Kündigungswelle droht

Sonnenstrom ist derzeit fast nichts mehr wert

Oberösterreich
22.05.2024 08:00

Der Schritt der Energie AG, 20.000 Kunden mit guten PV-Einspeiseverträgen zu kündigen, wird vermutlich nicht ohne Nachahmer bleiben. Auch andere Stromanbieter beobachten den Markt und gehen davon aus, dass Preisanpassungen nicht ausbleiben werden. Wer aktuell einen Einspeisetarif sucht, kommt darauf: Solarstrom ist fast nichts mehr wert.

„Aktuell wird es für unsere Kunden und Vertragspartner keine Änderungen bei den Einspeisetarifen geben“, versichert Florian Seidl vom Verbund, als die „Krone“ wegen der Kündigungswelle der Energie AG nachfragte. Doch auch beim Verbund „beobachtet man den Markt sehr genau“ und falls es mit den Marktpreisen für PV-Strom so weitergeht, wie bisher, sei es „nur eine Frage der Zeit“, bis eine Anpassung notwendig sein könnte.

Von der Linz AG heißt es ebenfalls, dass man den Markt beobacht. Änderungen bei den Preisen seien derzeit aber keine geplant.

PV-Anlage im Angebot der Versorger
„Solar Sorglos“ bietet die Energie AG aber weiterhin an: Photovoltaik-Anlagen zum Ratenkauf für Bestandskunden: etwa eine Zehn-kW-Anlage um knapp 17.000 Euro – den Sonnenstrom darf man auch gerne selbst nützen. Fürs Einspeisen gibt’s aber nicht mehr viel. Aktuell 3,2 Cent je Kilowattstunde.

Kunden mit alten Verträgen, die noch mindestens 15,73 Cent bekommen, konnten über den Verfall der Sonnenstrompreise bis jetzt noch lächeln, doch Ende Juni ist das vorbei. Die Energie AG kickt rund 20.000 Kunden mit solchen guten Bedingungen aus den Verträgen und bietet einen Umstieg auf den „Team Sonne Loyal Float“-Tarif an – und zumindest zwei Cent je eingespeister Kilowattstunde. „Die Verbrauchsspitze für Strom liegt in Oberösterreich derzeit bei etwa 1,8 Gigawatt, die Erzeugungsspitze bei Photovoltaik wird bis Jahresende auf zwei Gigawatt klettern. Dann wird mehr produziert als verbraucht. Der Überschuss muss am internationalen Markt verkauft werden“, so die Energie-AG-Chefs Klaus Dorninger und Alexander Marchner. Hier spielen die Preise verrückt – teils werden Negativpreise erzielt, Abnehmer bekommen Geld für den Stromverbrauch.

Konsumentenschützer checken Kündigungen
„Die Kündigung ist rechtlich wasserdicht“, heißt es aus der Energie AG. AK-Konsumentenschützer sehen das auch so: „Früher wurden Verträge stillschweigend geändert. Das geht nicht mehr. Die Kündigung ist nichts anderes, als dass Versorger einen neuen Vertrag anbieten“, sagt Ulrike Weiß, Chef-Konsumentenschützerin, die aber die Kündigungen jedenfalls checken werden. „Wir müssen uns an diese Praxis gewöhnen.“ Heißt für Kunden: Neuen Anbieter suchen oder unterschreiben – man muss sich darum kümmern, um nicht ohne Versorger dazustehen.

Ende der Goldgräberstimmung
Für Robert Tichler vom Energieinstitut an der Linzer Uni bedeutet das Ende der hohen Einspeisetarif auch das Ende der Goldgräberstimmung am PV-Markt: „Die Anlagen amortisieren sich jetzt eben erst in 15 statt in vier Jahren.“ Aber das sei bei 25 Jahren Lebensdauer noch ein guter Wert. Sinn der PV-Anlage sei, den Eigenbedarf zu decken, nicht Stromverkauf und das Lukrieren von hohen Einkommen.

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