Neues Konzept

Kampf gegen Gewalt in Spitälern

Oberösterreich
23.09.2017 00:32

Die Zahlen sind erschreckend: Knapp 80 Prozent der Mitarbeiter in Spitälern, Altenheimen und psychiatrischen Einrichtungen waren in den vergangenen zwölf Monaten verbaler Gewalt ausgesetzt, 60 Prozent wurden körperlich attackiert. Das Salzkammergut-Klinikum startet nun Gespag-intern ein Gegenkonzept.

"Besorgniserregende Fakten und eine noch viel höhere Dunkelziffer zwingen uns zum Handeln. Gewalt im Gesundheitswesen darf nicht länger hingenommen werden", sagt Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander: "Oft können kleine Interventionen schlimme Folgen, wie posttraumatische Belastungsstörungen beim Personal, verhindern."

80 Prozent des Pflegepersonals
Am meisten sind mit 80 Prozent die Mitarbeiterinnen des Pflegedienstes betroffen, Ärzte zu 17%.

Ganzheitliches Konzept
"Für uns als Gespag war es entscheidend, ein ganzheitliches Konzept für alle Berufsgruppen in unseren sechs Spitälern, 1038 Mediziner und 3583 Pflegekräfte, zu erarbeiten", so Gespag-Vorstand Karl Lehner.

Dunkelziffer ist groß
Gabriele Aster, Pflegedirektorin im Salzkammergut-Klinikum, hat das Konzept ausgearbeitet: "Wir haben mit Info-Veranstaltungen versucht, unsere 2819 Mitarbeiter zu sensibilisieren. Wir wissen aus Erfahrung, dass die Dunkelziffer ungemein groß ist, weil viele Kolleginnen das Gefühl haben, dass sie Gewaltattacken einfach hinnehmen müssen, dass sie zum Berufsbild gehören".

Ärztlicher Direktor wurde gebissen
Tilman Königswieser, Ärztlicher Direktor des Salzkammergut-Klinikums, ergänzt: "Ich bin selbst in der Unfallambulanz einmal von einem Patienten, den ich gerade genäht habe, gebissen worden. Er hat zu mir gesagt: ,Damit du auch blutest.‘ Es kann sich keiner vorstellen, was sich in Akutsituationen alles abspielt."

Pflegedirektorin Gabriele Aster machte als  junge  Krankenschwester negative Erfahrungen. Nun arbeitet sie am gewaltfreien Spital.

"Krone": Sie haben selbst als Krankenschwester Gewalt im Spital erlebt.
Gabriele Aster: Ja, weil ich unerfahren war.

"Krone": Sie haben nun ein Konzept für gewaltfreie Spitäler ausgearbeitet.
Aster: Es gibt Leitlinien für Mitarbeiter und Führungskräfte, außerdem machen wir auch Deeskalationstrainings für jene Mitarbeiter, die an besonders exponierten Bereichen wie Akutaufnahme, Unfallambulanz, Psychiatrie und Kreißsaal arbeiten.


"Krone": Ihnen ist es auch ein Anliegen, die Tabuisierung zu durchbrechen.
Aster: Seit drei Monaten werden an unseren drei Standorten alle Vorfälle dokumentiert, mit einfachen elektronischen Formularen und einer eigenen Meldestelle.

"Krone": Wie viele Meldungen gab es?
Aster: Bislang wurden der Meldestelle 24 Gewaltereignisse bekannt.

Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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