Aus Stammzellen

Japan: Forscher züchten im Labor Haut samt Haaren

Wissenschaft
04.04.2016 10:32

Japanische Wissenschaftler haben aus den Stammzellen von Mäusen ein Hautstück mit Haaren und Talgdrüsen geschaffen. Die künstliche Haut könne, im Gegensatz zu bisherigen biologischen Hautnachbildungen, nach einer Transplantation auf eine Maus sämtliche natürlichen Funktionen übernehmen, schreiben sie im Fachjournal "Science Advances".

Ein Team um Ryoji Takagi von der Tokyo University of Science, hatte für seine Versuche induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) von Mäusen genutzt. Das sind Körperzellen, die in eine Art embryonalen Zustand zurückversetzt wurden. Die Forscher beeinflussten die iPS-Zellen der Nager so, dass sich im Labor dreidimensionale kleine Gewebe-Klümpchen entwickelten.

Diese sogenannten "Embryoid bodies" differenzieren normalerweise unkontrolliert in verschiedene Gewebearten aus. Die Wissenschaftler beeinflussten die Entwicklung jedoch. Sie gaben zum Beispiel ein Signalprotein hinzu und setzten die "Embryoid bodies" zum Wachstum vorübergehend in die Nähe von Mäusenieren ein. Darauf bildeten sich Hautzellschichten, Haarfollikel und andere Hautstrukturen.

Befürchtete Tumorbildung blieb aus
In den Follikeln befanden sich, wie beim normalen Haar, Talgdrüsen und Muskelfasern. Anschließend transplantierten die Forscher dieses Gewebe in die Haut anderer Mäuse. Nach vierzehn Tagen wuchsen den transplantierten Nacktmäusen in diesem Bereich Haare. Das künstliche Gewebe ging zudem normale Verbindungen mit den umgebenden Nerven- und Muskelfasern ein. Ein besonderes Risiko der Stammzellforschung - die Tumorbildung - blieb zudem aus. Auch nach drei Monaten war das Hautgewebe nicht befallen.

"Mit dieser neuen Technik, haben wir erfolgreich die normalen Funktionen der Haut nachgebildet. Wir kommen dem Traum näher, funktionierende Organe für Transplantationen im Labor zu erschaffen", wird Takashi Tsuji vom Riken Center for Developmental Biology (CDB) in Japan in einer Aussendung zitiert.

Forscher wollen so auch menschliche Haut herstellen
Im nächsten Schritt, so kündigten die Forscher an, ginge es darum, mit der gleichen Methode menschliche Haut herzustellen. Diese könnte Patienten helfen, die unter Verbrennungen, Narben oder Haarausfall leiden, so die Wissenschaftler. Die künstliche Haut könne aber auch als Testhaut für Laborversuche verwendet werden. Einen zeitlichen Rahmen nannten die Forscher nicht. Zudem sind die transplantierten Hautstückchen noch recht klein.

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