Steyr-Gewehre

Österreichische Gewehre im Irak aufgetaucht?

Österreich
13.02.2007 14:22
Laut einem britischen Zeitungsbericht und den Aussagen von US-Vertretern haben mehr als 100 österreichische Gewehre der Firma Steyr-Mannlicher ihren Weg in den Irak gefunden. Die Waffen sollen aus einer bereits in Österreich viel kritisierten Lieferung an den Iran stammen und in die Hände irakischer Aufständischer gelangt sein. Damit nicht genug: Mit den Steyr-Mannlicher-Gewehren sollen in den letzten Wochen 170 britische und amerikanische Soldaten getötet worden sein! Der Besitzer der Waffenfirma bezweifelt hingegen, dass die sichergestellte Gewehre überhaupt von seiner Firma hergestellt wurden.

Einzelne Steyr-Mannlicher-Scharfschützengewehre seien bereits in den letzten Monaten gefunden worden, Razzien während der letzten 24 Stunden hätten die Zahl aber auf mehr als 100 Stück erhöht, berichtet der „Daily Telegraph“.

Gewehre stammen aus Iran-Lieferung
Die Waffen dürften Teil einer Lieferung von insgesamt 800 Gewehren sein, die der österreichische Hersteller im Jahr 2005 an den Iran verkauft hat, behauptet die Zeitung. Die Waffen waren für die iranische Polizei bestimmt, die damit nach eigenen Angaben gegen Drogenschmuggler vorgehen wollte. Großbritannien und die USA hatten gegen das Geschäft protestiert, auch in Österreich entbrannten mehrfach Diskussionen zu diesem Thema.

170 Soldaten mit österreichischen Gewehren getötet
Laut „Daily Telegraph“ wurde bereits innerhalb von 45 Tagen nach der Lieferung der ersten Gewehre an den Iran ein amerikanischer Soldat mit einem solchen Steyr-Gewehr im Irak in seinem gepanzerten Fahrzeug erschossen. US-Vertreter in Bagdad erklärten dazu nun, bereits 170 britische und amerikanische Soldaten seien im Irak mit Steyr-Gewehren erschossen worden.

Besitzer Holzschuh: Nicht sicher, ob es Steyr-Gewehre sind
Der neue Eigentümer der Waffenproduzenten, Franz Holzschuh, sieht noch keinen Anhaltspunkt dafür, dass es sich bei den Scharfschützen- Gewehren um Waffen des Unternehmens handle. Bis jetzt habe es keine der sonst üblichen behördlichen Anfragen gegeben, um zu überprüfen, ob es sich um Steyr Mannlicher-Waffen handle, so Holzschuh. Er gehe davon aus, dass es sich um Fälschungen handele. Dass die Gewehre damals im Iran angekommen seien, da sei er sich sicher.

In einer Aussendung wehrt er sich „gegen Beschuldigungen seitens der USA, dass die im Irak aufgetauchten Steyr Mannlicher Gewehre aus dem seinerzeitigen, von österreichischen Behörden bewilligten, Export in den Iran stammen könnten“. Die Aussendung im Wortlaut:

Der seinerzeitige Export von 800 Steyr Mannlicher Gewehren in den Iran war voll durch die heimischen Behörden bewilligt und gedeckt, da der Iran kein kriegsführendes Land sei und eine Ausfuhr daher völlig legitim nach den strengen Exportauflagen war.

Steyr Mannlicher liefert auch stets nur an Regierungen bzw. Regierungs-Stellen wie etwa Antiterror-Einheiten und nie an private Waffenhändler oder Firmen.

Die im Irak aufgetauchten Gewehre österreichischer Provenienz sind noch nicht identifiziert, das heißt, es müssen zuerst die Produktions-Nummern gegengecheckt werden, um genau sagen zu können, wohin diese Gewehre ursprünglich geliefert wurden.

Da die Lizenz für diese Gewehre international bereits abgelaufen ist, können diese Waffen auch jederzeit von anderen Erzeugern 'nachgebaut' werden. Es ist daher keineswegs gesagt, dass diese Gewehre überhaupt in Österreich erzeugt wurden.

Abschließend betonte der Waffenproduzent, dass man selbst „extrem an einer lückenlosen Aufklärung über die Herkunft dieser Gewehre interessiert ist und hat den US-Behörden volle Zusammenarbeit angeboten“ habe.

Pilz verweist auf US-Kritik
Der Grüne Sicherheitssprecher Pilz übte im Zusammenhang mit den im Irak aufgetauchten Gewehren heftige Kritik an den damals verantwortlichen ÖVP-Regierungsmitgliedern. Er verwies auch darauf, dass der damalige US-Botschafter Brown bei seinem Antrittsbesuch bei Strassers Nachfolgerin Prokop im Jänner 2005 einen Stopp der Lieferung verlangt habe, nachdem das Innenministerium am 12. November 2004 den Deal per Bescheid genehmigt hatte.

Deal „illegal“
Verantwortlich für den Deal seien der frühere Innenminister Strasser, der heutige Innen- und damalige Verteidigungsminister Platter, Außenministerin Plassnik und Ex-Kanzler Schüssel, so Pilz, der schon damals das Geschäft als „illegal“ bezeichnet hatte.

Präzisionswaffe durchschlägt sämtliche Panzerungen
Das Steyr-Mannlicher HS50 ist eine Präzisionswaffe, die auf große Entfernungen bis zu eineinhalb Kilometer sowohl Körperpanzerungen als auch gepanzerte Fahrzeugwände durchschlagen kann. Ein Sprecher des Innenministeriums hatte im Dezember 2005 erklärt, das Geschäft sei lange und genau geprüft worden, bevor es bewilligt worden sei.

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