Das ist die IS-Zelle

Barcelona-Terrormörder reisten quer durch Europa

Ausland
21.08.2017 08:58

Stand der Imam von Ripoll, der vermutete Kopf der katalanischen Terrorzelle, in Verbindung mit dem IS? Seine Reisen deuten darauf hin: Abdelkadi Es Satty, der derzeit offziell vermisst wird, aber tot sein dürfte, reiste in den vergangenen zwei Jahren nach Angaben der Zeitung "El Pais" nach Belgien sowie nach Marokko und Frankreich - Länder, in denen viele Handlanger des Islamischen Staats leben. Doch auch andere der gebürtigen Marokkaner reisten umher - zwei von ihnen waren Ende letzten Jahres in der Schweiz.

Nach den Anschlägen in Barcelona und Cambrils mit 14 Toten - auch der zunächst als vermisst gegoltene siebenjährige australische Bub Julian Cadman war bei der verheerenden Amokfahrt auf der La Rambla in der katalanischen Hauptstadt ums Leben gekommen - untersuchen die Ermittler verstärkt die Rolle des verschwundenen Imams Abdelkadi Es Satty.

Insbesondere werde ein Aufenthalt Es Sattys 2016 in der belgischen Gemeinde Machelen unter die Lupe genommen, hieß es in spanischen Medien. Laut "El Pais" dürfte der Imam auch in Kontakt mit einem Anführer der Dschihadistenmiliz gestanden haben.

Es Satty wird verdächtigt, die jungen Männer hinter den Anschlägen von Barcelona und Cambrils radikalisiert zu haben. Er wohnte in Ripoll, einer rund 40.000-Einwohner-Stadt nördlich von Barcelona. Von dort und von dem Ort Alcanar aus soll die zwölfköpfige Terrorzelle agiert haben. Ein Einwohner Ripolls sagte, seit der Imam vor zwei Jahren in den Ort gekommen sei, habe es dort einen "Wandel" gegeben.

Eine Cousine des gesuchten 22-jährigen Younes Abouyaaqoub, der den weißen Van gefahren haben soll, der 13 Menschen tötete und über 100 verletzte, sagte, der Imam sei es gewesen, der ihren Verwandten und die anderen Burschen und jungen Männer der Terrorzelle "manipuliert" habe.

Imam starb vermutlich bei versehentlicher Explosion in Alcanar
Es Satty wurde seit Dienstag nicht mehr gesehen. Möglicherweise starb er bei der Explosion eines Hauses in Alcanar. In dem Haus hortete die Terrorzelle laut Polizei mindestens 120 Gasflaschen - offenbar waren damit noch weitaus verheerendere Anschläge, unter anderem auf die Kathedrale Sagrada Familia, eines der Wahrzeichen von Barcelona - geplant gewesen. Durch die versehentliche Explosion in der Nacht auf Donnerstag wurden die ursprünglichen Anschlagspläne aber offenbar durchkreuzt.

Nachbarin: "Männer waren da, die Waffen abgeladen haben"
Nachbarn gaben inzwischen zu, dass sie die verdächtigen Vorkommnisse in dem Haus bemerkt hätten, sich aber nicht getraut hätten, zur Polizei zu gehen. So sagte die 61-jährige französische Rentnerin Martine Groby, die gleich nebenan wohnt, der Nachrichtenagentur AFP, sie habe seit April vier Männer gesehen, "die alle französisch sprachen". Sie seien gekommen und gegangen und hätten "Waffen abgeladen".

Die Mitglieder der Terrorzelle von Katalonien
Insgesamt bestand die Terrorzelle den Ermittlungen zufolge aus zwölf Personen - außer dem Imam großteils Burschen und junge Männer.

Fünf von ihnen wurden bei einem Polizeizugriff in Cambrils getötet: Moussa Oukabir (17) war der Jüngste von ihnen. Er mietete mit dem Ausweis seines Bruders den Transporter. Der 24-jährige Mohamed Hichamy war daran beteiligt. Auch Mohameds Bruder Omar wurde erschossen - ebenso wie Said Aallaa (20) und der Bruder des flüchtigen 22-jährigen Younes Abouyaaqoub, El Houssaine Abouyaaqoub (19).

In Haft befinden sich Driss Oukabir (29), der Bruder des 17-jährigen Moussa, der mit den Vorgängen aber nichts zu tun haben will.

Mohammed Aallaa (27) ist der Besitzer des Audi A3, mit dem die Terroristen in Cambrils sechs Menschen verletzten. Mohammed Houli Chemlal wurde bei der Explosion in der Bombenwerkstatt in Alcanar verletzt und Salh El Karib ist der Betreiber eines Internetcafés in Ripoll. Seine Rolle ist aber noch unklar.

Ebenso unklar ist, ob der Imam von Ripoll sowie Bombenbauer Youssef Aallaa noch am Leben sind oder ebenfalls in Alcanar getötet wurden. Auf der Flucht und vermutlich in Frankreich soll sich Younes Abouyaaqoub (22) befinden.

Bombenbauer Aallaa und getöteter Hichamy auch in der Schweiz
Youssef Aallaa und Mohamed Hichamy befanden sich Ende letzten Jahres, genauer gesagt im Dezember, in der Schweiz. Was die beiden dort taten, wird ebenfalls ermittelt, wie das Bundesamtes für Polizei dem Schweizer "Tagesanzeiger" bestätigte. Wie die Verbindung zur Schweiz aussieht, lasse sich aber noch nicht sagen.

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