Touristen-Tsunami

Einwohner verjagen Urlauber von kroatischer Insel

Ausland
28.08.2025 21:38

Die kroatische Insel Ošljak, ein winziges Eiland in der Adria bei Zadar, erlebt in diesem Sommer eine beispiellose Invasion. Auf nur 0,3 Quadratkilometern leben im Winter lediglich zehn Menschen, doch täglich landen mehrere Ausflugsboote mit bis zu 1000 Touristen auf der Insel. Die Bewohner sehen sich einem Ansturm gegenüber, der ihr Leben auf dem Eiland nahezu unmöglich macht.

Wie das kroatische Nachrichtenportal „24sata“ berichtet, eskalierte die Situation bereits mehrfach. Eine Inselbewohnerin erzählt: „Der Höhepunkt war, als vor ein paar Tagen ein Fremder ins Haus kam und fragte, wo die Toilette ist.“ Was einst ein ruhiger Rückzugsort war, ist inzwischen zu einer Chaos-Zone geworden.

Touristen hinterlassen Müll und Fäkalien
Die Touristen hinterlassen nicht nur Müll und Fäkalien, sie laufen auch durch private Gärten, pflücken Obst und Gemüse und zerstören jahrhundertealte Steinmauern, berichtet „Slobodna Dalmacija“. Einige Bewohner haben ihre Häuser bereits für die Hochsaison verlassen.

Die Hauptursache für das Problem liegt laut Mihovil Valčić, Gemeinderat und Sprecher der Inselbewohner, in der illegalen Nutzung der Insel durch Bootsbetreiber.

Illegale Bootsfahrten und fehlende Infrastruktur
„Diese Boote kommen völlig illegal und unrechtmäßig in ein geschütztes Gebiet, und wir sind nur zwei Stufen vom Nationalpark entfernt“, so Valčić gegenüber „24sata“. Ošljak ist seit 40 Jahren als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und verfügt über keine touristische Infrastruktur: Es gibt keine öffentlichen Toiletten, kein Trinkwasser und lediglich ein privates Restaurant.

Die Bootsbetreiber verdienen demnach bis zu 600 Euro pro Tour, bei drei bis vier Fahrten täglich. Trotz wiederholter Beschwerden bei den Behörden hat sich bisher wenig geändert. „Diese Kämpfe führen wir seit fast 15 Monaten mit den Institutionen und das ziemlich erfolglos“, klagt Valčić gegenüber HRT Radio Zadar.

„Ihr werdet nicht auf unsere Insel kommen“
Die Einwohner haben nun selbst die Initiative ergriffen. Im Rahmen einer Protestaktion am Wochenende stellten sie sich den störenden Touristen in den Weg und skandierten: „Ihr werdet nicht auf unsere Insel kommen, sie ist unser Wohnzimmer.“ Die Gemeinde Preko hat inzwischen ein vorläufiges Verbot für Ausflugsboote erlassen, das von der Mehrheit der Inselbewohner unterstützt wird.

Trotzdem bestreiten die Bootsbetreiber die Vorwürfe und halten sich weiterhin an Landungsplätzen auf Ošljak, was die Spannungen weiter verschärft.

Schutz der Natur wird zur Priorität
Die Insel liegt direkt neben sensiblen Naturflächen, die ökologisch besonders wertvoll sind. Flora, Fauna und das maritime Umfeld werden streng überwacht. Die Insulaner befürchten, dass jeder zusätzliche Besucher die Umwelt zusätzlich belastet.

Ošljak steht damit stellvertretend für viele Mittelmeerinseln, die unter dem zunehmenden Massentourismus leiden – ähnlich wie zuletzt Mallorca oder der Nationalpark Mljet in Südkroatien, wo der Schutz von Naturwundern wie Steinkorallen bedroht ist.

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