Barbra Streisand

Barbra Streisand live in Wien

Musik
23.06.2007 17:55
Sie mussten leiden, die teuren Sitzplätze in Schönbrunn. Der Orkan wirbelte sie durch die Luft, wie Papierschnitzel – und auch am Freitag wurde es noch einmal richtig knapp mit dem Wetter. Aber pünktlich zu Beginn stand alles wieder an seinem Platz – trocken gewischt und bereit für einen wunderbaren Abend mit einer wunderbaren Sängerin!
(Bild: kmm)

Es kommt nicht oft vor, dass man sein Hinterteil auf einen mehrere hundert Euro teuren Sitz bettet. Man rutscht herum, wünscht sich eine Rückenmassage oder zumindest ein kleines Regendach. Eigentlich sollte man den Sessel bei diesen Preisen als Erinnerung mitnehmen dürfen, grübelt man noch zynisch. Dann setzt das Orchester ein - die Ouvertüre von "Funny Girl" schallt in den Himmel, der Broadway macht Station in Schönbrunn.

Da ist plötzlich sie - die große, die wunderbare, die einzigartige Barbra Streisand! Man spürt ihre Anwesenheit, fühlt das Ereignis, diese Entertainerin erstmals bewundern zu dürfen - auch mit einem Tag Verspätung. Jubel brandet auf und macht die bühnenscheue Diva sprachlos. Jeder Euro ist plötzlich gut investiert, in ein Stück Geschichte, dessen Zeuge man wird.

Barbra Streisand bringt Showgeschichte nach Europa. Die längst verjährte Ära der wirklich großen Entertainer. Die, die noch keinen technischen Schnickschnack benötigten, um die Menge zu begeistern. Deren Persönlichkeit ausreicht, um die Bühne mit Glanz zu erfüllen. Genau das tut die Streisand von der ersten Nummer "Starting Here, Starting Now" bis zu den letzten Takten von "Smile", die einem noch auf dem Heimweg ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Ihre Bühne ist einfach, aber elegant. Keine Showtreppe, nur ein Treppchen, ein paar Glitzerlämpchen und als einziges Dekor ein Barhocker und überdimensionale Rosensträuße. Das Bühnenbild ist ihr Orchester, das die Luft mit üppigen Klängen füllt.

Die Diva selbst hüllt sich in Schwarz, ihr Schmuck ist ihre Stimme, die, wenn man ihr eine Farbe verleihen müsste, immer noch sattgold schimmert. Barbra singt sich durch ihre Hits, zeitlos und charmant: "The Way We Were", "Down With Love", "Funny Girl", "People", "Evergreen". Das Einzige, was man ihr vorwerfen kann, ist, dass sie sich Hilfe holt - von vier aalglatten Schönlingen, die süßlich den Gesangspart übernehmen, wenn Barbra die Roben wechselt.

Artig bedanken sie sich für die Chance: "Es ist eine Ehre, mit so einer Legende auf der Bühne zu stehen!" Und Barbra schäkert: "Darling, ich bin viel zu jung für eine Legende!" Ihre Selbstironie ist ein weiterer Glanzpunkt. Für "Ma Premiere Chanson", ihr erster selbst geschriebener Song, setzt sie sich ans Klavier und klopft mit kindlicher Unvollkommenheit in die Tasten.

Auch dass ihre weiten Kleider so manche Fettpölsterchen verbergen, ist für sie kein Problem. Angeregt plaudert sie über die Versuchungen des Lebens. "Wien vereint die schönsten Dinge: Musik und Kaiserschmarrn. Ich habe Tafelspitz gekostet, danach habe ich eine Käsekrainer gegessen. Ziemlich triefend, aber köstlich. Danach brauchte ich etwas Süßes: Also habe ich am Schwedenplatz ein Eis gegessen!" Lachend trotzt sie auch dem starken Wind, der ihr Haar verweht. "Es ist ein ziemlich kühler Abend. Dafür habe ich den passenden Song." Und bei "Come Rain Or Come Shine" reißt sogar der Himmel ein bisschen auf.

Persönlich wird es im zweiten Teil: Barbra zieht Fragen, die man vor dem Konzert auf Kärtchen schreiben konnte. "Ich liebe die Wahrheit, mich kann man alles fragen." Ein Fan fragt nach dem großen Hit "You Don’t Bring Me Flowers" - und spontan beantwortet die Streisand es musikalisch. Bei ihren amerikanischen Konzerten hielt sie ihre Ansichten über Bush und Co. nicht zurück, in Europa beschränkt sie sich auf Moralisches. "Hass führt zu gar nichts!", meint sie, predigt "Toleranz, Mitgefühl und Friede" und unterstützt ihre Ansichten mit einer bombastischen Version des Klassikers "Somewhere".

Zum Abschluss gesteht sie ihrem jubelnden Publikum: "Es waren wunderbare Stunden. Ich wünsche euch alles Glück und viele glänzende Momente." Einen davon hat sie uns beschert.

Franziska Trost

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