Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte, allen recht getan., des einen Freud , des andern Leid., jede Krise hat auch ihre Chance. Man kennt sie alle, diese Sprüche, sie spiegeln unser Gesellschaftsleben an die Oberfläche, derzeit hoffen die Menschen Corona-bedingt auf so manche Veränderungen. Vieles von dem, was unser Leben bisher geprägt hat, muss aus Klimagründen weggeräumt werden, manches wird Corona-bedingt neu entstehen. Pessimisten allerdings glauben nach wie vor nicht an die Heilkraft solcher Krisen. Zwei Beispiele, die für mich durchaus belegen, dass Krisen auch Positives bewirken können. Außer Streit ist zu stellen, dass Krisen wie 2008 oder die aktuelle Corona-Pandemie die Gesellschaften dieser Welt in ihrer Entwicklung mit all den sich daraus ergebenden Konsequenzen schwer treffen. Ohne das kleinreden zu wollen, hat unter anderem die Finanzkrise 2008 verhindert, dass eine kostspielige Verlängerung der S 31 nach Ungarn im Abstand von nur 800 Metern von meiner Heimatgemeinde gebaut wurde. Ersatzweise wurde letztlich aus Kostengründen eine abgespeckte, billigere Trasse gewählt, die allem Anschein nach die meisten bis heute zufriedenstellt. In meiner Geburtsgemeinde Wien konnte ich jahrzehntelang miterleben, wie Flugzeuge im Minutentakt ihren Weg über die Stadt nach Schwechat suchten. Ein Aufatmen bestimmt derzeit das Leben vieler Wiener, die diese Mehrfachbelastung bis vor Kurzem noch ertragen mussten. Man kann es ihnen nicht verübeln, wenn sie der aktuellen Situation etwas Positives abgewinnen können. Umso mehr, als sie sich schon jahrelang um eine Besserung der Situation bemühen. Um jeden Zweifel auszuräumen, muss man betonen, dass sich niemand eine Krise wünscht, die bei uns und auch weltweit katastrophale Auswirkungen für die Menschen hat. Corona, wie übrigens auch eine uns möglicherweise drohende Klimakatastrophe, mahnt uns aber, dass es sich lohnen könnte, Schritte dreimal zu überlegen, bevor man sie setzt, ohne dazu später vielleicht gezwungen zu werden, wenn Nachteile erkennbar sind. Insofern bin ich doch zuversichtlich, dass die Menschen in Zukunft an ihrem Schicksalslenkrad mehr interessiert sind und das eine oder andere Mal tüchtig daran drehen!
Herbert Höselmayer, Klostermarienberg
Erschienen am Mi, 18.11.2020
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