Happy Birthday

1. Retortenbaby feiert 25. Geburtstag!

Wissenschaft
25.07.2003 17:13
Einst galt sie als medizinisches Wunder - Louise Brown, das erste Retorten-Baby. Als sie am 25. Juli 1978 geboren wurde, meinten viele Wissenschaftler, künstliche Befruchtung werde immer nur eine Ausnahme-Erscheinung bleiben. Sie haben sich gründlich geirrt: 25 Jahre später leben nach Auskunft des Bundesverbandes reproduktionsmedizinischer Zentren allein in Deutschland etwa 100.000 Retorten-"Babys".
Weltweit hat die Reproduktionsmedizin Hunderttausendenvon Paaren, die sonst kinderlos geblieben wären, ihren oftsehnlichsten Wunsch erfüllt. Dennoch sehen viele Pioniereder Fruchtbarkeitsforschung die Entwicklung heute kritisch. ImNachhinein geben manche sogar den Kirchen Recht, die 1978 gewarnthatten, es werde ein Geist aus der Flasche gelassen, dem nie mehrHerr zu werden sei.
 
Medizinischer Pionier von Entwicklung "entsetzt"
Professor Robert Edwards, der 1978 zusammen mit demGynäkologen Patrick Steptoe das erste menschliche Leben ausder Petrischale geschaffen hatte, betrachtet die heutigen "Babyfabriken"mit Entsetzen. "Seit sich die künstliche Befruchtung ausgebreitethat, ist sie zum pharmazeutischen Unfug verkommen", meint er.Den Frauen würden viel zu hohe Hormondosierungen verabreicht.Phänomene wie die Leihmutterschaft habe er in keiner Weisevorausgesehen.
 
Robert Winston, Professor für Fruchtbarkeitsstudien,Lord im Oberhaus und beliebter Wissenschaftsjournalist des britischenFernsehens, wirft vielen Privatkliniken "kommerzielle Ausbeutungder schlimmsten Art" vor. Sorgen macht ihm auch die in Großbritannienverbreitete Praxis, Embryonen vor der Verpflanzung einzufrieren.Die möglichen Folgen könnten nicht abgeschätztwerden.
 
Nächster Schritt: Designer-Babys
Noch weit umstrittener sind die in den USA gar nichtmehr so ungewöhnlichen "Designer-Babys": Dabei wählendie Ärzte nach einer künstlichen Befruchtung einen Embryomit bestimmten Merkmalen aus. Manche Eltern, deren erstes Kindtodkrank ist, sehen darin den einzigen Weg, dessen Leben zu retten:Das "selektierte" Geschwisterchen soll zum Beispiel geeigneteStammzellen aus der Nabelschnur für eine Transplantationspenden. Kritiker sprechen von "menschlichen Ersatzteil-Lagern",von "Kannibalismus". Die Eltern fragen zurück, ob die Kritikerauch so hart urteilen würden, wenn es um das Leben ihreseigenen Kindes gehen würde.
 
Mittlerweile wird sogar erforscht, ob sich die Eizellenabgetriebener Babys für künstliche Befruchtungen nutzenlassen. Die biologische Mutter so gezeugter Kinder wäre dannnie geboren. "Wir machen vor fast nichts Halt", sagt der LondonerFruchtbarkeitsmediziner Sammy Lee selbstkritisch. "Ist denn garnichts mehr heilig?" fragt die konservative Zeitung "Daily Mail".
 
Bei all dem verwundert es nicht, dass an LouiseBrown kaum noch jemand interessiert ist. So ungewöhnlichihre Entstehung war, ihr Leben ist es nicht. Am bezeichnendstenist vielleicht noch, was sie selbst über das Kinderkriegensagt. Mit 18 Jahren wollte sie noch unbedingt welche, "koste es,was es wolle". Heute ist sie sich da nicht mehr so sicher.
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