Mütter, die während der Schwangerschaft rauchen, beeinflussen nachhaltig wichtige Regulatoren im Erbgut ihres noch ungeborenen Kindes. Wie deutsche Forscher herausgefunden haben, sind diese epigenetischen Veränderungen nicht auf einzelne Regionen der DNA beschränkt, sondern lassen sich im gesamten Genom nachweisen. Sie sind möglicherweise dafür verantwortlich, dass solche Kinder später anfälliger für Diabetes, Krebs und Lungenerkrankungen sind.
Epigenetische Veränderungen sind Teil der unzähligen Prozesse, die während der Entwicklung eines Menschen ablaufen. Das Erbgut fungiert als Blaupause für alle Zellen. Damit sich unterschiedliche Zelltypen entwickeln können, etwa Leber-, Nerven- oder Muskelzellen, müssen bestimmte Gene zu bestimmten Zeitpunkten an- oder abgeschaltet werden. Das passiert unter anderem durch epigenetische Veränderungen. Verschiedene Umwelteinflüsse können diese stören.
Erhöhen Risiko für Lungenerkrankungen
Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig sowie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg und der Universität Heidelberg konnten zeigen, dass mit Tabakrauch verbundene Veränderungen in Verstärkern der Genregulation (den sogenannten Enhancern, Anm.) das Risiko von Kindern für Lungenerkrankungen erhöhen.
Wie die Wissenschaftler herausfanden, werden unter Umständen mehr als 400 dieser Enhancer in der DNA modifiziert. Das könnte erklären, warum Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft rauchten, später anfälliger für Lungenerkrankungen, Krebs und Diabetessind, berichten die Forscher im Fachjournal "Molecular Systems Biology".
Effekte noch nach mehreren Jahren nachweisbar
Gleichzeitig haben die Wissenschaftler festgestellt, dass die bei der Geburt im Nabelschnurblut beobachteten epigenetischen Effekte auch noch mehrere Jahre später nachweisbar sind. Ob das langfristige Auswirkungen der Rauchbelastung vor der Geburt sind, lasse sich dabei aber nicht zweifelsfrei sagen. Denn: "Kinder, die vor der Geburt schon mit Tabakrauch belastet sind, sind es meist auch nach der Geburt", so UFZ-Umweltimmunologin Irina Lehman.
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