Früher ist man in den Wald gegangen, um den Kopf freizukriegen, den eigenen Energiehaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bekommen, oder einfach frische Luft zu tanken. Heute heißt das Ganze „Shinrin Yoku“ - Waldbaden - und kommt als Trend aus Japan zu uns herübergeschwappt. Das klingt nach fernöstlicher Weisheit, nach jahrhundertealter Tradition und vielleicht auch ein bisschen nach Räucherstäbchen. Tatsächlich wurde der Begriff in den 1980er Jahren von der japanischen Forstbehörde geprägt, um gestressten Großstädtern einen Grund zu geben, wieder mehr Zeit unter Bäumen zu verbringen. Das Besondere daran: Es geht nicht ums Wandern, nicht ums Schwitzen und auch nicht um sportliche Leistungen- sondern um das bewusste Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes.


Eigentlich hätten wir Österreicher uns dieses „Waldbaden“ schon lange patentieren lassen können. Schließlich gibt es hierzulande Wald in allen Formen: vom mystischen Buchenhain über den moosigen Fichtenwald bis hin zur frischen Zirbenhochlage, die schon beim Einatmen fast wie ein Wellnessaufenthalt wirkt. Doch wir leben in einer Zeit, in der selbst alte Gewohnheiten erst dann hip sind, wenn man ihnen einen wohlklingenden Namen verpasst, und es dazu einen Instagram-Hashtag gibt. Und schon ist der nächste Lifestyle-Trend geboren.
Doch egal ob schicker Name oder alte Gewohnheit - die österreichischen Wälder sind geradezu prädestiniert fürs Waldbaden. In Kärnten etwa funkeln die Fichten- und Lärchenwälder rund um den Weissensee so klar und grün, dass man glaubt, durch eine Postkarte zu spazieren. In Osttirol laden die Lärchen im Villgratental im Herbst zu einem goldenen Farbenspiel ein, das selbst Sonnenuntergänge neidisch macht. Die Südsteiermark lockt mit sanften Hügeln, in deren Mischwäldern sich Edelkastanien, Buchen und Eichen ein stilles Stelldichein geben - perfekt, um zwischen Weinbergen und Waldlichtungen die Zeit zu vergessen. Und das Burgenland, oft für seine Weinberge bekannt, überrascht mit stillen Auwäldern an der Lafnitz, wo man zwischen Weiden und Eschen fast vergisst, dass die Zivilisation nur wenige Schritte entfernt ist.
Der feine Unterschied
Doch schauen wir uns den Trend etwas genauer an - schließlich muss doch etwas dahinterstecken, das übers bloße Gehen hinausgeht. Wer „nur“ spazieren geht, denkt oft schon an das Ziel: die nächste Jause, den Gipfel, das Foto fürs Handy. Waldbaden hingegen hat kein Ziel und vor allem kein Zeitlimit. Man bleibt stehen, wenn das Sonnenlicht malerisch durch die Äste blinzelt. Man hört hin, wenn sich irgendwo ein Specht an einem Baumstamm zu schaffen macht. Man lässt die Hand über raue Rinde gleiten oder riecht an einer Handvoll Waldboden (ja, wirklich - riechen!). Der Wald wird nicht durchquert“, sondern wie ein gutes Buch langsam gelesen. Das klingt einfacher, als es ist. Wir sind es gewohnt, alles „effizient“ zu erledigen: den Wald in 45 Minuten umrunden, dabei Schritte sammeln und am Ende stolz auf die Kalorienanzeige blicken. Beim Waldbaden ist das Gegenteil gefragt.
So funktioniert's
Waldbaden funktioniert am besten, wenn man das Tempo herausnimmt - so weit, dass sogar ein Regenwurm Überholverbot beantragen würde. Es geht darum, die Sinne einzuschalten: Farben bewusst wahrzunehmen, Düfte einzuatmen, Geräusche zu hören und den Tastsinn zu nutzen, sei es an der rauen Rinde eines alten Baumes oder im weichen Moos unter den Fingern. Ein festes Programm gibt es nicht, weder Schrittzähler noch Uhr spielen eine Rolle. Wichtig ist nur, wirklich da zu sein - nicht mit den Gedanken beim Einkauf oder bei der nächsten E-Mail, sondern ganz im Hier und Jetzt, mitten im Grün. Man kann dabei übrigens allein unterwegs sein oder in kleiner Runde - nur zu groß sollte die Gruppe nicht werden, sonst besteht die Gefahr, dass man statt Vogelgezwitscher doch wieder die neuesten Bürogeschichten hört.
Mehrwert für Körper und Geist
Wer sich jetzt fragt, was das Ganze eigentlich bringt, abgesehen von etwas Ruhe: Die Japaner haben den Trend nicht nur benannt, sondern auch erforscht - und zwar gründlich. Zahlreiche Studien zeigen, dass regelmäßiges Waldbaden den Blutdruck senken, den Puls beruhigen und den Spiegel des Stresshormons Cortisol deutlich reduzieren kann. Besonders spannend: Der Aufenthalt zwischen Bäumen regt das Immunsystem an, u.a. durch sogenannte Terpene - das sind ätherische Öle, die die Pflanzen in die Luft abgeben. Die winzigen Duftmoleküle wirken wie kleine Naturboten, die unsere Abwehrkräfte auf sanfte Weise trainieren. Untersuchungen belegen sogar, dass sich die Zahl der natürlichen Killerzellen im Blut nach einem ausgedehnten Waldbad erhöht - und dieser Effekt kann mehrere Tage anhalten. Hinzu kommen die psychischen Wirkungen: Das gleichmäßige Grün, das gefilterte Licht und die natürlichen Geräusche senken nachweislich das Risiko für depressive Verstimmungen und fördern die Konzentration. Kurz gesagt: Der Wald wirkt wie ein kostenloser Personal Trainer, Psychotherapeut und Apotheker in einem und das ganz ohne Nebenwirkungen, abgesehen vielleicht von etwas Harz an den Fingern.
Von Melanie Leitner
Tipp!
Waldbaden lebt davon, dass der Wald bleibt, wie er ist. Also: auf den Wegen bleiben, keine Pflanzen ausreißen, Müll wieder mitnehmen und die Waldbewohner nicht mit dem neuesten Podcast beschallen.
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