Wenn Kinder oder Jugendliche beim Lesen, Schreiben oder Rechnen nicht mit ihren Altersgenossen mithalten können, liegt der Verdacht schnell auf mangelndem Fleiß. Doch in vielen Fällen steckt eine spezifische Lernstörung dahinter: Legasthenie oder Dyskalkulie. Beide sind keine Zeichen fehlender Intelligenz, sondern neurologisch bedingte Schwierigkeiten, die das Lernen in einzelnen Bereichen erheblich erschweren. Legasthenie, oft auch Lese-Rechtschreib-Schwäche genannt, zeigt sich darin, dass Betroffene Buchstaben und Wörter langsamer oder fehlerhafter verarbeiten. Texte werden mühsam entziffert, Rechtschreibung bleibt ein ständiger Stolperstein. Dyskalkulie betrifft den Umgang mit Zahlen: Grundlegende Rechenoperationen fallen schwer, Mengenverständnis und mathematische Zusammenhänge erschließen sich nur schwer oder gar nicht. Studien gehen davon aus, dass rund fünf bis acht Prozent der Kinder und Jugendlichen in Österreich und Deutschland von einer dieser Lernstörungen betroffen sind. Auch Erwachsene, bei denen die Schwierigkeiten nie erkannt oder gezielt gefördert wurden, kämpfen im Alltag mit den Folgen, sei es beim Ausfüllen von Formularen, im Beruf oder beim Finanzmanagement.
Die gute Nachricht: Mit gezielter Unterstützung lassen sich enorme Fortschritte erzielen. Entscheidend für Betroffene ist eine frühzeitige Diagnose und ein individuell abgestimmtes Training. Pädagogen, Psychologen und speziell geschulte Lerncoaches können Betroffene dabei unterstützen, ihre Lernschwierigkeiten nicht als unüberwindbares Hindernis zu erleben, sondern Schritt für Schritt zu bewältigen. Dabei geht es nicht nur um fachliche Förderung, sondern auch um den Aufbau von Selbstvertrauen, ein Faktor, der für die weitere Entwicklung ebenso wichtig ist wie das Erlernen von Rechtschreibregeln oder Rechenwegen.