Um abschätzen zu können, was bei einem Nulldefizit passiert, muss man sich vor Augen führen, wie Geld in den Umlauf kommt. Die einzige Institution, die Geld drucken/prägen darf, ist die Zentralbank. Alle Geldscheine, alle Münzen, die da sind, wurden von der Zentralbank (Notenbank) ausgegeben. Im Normalfall verrechnet die Zentralbank Zinsen, derzeit haben wir einen Ausnahmezustand, die sogenannten Leitzinsen liegen im Euroraum derzeit bei null. Der Staat darf sich Geld nicht direkt von der Zentralbank leihen, er muss dies bei Geschäftsbanken tun, und diese dürfen sich von der Zentralbank Geld zum Leitzins holen. Daher zahlt der Staat, obwohl der Leitzins derzeit null ist, für die Schulden trotzdem Zinsen, derzeit rund 2%. Auf Basis dieser Gegebenheiten ist meiner Meinung nach folgende verkürzte Darstellung zulässig: Der Staat leiht sich 100 Euro zum Zinssatz von 2%. Nach einem Jahr ist der Schuldenstand aufgrund der Zinsen auf 102 Euro angewachsen. Nun sagt der Staat, er wolle keine neuen Schulden, und zahlt von den hundert Euro 2 Euro zurück. Die zur Verfügung stehende Geldmenge verringert sich nach einem Jahr daher auf 98 Euro, die Schulden aber betragen nach wie vor 100 Euro. Ein Jahr später zahlt der Staat wieder 2 Euro zurück, die zur Verfügung stehende Geldmenge reduziert sich auf 96 Euro, und nach 50 Jahren steht vom geliehenen Geld von 100 Euro kein einziger Cent zur Verfügung, die Schuld von 100 Euro ist jedoch noch immer vorhanden. Unsere Wirtschaft basiert auf Krediten, wenn es kein Geld gibt, dann kann man auch keines ausborgen, man nennt dies Kreditklemme. Dies führt dazu, dass die Wirtschaft zum Stillstand kommt. Aufgrund unserer Regeln für die Geldpolitik sind wir leider dazu verdammt, jedes Jahr höhere Zahlen zu schreiben, wollen wir das Funktionieren der Wirtschaft sicherstellen. Wir haben heuer ein Gedenkjahr, aber niemand sagt, dass in den unseligen 1930er-Jahren Leute am Werk waren, die für die kleinen Bürger nichts übrig hatten. Heute kriecht diese Sorte von Politikern wieder aus den Löchern. Nach dem Krieg war es Konsens, dass fehlendes Geld nicht mehr Zustände wie in den 1930er-Jahren hervorrufen darf, diese Meinung ist im Lauf der Jahre leider verloren gegangen. Ein großes Lob daher der Zentralbank, die versucht, Geld in den Umlauf zu bringen, Politiker in Deutschland und in Österreich verhalten sich mit ihrer Vision vom Nulldefizit leider kontraproduktiv. Wenn diese Politik durchgezogen wird, dann bekommen wir, wie oben angedeutet, wieder die unseligen 30er-Jahre. Was dann kommt, kann ich nicht wissen, aber nach den 30er-Jahren kam nichts Gutes!
Erwin Wohlfahrter, Neumarkt
Erschienen am Do, 15.3.2018
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