Trotz Hightech-Einsatz wurde das Massengrab von Rechnitz auch bei der jüngsten Grabung nicht gefunden. Entdeckt wurden hingegen Überreste einer steinzeitlichen Anlage. Wie die Suche weitergeht, ist offen
Auch 80 Jahre nach dem grauenhaften Massaker von Rechnitz ist das Massengrab mit den sterblichen Überresten der Opfer noch nicht gefunden. Rund 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiten wurden damals von den Nazis und ihren Helfern ermordet und verscharrt.
Im vergangenen Herbst gab es den bislang letzten Anlauf bei der Suche nach dem Massengrab. Zum Einsatz kam im Vorfeld auch eine neue – von der TU Wien entwickelte – geophysikalische Methode, die entscheidende Hinweise liefern sollte. „Vereinfacht gesagt wurde die Konzentration von Kohlenstoff im Boden gemessen, da alles Lebendige und ehemals Lebendige daraus besteht“, erklärt Nikolaus Franz, Leiter der Landesarchäologie Burgenland. Basierend darauf wurde ein sehr kleines Untersuchungsgebiet auf der rund 30 Hektar großen Gesamtverdachtsfläche für die mögliche Lage des Massengrabs festgelegt. Danach wurde die erste Bodenschicht, auch gemeinhin Humusschicht genannt, maschinell abgetragen.
„Leider hat es nicht zum erhofften Ergebnis geführt“, schildert Franz. Es sei wichtig gewesen, die neue Methode einmal in Feld auszuprobieren. Jede archäologische Grabung führe aber zu einem Ergebnis. Gefunden wurden etwa Überreste einer steinzeitlichen Anlage. Diese konnten auch genau dokumentiert werden. Sie sollen für das Archäologie-Projekt „Kreisgrabenanlage & Steinzeitdorf Rechnitz“ genutzt werden.
Erdproben werden derzeit im Labor ausgewertet
Außerdem laufen derzeit noch weitere Untersuchungen. So wurden aus dem Grabungsbereich Erdproben entnommen. Das Physiogeografischen Labor am Institut für Geografie und Regionalforschung der Universität Wien führt eine Analyse durch, ob sich dort tatsächlich der erwartete höherer Kohlenstoffanteil befand. „Ich denke, dass die Ergebnisse Anfang nächsten Jahres vorliegen. Dann sehen wir weiter“, so der Leiter der Landesarchäologie.
Somit bleibt die Lage des Massengrabes vorerst ein ungelöstes Rätsel. Die Suche ist aus mehreren Gründen nicht einfach: „Die Verdachtsfläche ist riesengroß, das Grab oder die Gräber könnten räumlich betrachtet sehr klein sein“, erläutert Franz. Neben archäologischen Bodendenkmälern – von der Steinzeit bis zu Stellungsbauten aus dem 2. Weltkrieg – komme eine sehr komplexe natürliche Bodensituation hinzu. „Ich bin froh über jeden Quadratmeter, den wir nach Grabungen ausschließen können“, meint Franz.

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