Riesenhoffnung

Neues Antibiotikum könnte resistente Keime killen

Wissenschaft
08.01.2015 11:35
Gegen Antibiotika resistente Keime sind eine der größten Gefahren der modernen Medizin. Nun aber haben Forscher aus den USA und Deutschland ein neues Antibiotikum entdeckt, das endlich Hoffnung gegen diese Superkeime verspricht. Entdeckt wurde der Wirkstoff im Boden, wirken soll er unter anderem gegen den Erreger von Tuberkulose und den gefährlichen Krankenhauskeim MRSA.

Ab 2050 könnten Superkeime noch mehr Menschen töten als Krebs, warnte erst vor Kurzem eine Studie aus Großbritannien: Zehn Millionen Menschen könnten dann weltweit pro Jahr an derartigen Infektionen sterben, wenn nicht jetzt gehandelt werde. Schließlich könnten selbst Routineeingriffe durch arzneimittelresistente Keime extrem gefährlich werden - schon jetzt stellen diese zum Beispiel in Krankenhäusern eine große Gefahr dar.

Einen möglichen Lösungsansatz für das schwierige Problem haben nun amerikanische und deutsche Forscher präsentiert. Die meisten Antibiotika wurden in den 1940er- bis 1960er-Jahren entdeckt, nun aber haben sie einen neuen Wirkstoff gefunden. Die Wissenschaftler isolierten aus Mikroben, die sie tief im Erdreich fanden, die Substanz Teixobactin, wie sie in der Zeitschrift "Nature" darlegen.

Teixobactin vernichtet schützende Hülle
Das Team um Kim Lewis von der Northeastern University in Boston analysierte hierfür gemeinsam mit Forschern der Universität Bonn 10.000 Stämme von Bodenbakterien und prüfte die antimikrobielle Wirkung der gebildeten Stoffe. Gefunden wurde Teixobactin, das vom Bakterium Eleftheria terrae gebildet wird.

Die Wirkung des neuen Antibiotikums unterscheidet sich von den meisten anderen: Es greift nicht wie diese die Eiweiße von Keimen an, die schnell mutieren und so Resistenzen entwickeln. Stattdessen attackiert es jene Moleküle, diefür den Aufbau der schützenden Hülle von Bakterien zuständig sind - die Schädlinge können so nicht überleben.

Exzellente Wirkung bei niedriger Dosierung
Die Wirkung gegen bestimmte Bakterien sei exzellent, berichten die Forscher, etwa die Krankenhauskeime MRSA (Staphyloccocus aureus) und Clostridium difficile sowie den Milzbrand-Erreger Bacillus anthracis und den Verursacher von Tuberkulose, Mycobacterium tuberculosis.

In Versuchen mit Mäusen habe schon eine niedrige Dosierung des neuen Antibiotikums ausgereicht, um die Tiere vor dem sicheren Tod zu bewahren - und das, obwohl Teixobactin für Säugetierzellen nicht giftig sei. Ein weiterer positiver Aspekt: Den Forschern gelang es nicht, resistente Keime zu züchten. Die Hoffnung, dass Teixobactin über mehrere Jahrzehnte hinweg wirksam bleiben könnte, sei demnach groß.

Bis das neue Antibiotikum allerdings großflächig eingesetzt werden könnte, wird es mindestens fünf bis zehn Jahre intensiver Forschung bedürfen. Noch ist etwa völlig unklar, ob Teixobactin auch für den Menschen ungiftig ist. Zudem wirkt es zum Beispiel nicht gegen Bakterien wie E.coli, die für viele heutige Resistenzen verantwortlich sind, weitere Forschung gegen Superkeime ist demnach unabdingbar.

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