Leben mit Kunst

Von Eislutschern, Kunst, Krempel und Schnittlauch

Kultur
13.12.2025 10:01

Feinste österreichische Malerei findet man bei „Giese & Schweiger“. Der generationenübergreifende Kunsthandel feiert heuer sein 45-jähriges Bestehen. Wir trafen die Experten für österreichische Kunst, Herbert und Alexander Giese, zum Gespräch. 

„Bei mir war das einfacher“, sagt der Wiener Kunsthändler Alexander Giese (*1976) auf die Frage, wie man zu diesem Beruf kommt. „Bei mir war es auch nicht schwierig“, kontert sein Vater Herbert Giese, Jahrgang 1950: Seine Eltern ließen ihn studieren, was er wollte, „Kunstgeschichte, aus reiner Neigung“.

Gemeinsam mit Kompagnon Harald Schweiger und ihrer Galeriedirektorin Sonja Menches gelten die Gieses als die großen Spezialisten für österreichische Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Wobei das Spektrum dank Alexander längst bis in die Gegenwart reicht.

Schöne Venezianerin: Dieses Porträt (um 1885) des Wieners Cecil van Haanen ist die Zierde der ...
Schöne Venezianerin: Dieses Porträt (um 1885) des Wieners Cecil van Haanen ist die Zierde der Ausstellung zum 45-Jahr-Jubiläum.(Bild: Zierhofer Hubert)
Meisterin der Blumen: Alexander Giese dissertierte über Olga Wisinger-Florian, die heute als ...
Meisterin der Blumen: Alexander Giese dissertierte über Olga Wisinger-Florian, die heute als große Malerin des Impressionismus gilt.(Bild: Zierhofer Hubert)
Bunte Zeitgenossen: Zeitgenössisches reibt sich bei Giese & Schweiger mit Älterem: hier ein ...
Bunte Zeitgenossen: Zeitgenössisches reibt sich bei Giese & Schweiger mit Älterem: hier ein „Flusslauf“ von Hubert Schmalix.(Bild: Zierhofer Hubert)

Zurück zum Anfang: Während des Studiums heuerte Herbert Giese bei einem Kunsthändler an, der Drehscheibe für die Druckgrafik der Phantastischen Realisten war. Er bot diese schlau als günstige Subskriptionsschnäppchen an. Kommuniziert wurde das vor allem über die Zeitungen. Ein Job für Herbert Giese: „Ich musste mit meinem alten Käfer in die Muthgasse zur ,Krone‘ fahren“, um bei Herausgeber Hans Dichand für die Ankündigungen vorstellig zu werden.

Mit viel Chuzpe ins eigene Händlerleben 
Nach zwei Jahren bei einem Alte-Meister-Händler eröffnete er dann „mit der größten Chuzpe meines Lebens“sein erstes Geschäft: „Am 3. April 1973. Am 4. April hat einer um 9500 Schilling eingekauft. Ich bin heim zu meiner Frau und habe gesagt: Du, dabei bleiben wir!“

Er befreundete sich mit dem Kollegen Harald Schweiger. Gemeinsam wollte man es den anderen zeigen. Als dann in der Akademiestraße 1 ein Lokal frei wurde, gründeten sie 1980 „Giese & Schweiger“ und blieben allen Unkenrufe zum Trotz erfolgreich. Heuer wird 45-Jahr-Jubiläum gefeiert.

Ein eingespieltes Team: Gründer Herbert Giese zwischen Galeriedirektorin Sonja Menches und ...
Ein eingespieltes Team: Gründer Herbert Giese zwischen Galeriedirektorin Sonja Menches und Geschäftsführer Alexander Giese.(Bild: Mario Urbantschitsch)

Schöner, größer als je zuvor, denn unter der Ägide von Alexander wurden die Räume großzügig erweitert. Zwei Generationen arbeiten hier harmonisch zusammen. Ein seltener Glücksfall.

Doch wie hat sich der Handel in diesen Jahren verändert? „Früher gab es mehr Zwischenhändler, man hat auch bei Vorstadthändlern gekauft. Aber mit dem Informationsüberangebot, jeder weiß heute alles, gibt es diese Chance nicht mehr. Das Einzige, wo du heute besser sein kannst, ist in der Beurteilung der Qualität“, sagt Herbert Giese.

„Früher konnte man einen Wissensvorsprung ausnutzen. Händler sind nach London zu einer Auktion geflogen, da wusste in Österreich niemand, welche Bilder dort verkauft werden“, so Alexander. Er geht auch originelle neue Wege, veranstaltet etwa mit dem Wiener Kunstmarktspezialisten Christof Habres jede Woche den Podcast „Kunst&Schnittlauch“, mit viel Humor und feinen Drinks. Auch der Vater ist medial mit allen Wassern gewaschen, als Kolumnist und seit 35 Jahren als Experte in der TV-Sendung „Kunst & Krempel“. 

Feilschen mit Leopold: um Schiele und Boeckl 
Mit dem einstigen Belvedere-Direktor Gerbert Frodl war Herbert Giese vor dem Republiksankauf für die Schätzung der Sammlung Leopold zuständig. Giese erinnert sich an viele Matches: „Für einen Herbert Boeckl wollte Leopold zwölf Millionen Schilling. Ich hab ihn daraufhin gefragt, ob er von heißen Eislutschern träumt? Damals hat der teuerste Boeckl 400.000 gekostet.“

Am Ende wurde die Sammlung auf über 7 Milliarden Schilling geschätzt, der Staat zahlte letztlich 2,2 Milliarden, umgerechnet ca. 160 Mio. Euro. Minister Erhard Busek fragte, ob die Sammlung das wert sei. Giese entgegnete: „Es wird die Zeit kommen, wo zwei, drei Bilder das, was sie jetzt ausgeben, locker finanzieren.“

Wenn man an die aktuellen Klimt-Rekorde denkt, ein gutes Geschäft. Und Alexander Giese ergänzt: „Das wäre heute politisch wohl kaum durchsetzbar. Dabei würde ich gerne wissen, was das Leopold Museum an Umwegrentabilität gebracht hat.“

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