"Die Anforderungen, eine künstliche Hornhaut herzustellen, sind enorm", so IAP-Projektleiter Joachim Storsberg. "Basis unserer künstlichen Hornhäute ist ein kommerziell erhältliches Polymer, das kein Wasser aufnimmt und auf dem keine Zellen anwachsen", erklärt der Chemiker. Das Schwierige bei einer künstlichen Hornhaut sei einerseits, an gewünschten Stellen Zellen wachsen zu lassen, andererseits, genau dies zu verhindern. "Dazu beschichten wir die Implantate selektiv: Wir legen Masken darauf und bringen auf den Hornhautrand ein spezielles Protein, an das die Zellen der natürlichen Hornhaut andocken können." So könne sich das Hornhautimplantat fest mit dem natürlichen Teil der Hornhaut verbinden, während die Mitte der Hornhaut frei von Zellen und damit klar bleibe.
Neue Hornhaut bereits an Kaninchen getestet
Das Besondere an dem Protein: Es übersteht auch die thermische Sterilisation der künstlichen Hornhaut unbeschadet. Eine weitere Anforderung war die Beschichtung des vorderen optischen Bereichs der Hornhaut. "Wir haben hier eine ultradünne Schicht eines anderen Polymers aufgetragen, die nur sieben Nanometer dünn ist und sich nicht ablösen kann", führt der Wissenschaftler aus. Das wasserliebende Polymer erlaubt eine permanente Benetzung mit Tränenflüssigkeit, die Innenseite der künstlichen Hornhaut muss jedoch keimfrei bleiben. Die künstliche Hornhaut wurde als Implantat bereits in Kaninchenaugen getestet, im kommenden Jahr soll das Implantat auch am Menschen untersucht werden.
40.000 warten in Europa auf Hornhaut-Implantat
Wie dringend das Forschungsvorhaben der Wissenschaftler ist, zeigen die Zahlen der Betroffenen: Allein in Europa warten derzeit rund 40.000 Menschen auf ein Hornhaut-Implantat, weil ihre eigene Hornhaut durch angeborene Fehlbildung, vererbte Erkrankungen oder Verätzungen verletzt wurde. Bei solchen Verletzungen droht dem Patienten die Erblindung. Bisher ist der einzige Ausweg eine Transplantation einer Spender-Hornhaut. Dabei wird der zentrale Teil der natürlichen Hornhaut kreisförmig entfernt, die neue Hornhaut eingesetzt und vernäht. (pte)
Foto: Fraunhofer Institut/Volker Steger
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.