Fund bahnbrechende Bedeutung für das Verständnis der Entstehung des Menschen zu. "Das ist das erste Bindeglied zum Menschen - ein Fossil, welches das Welterbe verbindet", sagte Hurum. Offiziell gaben die Wissenschaftler dem Wesen die Bezeichnung "Darwinius masillae", inoffiziell tauften sie es auf den Namen "Ida".

"Vorfahre" hatte langen Schwanz
Das affenähnliche Tier weist bereits Merkmale auf, wie sie für den Menschen charakteristisch sind: Daumen, die den restlichen Fingern gegenüberstehen, kurze Arme und Beine, nach vorne gerichtete Augen. Anders als Menschen hat es aber einen langen Schwanz.

Skelett wurde bereits 1983 gefunden
Den Angaben zufolge hatten Amateure das Skelett bereits im Jahr 1983 in der hessischen Fossiliengrube Messel gefunden, ohne die wissenschaftliche Bedeutung ihres Funds zu ahnen. Sie hätten es in zwei Teilen verkauft; der zweite Teil sei erst unlängst für die Wissenschaft zugänglich geworden und habe dann einen beispiellosen kompletten Blick auf "Ida" ermöglicht.

Hurum und sein Team hatten zwei Jahre an dem fossilen Skelett gearbeitet, das zu 95 Prozent außerordentlich gut erhalten ist. "Dieses Fossil ist dermaßen vollständig, wie es bei Primaten beispiellos ist", sagte Hurum. "Um etwas ähnlich Vollständiges zu sehen, muss man schon zu einer menschlichen Beerdigung gehen."

Fehlendes Bindeglied zwischen Mensch und Affe?
"Ida" stammt aus einer Zeit, in der die derzeitige Welt Gestalt anzunehmen begann. Die Dinosaurier waren bereits ausgestorben, eine große Vielfalt von Säugetieren durchstreifte dichte Wälder. Der britische Naturforscher und Wissenschaftsfilmer David Attenborough bezeichnete "Ida" als das fehlende Bindeglied bei der Entstehung von Menschen und Affen. "Die kleine Kreatur zeigt uns unsere Verbindung mit den restlichen Säugetieren", sagte er.

Lebte von Früchten, Samen und Blättern
Den Wissenschaftlern zufolge weist "Ida" ein gebrochenes Gelenk auf. Sie halten es für denkbar, dass das Wesen beim Trinken im Messel-See von Kohlendioxid-Dämpfen betäubt wurde, ohnmächtig ins Wasser fiel und zu Boden sank, wo eine besondere chemische Umgebung es für die folgenden 47 Millionen Jahre konservierte. Die Überreste seien so gut erhalten, dass sogar der Mageninhalt rekonstruiert werden konnte: Demnach lebte "Ida" von Früchten, Samen und Blättern.

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